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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Waltermann, Ihr Mann hat eine Jagdhütte!«
    »Das stimmt.« Frau Waltermann korrigierte ihre kerzengerade Haltung.
    »Sie haben uns aber nichts von einer Jagdhütte erzählt Sie haben uns das Arbeitszimmer Ihres Mannes gezeigt, wo wir nichts Interessantes gefunden haben. Sie haben uns sogar die Garage Ihres Mannes gezeigt. Warum wissen wir nichts von einer Jagdhütte?«
    »Die Jagdhütte, die ist – Mein Mann hat sie selten benutzt.«
    »Himmelherrgott, Frau Waltermann! Lassen Sie bitte uns entscheiden, was in diesen Ermittlungen von Wichtigkeit ist! Ich möchte nicht noch mehr solcher Überraschungen erleben.«
    »Schreien Sie meine Tochter nicht an!« Plötzlich stand Verena Waltermanns Vater im Flur.
    Die Hauptkommissarin schnaubte und riß dann die Haustür auf Max folgte ihr auf dem Fuß. Als er sich umdrehte, sah er, wie ein Schatten die Treppe nach oben hinaufhuschte.

19
    »Sind Sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen?« Max saß noch nicht ganz im Auto. Da ging schon ein Gewitter über ihm nieder.
    »Ich? Was habe ich damit zu tun, wenn die Ehefrau Ihnen eine Jagdhütte verschweigt?«
    »Wissen Sie, was man mir gerade am Telefon erzählt hat? Gisela Mühldorff sitzt in Hesperde auf der Polizeiwache und möchte eine Aussage zu dieser Jagdhütte machen«, die Oberste schnappte fast über. Dagegen war der Ausbruch im Haus geradezu harmlos gewesen.
    »Was ist das Problem, wenn Frau Mühldorff eine Aussage machen möchte? Genau da wollten wir sie haben.«
    »Nichts ist dagegen einzuwenden. Es ist wunderbar, daß sie sich von unseren Streifenbeamten zur Wache hat kutschieren lassen. Aber wissen Sie, was ein Skandal ist? Sie möchte sich nicht von irgendwem befragen lassen. Nein, sie möchte ihre Aussage bei einem ganz bestimmten Kollegen machen. Ausschließlich und exklusiv. Und wissen Sie bei wem? Beim Kollegen Jakobs.«
    Wusch. Ein Stich fuhr Max in den Magen. Ihm blieb die Spucke weg.
    »Die Kollegen wußten gar nicht, wer gemeint war, als Gisela Mühldorff auf der Wache von einem Jakobs rumgefaselt hat. Ich glaub’ es einfach nicht. Wie konnten Sie nur Jakobs mitnehmen, als Sie zur Mühldorff hingefahren sind? Das ist unprofessionell. Das ist hochgradig unprofessionell.«
    »Ich brauchte ein Auto mit Winterreifen.«
    »Sie brauchten ein Auto mit Winterreifen? Sie spinnen ja wohl. Sie können doch nicht einen Amateur in diese Sache hineinziehen. Wenn wir es bei Frau Mühldorff nicht zufällig mit einer hochgradig gestörten Person zu tun hätten, die höchstwahrscheinlich gar nicht mitkriegen wird, was da gelaufen ist, dann hätten wir jetzt unweigerlich ein Verfahren am Hals. Sie können keinen Außenstehenden zu einer Zeugenbefragung mitnehmen. Ist Ihnen das nicht klar?«
    »Doch, natürlich!«
    »Dann fahren Sie jetzt endlich!«
    Max ließ den Motor an.
    »Aber bevor Sie losfahren, rufen Sie jetzt sofort Ihren Freund an!«
    »Vincent Jakobs?«
    »Ja, wen denn sonst? Und wenn er in dreißig Minuten nicht in Hesperde ist dann hat er eine Anzeige am Hals wegen Amtsanmaßung.«
    »Schon verstanden. Dreißig Minuten.«
    »Na, endlich kapiert hier einer was.«

20
    Der Montag entwickelte sich auch später nicht besser. Der Moment als ich unsere Wohnung betrat, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Was ich erlebte, passiert einem im Normalfall nur mit einem Welpen. Mit einem kleinen, verspielten, ungezogenen Bündel Hund, dem man schon nach zwei Minuten wieder verziehen hat. Süffel war zwölf, ein richtiger Hundesenior also. Daher ließ sich sein Verhalten eigentlich nur mit Rache erklären. Nicht für meinen Fleischkonsum. Nein, die Sache war vom Tisch. Süffel hatte sich gerächt weil am Morgen nur eine Minirunde für ihn herausgesprungen war. Einmal die Straße rauf und runter. 150 Meter. Maximal. Dafür hatte er sich gerächt. Und zwar mit allen ihm zur Verfugung stehenden Mitteln. Als ich den Flur betrat, lagen da Federn. Nicht eine, sondern viele. Hatte sich ein Huhn in die Nähe des auf Kippe stehenden Fensters gewagt und war dort mit einem gezielten Pfotenschlag ins Wohnungsinnere befördert worden?
    Noch mehr Federn in der Küche, aber zum Glück noch immer kein Blut. Da – ein zerrissener Kopfkissenbezug. Ich atmete auf. Kein Huhn, bloß die Überreste meines Bettes. Ein paar Meter weiter die rote Kopfkissenhülle, außerdem zerkautes Papier. Ein Buch. Nicht irgendeins. Ein handsigniertes von David Sedaris. Nein!
    »Süffel!«
    Wo war das Vieh? Es war ohnehin eigenartig, daß er mich nicht

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