Satt Sauber Sicher
es Augen. Blaue Augen, die eine sanfte Melancholie verströmen.
Am späten Nachmittag wacht Peter auf. Liegt ganz zerknautscht auf dem Sofa. Sein Gesicht hat die Form eines Kissens, das unter seinemGesicht lag. Auf dem Tisch liegen seine Zigaretten. Er fummelt sich ein Billigtabakprodukt aus der Schachtel und gibt sich Feuer. Der Traum war seltsam real. Peter riecht noch eine Mischung aus verbrannter Bratwurst und Chlor. Um den Traum wegzuspülen, lässt er Zigarettenrauch durch seine Nasenhöhlen fluten. Der Traumgeruch verschwindet, bleicht langsam aus. Die Zigarette vergeht, wird spontan durch eine neue ersetzt. Einige nennen es Nikotinsucht. Peter nennt es Lebensqualität. Er hat einfach auch für jede denkbare Phase seines Lebens Handlungsweisen, die ihn besänftigen. Peter ist ein Denkstratege. Er macht scheinbar alles richtig.
Rauchend sucht Peter die Fernbedienung, um das TV-Gerät aus der Ferne zu bedienen. Ein feines, leises bss öffnet die mediale Pforte zu 47 Programmen. Programm für Programm prostituiert es sich bunt und munter auf dem Bildschirm. Dummheit von Dreistigkeit von Dummheit von grenzenlosem Irgendwas abgelöst. Die Medienlandschaft wie ausgestorben. Ein verdorrtes Land. Peter sucht vergeblich was Lebendiges. Dennoch ist er nicht allzu kritisch. Er kann es gut ertragen, wenn sein Geist sich auf Hirnkot ausruht. Er durchquert die Kanäle.
Fernsehen ist jetzt genau das Richtige. Er schaltet um und um und es beginnt ein multimediales Schlachtfest an einem Mittwochnach- mittag. Nach zehnminütigem Zappelzappen ist Peter erniedrigt von der Mangelqualität des Nachmittagsprogramms. Fernsehen war genau das Falsche. Ein verächtliches bss der Fernbedienung verkündet seine Unlust an dieser Pseudounterhaltung. Peter raucht. Es legt sich ein flacher Film auf seine Lunge, den Peter selbst Beruhigung nennt. Ein angenehmes Kratzen tritt auf, ohne das diese Ruhe nicht komplett wäre.
Peter geht in seiner Wohnung umher. Gedanken treiben ihn. Undenkbare Gedanken. Er geht hinaus auf den Balkon. Denken. Dies hier ist das dritte Stockwerk. Warum? Zen? UnZen? UnZenSiert sensibilisiert. Passion und Aktivität versus Passivität und Perversion. Freiheit verhindert sich selbst. Freiheit gleich Feigheit? Na komm, ein Flugzeug und du bist weg. Deutschland den Rücken kehren. Du bist alles außer Deutschland, Peter ... oder doch lieber ein Sprung und du bist weg ... Selbstmord drängt sich manchmal auf ob der Sentimentalitäten, die einem Menschen aufgerucksackt werden ... Peter will nicht springen, Peter will ungebrochen atmen. Nicht am Boden zerschellen und nicht mehr gut aussehen. Er würde gefunden werden und "Iiihhh!!!" würde der brüllen, der ihn findet. Muss ja nicht sein, denkt Peter und balanciert seinen Geist aus dem Suizidbedürfnis.
Peter weicht unbequemen Fragen an sich selbst gerne aus. Dann denkt er an naheliegende Dinge wie die Menschen mit Behinderung, die er täglich betreut. Dinge und Menschen. Da wird er gebraucht und wer gebraucht wird, ist so unfrei wie ein Hochhaus oder ein amerikanischer Präsident, schallt es in ihm. Und er hat recht und es tut nicht weh. Peter ist, wie Peter ist. Er zündet sich noch eine Zigarette an. Das Denken rekonstruiert sich von selbst. Es ist nicht wichtig in diesen Augenblicken. Der Blick nach unten. Der Blick nach oben. Peter verfolgt eine Schwalbe, die sich in den Häuserschluchten verirrt hat. So scheint es ihm. Der kleine Vogel verschwindet aus seinem Blickfeld. Peter geht wieder rein. Schließt die Balkontür. Es wird ein Herbst, der sich gewaschen hat, sagt der dunkle Horizont.
Peter registriert seine Freiheit, will sich aber nicht in sie fallen lassen. Was ist so schlimm daran, allein zu sein, denkt er sich. Für niemanden verantwortlich. Für niemanden wesentlich. Ist sein Leben nur eine Flucht oder passt das alles in ein Konzept? Und wenn nicht, ist nicht alles scheißegal im Endeffekt? Denken. Peter bewegt Gehirnzellen in seinem Schädel. Die Freiheit. Seine Freiheit. Die nutzt er hier zum Stehen, Denken und Rauchen. Für den Moment ist das genug. Träume können warten. Traumrealisierung macht Angst, denn was kommt dann, wenn ein Traum erst mal wahr ist, zum Beispiel der einer gut laufenden Beziehung mit allerhand Sex und guten Gesprächen. Was ist, wenn dieser Fall eintritt? Wo bleibt dann die Sentimentalität des Träumens? Wo bleibt der Träumer? Auf der Strecke? Peter hat Angst davor, zu viele von seinen Kopfgeburten Wirklichkeit werden zu
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