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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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brüllte in den Hörer. »Bist du noch da?«
    »Ich schon, aber der Kerl ist weg.« Ommma war jetzt wieder am Apparat.
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich habe die Blumenvase nach unten geschmissen.«
    »Eine Blumenvase?«
    »Keine Angst, nicht die gute, sondern die olle von meiner Schwester Mia, die sie mir damals zum Achtzigsten geschenkt hat.«
    »Und dann ist er verschwunden?«
    »Aber Hals über Kopf. Hat wohl nicht gedacht, daß jemand hier im Haus ist.«
    »Und? Hat da tatsächlich jemand etwas an die Hauswand geschmiert?«
    »Mal nachschauen.« Jetzt dauerte es etwas. Ommma nahm den Hörer mit. Ich wollte sie zunächst abhalten. Vielleicht war der Täter ja doch noch in der Nähe. Dann allerdings war Ommma schon so weit. »Ich glaub’s ja nicht«, krähte sie erbost in den Hörer. Jägerlust las sie Buchstabe für Buchstabe Jägerlust = Tierfr-. Hier steht Tierfr-«, sagte sie verdutzt. Mir lief es kalt den Rücken herunter. »Jägerlust = Tierfrust«, ergänzte ich langsam, »der Maler ist nicht fertig geworden.« Dann kam ich endlich in Fahrt.
    »Ich bin gleich da«, rief ich in den Hörer. »Und die Polizei verständige ich auch.«
    »Ist doch nicht nötig«, hörte ich Ommma noch rufen. »Das reicht doch, wenn die morgen kommen. Weck die doch deswegen nicht auf!«
    Ich schmiß den Hörer auf die Gabel. Auf eine weitere Diskussion wollte ich mich nun wirklich nicht einlassen.

15
    Es gibt Montage, bei denen meint man, die ganze Woche geht den Bach runter. Dieser Montag war so einer. Erst hatte ich schlecht geträumt, dann war ich mit Max nach Renkhausen gefahren, hatte mir dort mit Ommma, meinen Schwiegereltern, die endlich zurückgekommen waren, und der Polizei die Nacht um die Ohren geschlagen, und jetzt war es kurz vor acht, ich stand vorm Schulkopierer und es dauerte Stunden, bis ein Blatt nach dem anderen aus der Maschine gekrochen kam.
    »Ich wußte, daß es wieder Sie trifft, Herr Jakobs.«
    Ich fuhr herum. Ich duckte mich. Schwester Gertrudis konnte hellsehen. Andauernd, wenn ich mit einem Mordfall zu tun bekam, war sie eine der Ersten, die davon erfuhr. Klar, sie war Nonne und gehörte zu dem Orden, der Träger meiner Schule, des katholischen Elisabeth-Gymnasiums, war, aber hatte sie deshalb zwangsläufig eine direkte Verbindung nach oben? Schwester Gertrudis blätterte vergnügt in der Zeitung herum. Also hatte sie dort ihre Informationen her. Typisch. Hatte die Sekretariatsnonne eigentlich nichts anderes zu tun? Blätterte in Zeitungen herum und suchte interessante Artikel über mich. Und überhaupt: Wer von der Polizei hatte den Zeitungsleuten meinen Namen genannt? Durften die das eigentlich?
    »Hören Sie zu, Schwester Gertrudis!« Da half nur Offensive. Ich drehte mich um und gab mich souverän. »Ich habe diesmal nichts damit zu tun. Gut, wir haben die Leiche gefunden, der Hund und ich. Das war Zufall. Weiß der Himmel, wer mir andauernd diese unerfreulichen Dinge in den Weg legt. Aber ich sage Ihnen eins: Ich werde mich nicht an Ihren aufklärerischen Ergüssen beteiligen. Ich werde mir nicht Ihre Vorträge über psychologische Aspekte von Mordvarianten anhören. Ich werde jetzt einfach meine Arbeit tun und dieses Aufgabenblatt kopieren. Einverstanden?«
    Schwester Gertrudis starrte mich an. Gut ich war barsch gewesen. Aber ich war auch übernächtigt. Und genervt. Und nicht in Mordsstimmung.
    »Sie – Sie haben«, Schwester Gertrudis brauchte drei Anläufe, am ihren Satz zu formulieren. »Sie haben eine Leiche gefunden?«
    Ach du Scheiße! Sie hatte es gar nicht gewußt. »Doch nicht etwa diesen Jäger?« Jetzt wühlte Gertrudis wie angestochen in der vor ihr liegenden Zeitung herum. Schließlich schien sie fündig geworden zu sein.
    »Den hier?« Sie zeigte auf ein Foto. Wie geschlagen ging ich die paar Schritte auf sie zu. Zwei Bilder waren zu sehen, zum einen der Hochsitz, auf dem undeutlich die bekannte Aufschrift zu erkennen war, zum anderen ein Bild des Opfers, allerdings zum Glück noch in ganz lebendigem Zustand. »Richard Waltermann«, stand darunter, »erfolgreicher Unternehmer aus Henningloh. Wurde er das Opfer militanter Jagdgegner?«
    »Den haben Sie -?« Schwester Gertrudis stand noch immer unter Schock. Ich selbst übrigens auch.
    »Aber warum haben Sie denn nichts davon gesagt?«
    Doch, in ihren Worten lag auf jeden Fall etwas Anklagendes. Immerhin sah sich Schwester Gertrudis in diesen Dingen als durchaus kompetente Ansprechpartnerin.
    »Weil ich nichts weiter damit zu tun

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