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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Außenstelle mit einem winzigen Büro. Nicht umsonst hatte die Mordkommission ihren Sitz in der nächstgrößeren Polizeiinspektion genommen.
    »Natürlich«, improvisierte ich, »Max, vielleicht bereitest du eins vor. Dann können wir gleich zur Tat schreiten, zum Wort meine ich. Du weißt schon, was ich meine.«
    Max stand auf und kam nach zwei Minuten wieder. In der Zwischenzeit hatte Frau Mühldorff argwöhnisch die junge Polizistin beobachtet die an ihrem Schreibtisch am Computer arbeitete.
    »Wir könnten dann«, forderte Max uns auf.
    Im Gänsemarsch folgten wir ihm in ein Büro mit den Ausmaßen eines Abstellraums. Ich sah mich einen Moment lang um. Gab es hier die berühmte Spiegelwand? Saß Frau Oberste nur zwei Meter von uns entfernt? Natürlich nicht. In dieser Außendienststelle konnte man froh sein, wenn es eine funktionierende Kaffeemaschine gab.
    »Frau Mühldorff, Sie wollten mir etwas sagen«, begann ich wie der Märchenonkel, nachdem wir uns alle hingesetzt hatten.
    »Über den Mörder«, zischte meine holde Gesprächspartnerin.
    »Sie meinen Herrn Waltermann«, ergänzte ich flott. »Genau den! Den Mörder meines Hundes.«
    »Also, Herr Waltermann.«
    »Der Mann war ein ganz durchtriebener Kerl.«
    »Inwiefern?«
    »Er hurte herum.«
    »Er hurte herum? Wie meinen Sie das?«
    »Er hatte eine Jagdhütte. Und dort hurte er herum.«
    »Sie meinen, er schlief mit einer Frau.«
    »Genau«, Frau Mühldorff sah sich argwöhnisch um, bevor sie weitersprach. »Er erging sich in Sünde mit einer anderen Frau.«
    »Er hatte eine Geliebte?«
    »Er hurte herum, das sagte ich ja schon.«
    »Also, noch mal langsam. Er traf sich in der Jagdhütte mit seiner Geliebten.«
    »Das habe ich selber gesehen.«
    »Und haben Sie noch etwas beobachtet?«
    »Ist das nicht genug?« Frau Mühldorff klatschte mit der Hand auf den Tisch. »Der Mann hurte herum. Er schoß auf Tiere. Auf unschuldige Tiere. Der Mann war ein Lügner. Er hat behauptet, mein Hund habe gejagt. Und er hat meinen Mann entlassen, so daß er kurz darauf sehr krank geworden ist. Er hat den Tod verdient, so sehe ich das jedenfalls.«
    »Er hat Ihren Mann entlassen?« Das war doch mal eine Neuigkeit. Für mich jedenfalls.
    »Achtundzwanzig Jahre hatte Erich für die Schauertes geschafft. Und dann kam der Junge, und der hat ihn entlassen.«
    »Woran ist Ihr Mann gestorben?« bohrte ich vorsichtig nach.
    »Ihn hat’s zerfressen. Der Kummer hat ihn zerfressen. Und daran ist allein der junge Waltermann schuld.«
    »Und deshalb haben Sie ihn gestraft?«, fragte ich vorsichtig und beglückwünschte mich innerlich zu dieser genialen Schachzugfrage.
    »Nicht ich«, sagte Gisela Mühldorff und keckerte. »Das haben schon andere gemacht.«
    »Aber Sie wissen, wer es war?«
    »Ist das denn wichtig?«
    »Oh ja, Frau Mühldorff, das kann man wohl sagen.«
    »Ich weiß es nicht. Für mich ist es nicht wichtig. Wichtig ist nur, daß es endlich passiert ist.«
    Ich warf einen Blick zu Max hinüber.
    »Gestern habe ich Sie nach einer Waffe gefragt«, wandte der sich jetzt an Gisela Mühldorff. »Sie haben die Schrotflinte Ihres Gatten geerbt Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo sie sich befindet?«
    »Ich rede nicht mit ihm«, schnodderte Frau Mühldorff zu mir herüber. »Sagen Sie ihm das!«
    »Frau Mühldorff redet nicht mit dir«, tat ich meinem Kollegen kund, »aber mich würde das auch interessieren, Frau Mühldorff. Was ist eigentlich mit der Waffe passiert?«
    Frau Mühldorff wand sich etwas trotzig, bevor sie antwortete. »Sie liegt bei mir zu Hause«, erklärte sie dann.
    »Na, wunderbar«, erwiderte ich. »Dann können Sie sie uns vielleicht gleich mal eben zeigen?«
    Frau Mühldorff hob eine Augenbraue, was ich als Zustimmung nahm. Dann jedoch stellte sie sich quer. »Ich brauche sie, weil sie mich doch alle weghaben wollen.«
    »Die Nachbarn?«, fragte ich.
    »Zum Beispiel.«
    »Und dafür brauchen Sie ein Gewehr?«
    Frau Mühldorff zog wieder ihre Augenbraue hoch.
    »Es ist schon gut, wenn Sie den Kollegen das Gerät mal zeigen. Am besten gleich, wenn Sie nach Hause gebracht werden.«
    Angespannt stand ich auf. Als wir gerade das Zimmer verließen, fiel mir plötzlich noch eine Kleinigkeit ein. Frau Oberste stand draußen, außerdem ein anderer Polizist der mir bekannt vorkam. Jan Vedder. Jetzt erinnerte ich mich.
    »Ach, Frau Mühldorff«, wandte ich mich ein letztes Mal an meine Freundin, »warum wollten Sie eigentlich unbedingt mit mir sprechen, das ist mir

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