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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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konnte. Warum fiel ihm das nur so schwer? Bei den Zeugenbefragungen des vergangenen Tages hatte er vor Selbstbewußtsein gestrotzt. Und jetzt? Nervös hantierte er mit dem Stift herum, den er vor sich abgelegt hatte. »Beatrix Gerstner heißt die Lebensgefährtin übrigens.«
    »Interessant. Und wie heißt die Großmutter?« Der Satz kam von Vedder, der zurückgelehnt dasaß und fett über seine Bemerkung grinste. Die anderen hielten sich zurück, nur der Schlaksige konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Plötzlich wurde Max wütend. Er ahnte, was hier im Gange war. Vedder war eifersüchtig auf ihn. Er war Oberstes Kronprinz. Und es war ihm sicher gar nicht recht, daß Oberste Max angefordert hatte. Denn das brachte den Kronprinzen in Gefahr.
    »Sie heißt Mathilde und sieht beim Grinsen ähnlich panne aus wie du.«
    Der Satz war einfach herausgekommen. Ihm, Max, der alles andere als schlagfertig war, er, der immer nur staunend zuhören konnte, wenn Vincent seine Einmann-Nummern brachte, ihm war einfach dieser Satz aus dem Mund herausgerutscht. Er hörte, wie die Anwesenden sich kringelten. Selbst Marlene Oberste konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Und dann legte er los. Flüssig und ohne zu haspeln, auf das Wichtigste beschränkt und überhaupt. Es lief einfach, und es lief gut.
    »Nach dem Besuch bei Gisela Mühldorff habe ich Ihnen ja bereits einen mündlichen Bericht abgegeben«, schloß Max in Oberstes Richtung.
    »Woraufhin ich mich anschließend direkt mit Herrn Urban in Verbindung gesetzt habe«, sie nickte zu dem älteren der beiden Streifenpolizisten hinüber. »Für Herrn Urban ist Gisela Mühldorff nämlich durchaus ein Begriff. Es gab häufiger Probleme mit den Nachbarn, was mich nach Herrn Schneidts Bericht nicht wirklich wundert. Wie auch immer, Herr Urban und ich sind zu dem Schluß gekommen, daß von Frau Mühldorff keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Selbstverständlich werden wir sie heute verhören. Zwei von uns werden gleich nach der Besprechung hinfahren und mit der Frau sprechen.«
    »Es gibt dazu doch noch etwas zu sagen«, Urban räusperte sich und sprach dann weiter, »wegen unseres Gesprächs in Sachen Mühldorff habe ich heute Morgen sicherheitshalber noch mal bezüglich einer Waffe recherchiert. Ich war mir ja gestern sicher, daß sie keine Waffenbesitzkarte hat.«
    Oberste sah interessiert zu Urban hinüber. »Hat sie doch eine?«
    »Nicht direkt. Oder besser: doch. Also, ihr Mann hatte eine. Der ist vor sechs Jahren gestorben. In einem solchen Fall darf die Erbin die Waffen behalten, sofern sie nicht gerade vorbestraft ist Sie muß nicht mal, wie sonst üblich, wenn man sich um eine Waffenbesitzkarte bemüht, ein Bedürfnis und entsprechende Sachkunde belegen.«
    »Kurz und gut: Gisela Mühldorff hat eine Waffe zu Hause«, sagte Marlene Oberste schroff.
    »Ja«, sagte Urban verlegen, »und zwar ein Schrotgewehr.«
    Wieder allgemeines Gemurmel. Marlene Oberste knetete einen Moment lang ihre Unterlippe. Dann schien sie sich über das weitere Vorgehen im Klaren zu sein.
    »Ich fahre hin. Jetzt sofort Jan, du kümmerst dich um einen richterlichen Durchsuchungsbefehl. Wir brauchen ihn so schnell wie möglich.« Marlene Oberste packte ihre Sachen zusammen. »Christian, du gehst den Bericht der Streifenbeamten durch, die mit der Anwohnerbefragung beauftragt waren.«
    »Hab’ ich schon«, beeilte sich der Schlaksige zu sagen, »und tatsächlich hat sich etwas ergeben.« Er sprach sehr schnell. Es war jetzt Hektik im Raum. »Es gibt da einen Bauern, mit dem Waltermann im Streit lag, Vedder-Maas heißt er. Es ging um einen Wildschaden, den Waltermann nicht beglichen haben soll. Vedder-Maas ist zur voraussichtlichen Tatzeit von einem Hundebesitzer namens Knippschild im Wald gesehen worden.«
    »Hat er ein Gewehr? – Blöde Frage«, korrigierte Marlene Oberste sich, »hier hat ja jeder Bauer ein Gewehr. Christian und Ina, ihr geht der Sache nach. Prüft das Alibi. Schaut nach Farben auf dem Hof. Jan, wenn du den Durchsuchungsbefehl hast, kümmerst du dich um die Pressekonferenz. Ich glaube, für elf Uhr hatten wir die Leute bestellt. Sollte ich bis dahin nicht wieder hier sein, ziehst du die Konferenz alleine durch. Aber kein Wort über unsere Tierbeschützerin – und auch nicht über den Bauern. Wenn an der Sache nichts dran ist, will ich die beiden nicht in der Lokalpresse haben. Herr Urban, Sie halten hier die Stellung und nehmen etwaige Hinweise aus der Bevölkerung an. Heute

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