Sau tot
Durchsuchungsbefehl haben.«
»Das heißt, wir sollen hier rumstehen und warten?«
»Nein, wir warten nicht. Ich rufe vom Auto aus bei Vedder an. Ich will wissen, wie weit er mit der Hausdurchsuchung ist«, Marlene Oberste war schon auf dem Weg zu ihrem Auto. »Falls es noch dauert, fahren wir zu Waltermann nach Hause. Warum hat mir dort eigentlich keiner etwas über Gisela Mühldorff erzählt? Die Ehefrau mußte doch wissen, was da im Gange war. Für die Zwischenzeit bestelle ich ein paar Streifenbeamte hierher. Nur damit Frau Mühldorff nicht auf dumme Gedanken kommt.«
Im Auto gab es einen Anschiß für Jan. Offensichtlich hatte er den zuständigen Richter noch gar nicht erreicht »Verdammt, die Sache eilt«, herrschte Oberste ihn durchs Telefon an. »In einer halben Stunde will ich das Papier gefaxt haben, ist das jetzt klar?«
»Die tanzen nicht nach meiner Pfeife«, motzte Vedder zurück, »ich heiße nämlich nicht Oberste, und wenn der diensthabende Richter gerade wegen einer Drogensache auf Durchsuchung entscheidet, dann hat der noch lange keine Zeit für mich.«
»Soll ich ihn anrufen?«, fragte die Hauptkommissarin erregt.
»Eine halbe Stunde«, knurrte Vedder, »in einer halben Stunde habe ich den Durchsuchungsbefehl hier.« Wütend beendete Oberste das Gespräch.
»In wie viel Minuten möchten Sie bei den Waltermanns sein?« Max grinste, als er die Frage stellte.
»Weniger als dreißig.« Die Antwort kam prompt. Und das Lächeln danach eigentlich auch.
18
Das Haus der Waltermanns lag in einer Neubausiedlung mit Blick auf ein phantastisches Tal. Ein großes Haus, schneeweiß verputzt, mit glänzend blauen Dachziegeln obendrauf. Vorm Haus stand eine dicke Limousine in Dunkelgrün. Ein Senioren-Auto. Es wurde bald klar, wem es gehörte.
»Sie schon wieder«, sagte eine unfreundliche Stimme, als die Tür geöffnet wurde. »Können Sie meine Tochter nicht in Frieden lassen? Die Situation ist so schon schwierig genug.« Der Mann, dem die Stimme gehörte, hatte einen grauen Haarkranz, trug eine Trachtenjacke und war im Normalfall sicher der großväterliche Typ. Jetzt allerdings wirkte er ziemlich erbost.
»Was soll denn diese Fragerei? Wir haben Ihnen doch schon alles gesagt. Für die Kinder ist es auch nicht hilfreich, wenn Sie andauernd hier auftauchen!«
»Wir machen unsere Arbeit, Herr Schauerte«, Oberstes Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. »Und ich würde Sie bitten, uns nicht daran zu hindern.«
»Ist schon gut, Papa.« Eine Frau kam die Treppe herunter. Langes blondes Haar, das zu einem Dutt gebunden war. Dazu ein unglaublich scharfes Gesicht. Die Frau konnte im Nebenberuf Ballerina sein.
»Geht es einigermaßen?« Der Vater strich seiner Tochter zärtlich über die Wange. »Hast du ein wenig geschlafen?«
»Ist schon in Ordnung, Paps.« Durch die rot geweinten Augen versuchte die Witwe ein Lächeln, das aber in einer verzerrten Fratze stecken blieb.
»Gehen wir am besten ins Wohnzimmer.«
»Soll ich mitkommen?« Schauerte sah seine Tochter besorgt von der Seite an.
»Danke, Papa, ich sagte ja schon, ich schaffe das allein.«
Endlich ging sie Max und der Hauptkommissarin voran in ein Wohnzimmer hinein. Ein Junge lag dort auf dem Sofa und spielte mit einem Gameboy. Ein Mädchen saß neben ihm und schaute über seine Schulter auf das kleine Gerät. »Hier seid ihr, Kinder«, die Mutter gab dem Jungen einen freundschaftlichen Klaps und strich dem Mädchen übers Haar. Der Junge war vierzehn, schätzte Max, das Mädchen etwa fünf Jahre jünger.
»Laßt ihr uns einen Moment allein?«
Der Junge musterte die beiden Neuankömmlinge stumm, dann zog er durch eine zweiflüglige Tür ab, die offenstand und den Blick auf ein Eßzimmer freigab. Das Mädchen folgte ihm auf dem Fuß.
»Es tut mir leid, Frau Waltermann«, begann die Oberste, während sie sich auf dem Ledersofa niederließ, »es tut mir leid, daß wir Sie immer wieder belästigen müssen. Sie können sich vorstellen, daß wir das nicht gerne tun. Aber im Zuge der Ermittlungen eröffnen sich natürlich immer wieder ganz neue Fragen. Und wer könnte uns die besser beantworten als Sie.«
Frau Waltermann zuckte mit den Schultern. Sie hatte unglaublich spitze Achseln. Das konnte man durch ihren Wollpullover hindurch sehen. Die ganze Frau schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen.
»Wir sind auf ein Ereignis gestoßen, das sich vor etwa einem halben Jahr im Revier Ihres Mannes zugetragen hat Ihr Mann hat einen Hund erschossen«,
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