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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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müßte einiges kommen.« Die Oberste sah sich um. »Ist damit alles klar?«
    »Was mache ich?«, beeilte sich Max noch zu fragen.
    »Sie? Na, Sie fahren mit mir. Sie kennen Frau Mühldorff doch schon.«
    Als Max hinter der Hauptkommissarin nach draußen ging, fühlte er deutlich Jan Vedders Blick in seinem Rücken.

17
    »Wissen Sie, was ich mir damals vorgenommen habe, als ich den Mordfall im Krankenhaus bearbeitet habe?« Marlene Oberste blickte aus dem Seitenfenster, während sie mit Max sprach. Ein Tal tat sich zur Rechten auf. Wälder, Wiesen, das klassische Panorama des Sauerlandes – und die ganze Landschaft verzaubert durch eine Puderzuckerschicht. »Ich habe mir vorgenommen, irgendwann zum Skifahren hier ins Sauerland zu kommen. Das ist drei Jahre her. Jetzt ist es Winter, überall liegt Schnee, und ich bin noch immer nicht zum Skifahren gekommen.«
    »Vielleicht wird es ja bald was«, sagte Max leichthin. »Der Winter ist noch lang.«
    Unwillkürlich sah er Marlene Oberste in einem Skianzug vor sich. Das fiel nicht schwer, die Hauptkommissarin hatte eine sportliche Figur. Würde sie die Unternehmung allein in Angriff nehmen? Oder mit Partner? Max wurde bewußt, daß er nichts, aber auch gar nichts über das Privatleben seiner Vorgesetzten wußte. Sie trug keinen Ring, aber was sagte das schon?
    »Fahren Sie Abfahrt oder Langlauf?«, fragte er jetzt. »Keins von beiden. Ich müßte das Skifahren erst noch lernen.« Marlene Oberste grinste. »Vielleicht habe ich ja Lust, wenn dieser Fall hier abgeschlossen ist.«
    Max warf seiner Chefin einen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. Er fuhr zügig und wollte nicht bei der erstbesten Gelegenheit den Wagen seiner Chefin in den Graben setzen. Erst kurz vor Wulfringhausen stellte er wieder eine Frage.
    »Was haben Sie für ein Gefühl, was Gisela Mühldorff angeht?«
    Die Hauptkommissarin drehte sich in Max’ Richtung. »Das müßte ich Sie fragen. Ich habe die Frau noch nie gesehen. Was glauben Sie, Max, ist sie eine Mörderin?«
    Genau diese Frage hatte Max sich in der Nacht ein dutzendmal gestellt. War Gisela Mühldorff eine Mörderin? Sie war eine verwirrte Person, aber eine, die jemanden umgebracht hatte?
    »Suchen wir doch erst mal ihr Gewehr«, sagte er schließlich. Dann hielt er vorsichtig am Straßenrand.
    Die Hauptkommissarin klingelte ziemlich penetrant. Leider ohne jeden Erfolg. Max fürchtete schon, sie wären vergebens gekommen, als plötzlich ein Bellen zu hören war.
    »Die Hunde sind jedenfalls da«, stellte Oberste fest. Dann ging sie ums Haus herum und warf einen Blick in die Fenster hinein. Max nahm die andere Hausecke. Das erste Fenster war so hoch, daß er gar nicht hineinschauen konnte. Die Hunde kläfften immer noch. Das zweite Fenster war auf seiner Höhe. Es dauerte einen Augenblick, bis er etwas erkennen konnte. Die Küche. Max erinnerte sich an die braunen Wandfliesen, die man vom Wohnzimmer aus hatte erkennen können. Und dann sah er sie. Sie saß einfach da. Sie saß auf der Küchenbank und stierte vor sich hin.
    »Frau Mühldorff!« Max klopfte kräftig an die Scheibe, um die Hunde zu übertönen. Frau Mühldorff zuckte kurz, sah Max mit wütendem Gesichtsausdruck an und starrte anschließend noch grimmiger auf den Tisch. Einer der Hunde kam jetzt in die Küche gerannt und sprang an der Fensterbank hoch.
    »Frau Mühldorff, machen Sie bitte auf 1 .« Plötzlich stand die Hauptkommissarin neben Max. Sie hielt die Hände über die Augen und warf einen Blick durch die Scheibe.
    »Frau Mühldorff, ich möchte gern mit Ihnen sprechen«, versuchte sie es in lockendem Ton. Gisela Mühldorff bewegte sich immer noch nicht.
    »Ich habe eine Frage bezüglich Ihres Mannes.«
    Frau Mühldorffs Kopf fuhr hoch. Sie war verunsichert. Das war eine Chance.
    »Es geht um etwas, das Ihr Mann Ihnen hinterlassen hat.« Die Mühldorff musterte Marlene Oberste kurz. Dann starrte sie weiter wütend vor sich hin.
    »Frau Mühldorff, nun nehmen Sie Vernunft an, wir möchten nur mit Ihnen sprechen.«
    »Verschwinden Sie hier!« Ganz unvermittelt stand die Hausbesitzerin auf. »Sie glauben mir ja doch nicht!« Sie kam aufs Fenster zu und riß mit einem Ruck die Gardine davor. Das Einzige, was Max und seine Chefin jetzt noch sahen, war ein braun-grün gemusterter Baumwolllappen. Die Hunde bellten um so kräftiger.
    »Schitte«, murmelte die Oberste jetzt. »Ich möchte so nichts weiter unternehmen. Zumindest, solange wir keinen

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