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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Gleichzeitig brachten sie mich auf die richtige Idee.
    »Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen«, herrschte ich meinen Köter unvermittelt an. »Als lebtest du vegetarisch! Was frißt du denn am liebsten? Chappi oder Pal? Ja, meinst du vielleicht, das wird aus Bambusblättern gemacht? Rindfleisch ist dadrin und Schweinefleisch auch. Und Eichhörnchenfüße habe ich im Napf auch schon gesehen. Erzähl du mir was von vegetarischer Alternativlebensart. Das sind die Schlimmsten, die ihre Beute erst noch in Dosen verstauen.«
    Die Taktik klappte. Allgemeines Gebrummel hatte eingesetzt. Die Hasen und das Eichhörnchen hatten sich empört in Süffels Richtung gedreht, und auch das Schwarzwild ließ sich nicht lumpen und starrte Süffel zornerfüllt an. Die Gelegenheit war günstig. Ich nahm Reißaus. Süffels Gebell hörte ich noch lange in meinem Rücken. Und es hörte gar nicht auf. Im Gegenteil. Es wurde immer lauter. So laut, daß ich es kaum noch aushalten konnte. Ich schreckte hoch. Süffel lebte. Er stand vor meinem Bett. Außerdem bellte er mir gerade mein Trommelfell kaputt. Ich starrte seine Reißzähne an. Normale Größe, zum Glück. Ich sank zurück ins Kissen. Dann streckte ich meinen Arm zu ihm aus. Gott sei Dank, er war noch immer unser Wuschelbär. Dann wußte ich plötzlich, warum Süffel bellte. Das Telefon klingelte, und zwar gnadenlos. Ich robbte mich hinüber zu Alexas Seite und griff mir den Hörer.
    Die Stimme war kaum zu hören. Ein Flüstern war es, mehr nicht. Drei Anläufe, erst dann wußte ich, wer dran war. Ommma rief mich an. Nachts um halb eins.
    »Da ist jemand«, wisperte sie in den Hörer hinein. »Und Hans und Elisabeth sind noch immer nicht da.«
    »Wie – da ist jemand?«, fragte ich zurück. Hatte Ommma geträumt? Vielleicht ähnlich schlimm wie ich?
    »Da ist jemand am Haus!«
    »Ein Fremder? Meinst du, jemand, der einbrechen will?«
    »Ja – oder besser nein. Er hantiert da unten an der Hauswand herum.«
    Ich versuchte, mir das Schnittlersche Wohnhaus vor Augen zu führen. Das Telefon stand im oberen Flur, nicht gerade in der Nähe des Eingangsbereichs.
    »An der Hauswand?«, fragte ich aufgeregt. »Was soll das heißen – er hantiert an der Hauswand herum?«
    »Ich hab’ ihn nicht gefragt«, krächzte Ommma zurück. »Ehrlich gesagt hat mir da ein bißchen der Mumm gefehlt.«
    »Und es ist sonst keiner da?«, vergewisserte ich mich.
    »Würde ich sonst anrufen?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ich überlegte krampfhaft. »Am besten ist, du verhältst dich ganz ruhig. Ich alarmiere jetzt sofort die Polizei.«
    »Aber das dauert Stunden, bis die hier sind. Deswegen rufe ich bei dir an.«
    »Aber bei mir dauert es genauso lange!« Schließlich brauchte ich für die Strecke durchs Borketal und dann noch bis Renkhausen mehr als dreißig Minuten – genauso wie die Polizei, die um diese Uhrzeit auch von hier aus aufbrach.
    »Soll ich mal das Licht anmachen?«
    »Stehst du da im Dunkeln?«
    »Ja, natürlich, ich wollte dem Einbrecher vorgaukeln, daß keiner zu Hause ist.«
    »Na prima, dann freut er sich besonders.«
    »Was macht der da eigentlich?« Ommma schien zu sich selbst zu sprechen. »Dumm, daß ich im Dunkeln meine Brille nicht gefunden habe. Ich glaube fast, der will gar nicht rein.«
    »Wie – der will gar nicht rein?«
    »Ich sagte doch schon, der hantiert da unten an der Hauswand herum. Der kratzt da rum.«
    »Der kratzt da rum?« Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher, ob Ommma nicht vielleicht im halb wachen Zustand durchs Haus geisterte.
    »Ich glaube, der malt. Der malt da an unserer Hauswand herum. Nee, das sehe ich aber nicht ein.« Ommmas Tonfall hatte etwas unheilvoll Energisches angenommen.
    »Paß auf, wir können jetzt nicht länger -.«
    Ich merkte, wie der Telefonhörer beiseite gelegt wurde. Was heißt gelegt Ommma hatte ihn eher auf den Telefontisch gepfeffert.
    Dann ein Geräusch. Ommma schien das Fenster geöffnet zu haben. Atemlos hörte ich zu, was weiter passierte.
    »Jetzt reicht es aber!«, vernahm ich ihre Stimme. Sie war voller Zorn. »Einfach hier an unserem Haus herumschmieren! Das gehört sich doch nicht!«
    Dann ein Krachen. Ich hielt den Atem an. War der Einbrecher gewalttätig geworden? Lag Ommma bereits in ihrem Blute danieder, während ich hier bewegungslos in den Telefonhörer kroch?
    »Unverschämtheit so was!« hörte ich jetzt ihre Stimme. Sie lebte noch und war noch immer voll in Fahrt. »Ommma? Ommma?« Ich

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