Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
Vom Netzwerk:
Sauerländischer Polizeialltag, wenn man so wollte.
    Müde sah sich Max im Besprechungsraum um. Außer ihm waren noch vier andere Personen da, von denen er keine Einzige kannte. Zwei Polizisten in Uniform waren dabei, einer um die Fünfzig, der andere zehn Jahre jünger. Außerdem ein schlaksiger Kerl mit lichtem Haar, der einen Stapel Papiere vor sich liegen hatte, sowie eine junge Frau mit einem frechen Kurzhaarschnitt, die ihn zumindest angelächelt hatte. Zunächst hatte Max vorgehabt, sich schon beim Hereinkommen vorzustellen. Dann hatte ihn die Atmosphäre im Raum jedoch davon abgehalten.
    Kurz nach neun öffnete sich die Tür, und sie kam herein. Marlene Oberste. Nicht allein. Direkt hinter ihr ging jemand, den Max sehr wohl kannte. Jan Vedder, der Kripo-Mann, mit dem die Hauptkommissarin auch im letzten Fall zusammengearbeitet hatte und bei dem Max zwei-, dreimal mitgefahren war. Vedder trug wie fast immer eine Jeansjacke und hatte eine Baseballkappe auf. Mittlerweile fragte Max sich, ob er darunter seine spärlicher werdenden Haare versteckte. Marlene Oberste trug einen Mantel, ein Daunenmodell in einem dunklen Rotton. Dazu eine helle Cordhose und schwarze Stiefel. Am interessantesten war allerdings ihre Frisur. Die Haare waren blondiert. Außerdem trug Oberste sie länger als noch damals vor drei Jahren. Die Frau hatte bestimmt auch eine dieser Typberatungen mitgemacht. Anders war nicht zu erklären, wie aus der zwar selbstbewußten, aber gänzlich unmodischen Person die Frau geworden war, die jetzt vor ihm stand.
    »Ich sehe, wir sind vollzählig«, sagte Marlene Oberste und legte ihre Tasche auf einem der freien Plätze ab. Vedder ließ sich auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Hufeisens nieder. Er schaute kurz zu Max herüber, zeigte aber keine erkennbare Regung.
    »Herr Pohl, wenn Sie wieder das Protokoll übernehmen würden?« Marlene Oberste lächelte dem jüngeren der beiden uniformierten Polizisten zu. Der nickte. Offensichtlich hatte er bereits damit gerechnet, denn Din A4 – Block und Stift lagen schon vor ihm bereit.
    »Eins vorweg, damit wir alle auf einem Stand sind. Heute Nacht kam es zu einem Vorfall in Renkhausen, einer Ortschaft nicht weit von Wulfringhausen, dem Tatort, sowie Henningloh, dem Wohnort des Opfers, entfernt. Jemand hat dort die Aufschrift Jägerlust = Tierfr an eine Hauswand geschmiert. Wahrscheinlich hat der Täter Tierfrust schreiben wollen, doch wurde er dabei gestört.«
    Allgemeines Gemurmel. Nur Jan Vedder schien schon eingeweiht. »Der nächtliche Vorfall ist auch der Grund dafür, warum die Spurensicherung zu dieser Besprechung nicht erschienen ist. Die Jungs sind vor Ort. Wir können nur hoffen, daß sie Erkenntnisse darüber gewinnen, ob es sich hier um denselben Täter handelt wie bei unserem Hochsitzmörder.«
    »Du sagtest, der Täter wurde gestört«, unterbrach die Frau mit dem kurzen, dunklen Haar Marlene Oberste, »gibt es eine Beschreibung?«
    »Nein, leider nicht. Die Zeugin ist über achtzig und hat den Täter nur vom Fenster aus gesehen. Sie kann nicht mal sicher sagen, ob es sich um einen Mann handelt oder um eine Frau.«
    Marlene Oberste sah sich in der Runde um. »Bevor wir jetzt aber weiter in die Sache einsteigen, möchte ich noch kurz ein neues Mitglied in unserem Team begrüßen, Max Schneidt, mit dem ich bereits in einem früheren Fall zusammengearbeitet habe. Herr Schneidt ist in Dortmund eingesetzt und hat dort auf meine Bitte hin den Tieraktivisten Abel befragt. Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, daß Tierschützer nicht mit einer Flinte durch den Wald stiefeln, um kaltblütig den erstbesten Jäger um die Ecke zu bringen. Dennoch ist es wichtig, in alle Richtungen zu ermitteln. Nicht zuletzt wegen des Vorfalls heute Nacht müssen wir herausfinden, ob es in der Umgebung eine militante Jagdgegnerschaft gibt. Dortmund war da sicher ein Ansatz. Möchten Sie selbst kurz zusammenfassen, Herr Schneidt, was sich dort ergeben hat?«
    Max hatte damit gerechnet. Es war üblich, daß jedes Mitglied eines Ermittlungsteams seine Ergebnisse vortrug. In der letzten Stunde hatte er hundertmal darüber nachgedacht, wie er seine Sätze formulieren würde. Und trotzdem war er plötzlich aufgeregt und verhaspelte sich schon beim ersten Satz.
    »Nun, ich war da, also in der Wohnung des Betroffenen, also des Rüdiger Abel, wo ich ihn selbst und seine jetzige Lebensgefährtin antraf.« Max wußte, daß man es viel steifer eigentlich nicht formulieren

Weitere Kostenlose Bücher