Sau tot
sich vorher nicht klar ausgedrückt. Jetzt sollten die stärkeren Latten verarbeitet werden, ginge doch auch.«
»Das war alles?« fragte ich nach.
»Das war alles, müßte auch reichen.«
»Dann bedanke ich mich herzlich. Ich bestelle Max dann schöne Grüße.«
Als ich das Handy ausgeschaltet hatte, hörte ich ein Scharren. Max hatte sich tatsächlich bewegt. Sogar ein Auge blinzelte mich an, was mich fatal an Gisela Mühldorffs Spezialhund erinnerte.
»Das waren Schauertes Zeiten«, rief ich ihm zu. »Von zehn nach drei bis fünf nach vier hat er die Schützenhalle verlassen.«
Es dauerte etwa zwanzig Sekunden, dann war Max aber endgültig wach.
38
»Da!« Na endlich, die Schützenhalle. Damit hatten wir den Ausgangspunkt schon mal gefunden.
»Angenommen, er war’s«, überlegte Max laut. »Ist er dann zuerst zum Hochsitz gefahren, hat Waltermann aufgelauert und dann zur Firma, um die Dachlatten zu holen oder umgekehrt?«
»Erst zum Hochsitz, dann zur Firma«, beschied ich. »Zumindest würde das erklären, warum er nachher die falschen Dachlatten eingepackt hat. Er war aufgeregt.«
»Nun ja«, warf Max ein, »aufgeregt dürfte er auch gewesen sein, wenn er den Mord noch vor sich hatte. Wenn er erst zur Firma gefahren wäre, könnte es sein, daß er dort mitbekommen hat, daß sein Schwiegersohn gleich auf den Hochsitz wollte. Dann wäre er einfach vorgefahren.«
»Ist auch möglich«, gab ich zu. »Das wird man in der Firma problemlos herausfinden können. Aber für uns ist doch erst mal wichtig, ob das Ganze zeitlich überhaupt möglich ist oder? Und dabei ist es egal, in welche Richtung wir die Strecke fahren.«
»Du hast recht.« Max warf einen Blick auf die Uhr, die im Auto leuchtete. »22:45. Sollen wir sofort stoppen, oder sollen wir die Strecke zur Orientierung zunächst langsam abfahren und erst beim zweiten Mal Stoff geben?«
Ich gähnte. »Ich würde sagen, wir probieren es sofort. Wenn wir uns verfransen, können wir ja immer noch einen zweiten Durchgang fahren. Okay?«
»Okay.« Die Uhr sprang um. »22:46. Gib Gas!« rief Max. Ich startete durch. An diesem Abend würde ich mich in die Liste von Pistensäuen eintragen, die nachts mit Hochgeschwindigkeit die sauerländisch-kurvigen Straßen unsicher machten.
Die Strecke zur Firma lief glatt. Zwar konnten wir nur bis zum Eingangstor fahren, aber trotzdem. 13 Minuten. Ich hielt einen Moment.
»Wie lange brauchte er zum Einladen?« fragte ich.
»Er kennt sich aus«, meinte Max, »fünf Minuten, maximal.«
»Okay, 18 Minuten.« Ich gab wieder Gas. Der Weg über die Bundesstraße war diesmal länger. 17 Minuten brauchten wir allein bis zur Einmündung in den Wirtschaftsweg. Ich konzentrierte mich. Jetzt bloß nicht festfahren! Im Affentempo raste ich über die schmale, dunkle Straße. Zwei blitzende Augen nahm ich am Straßenrand wahr. Zum Glück war uns noch nichts vors Auto gelaufen. Dann einen Berg hoch. Nach sieben weiteren Minuten hielt ich genau dort, wo damals Waltermann seinen Wagen abgestellt hatte.
»42 Minuten«, sagte ich verspannt. »Und ich fürchte, Schauerte konnte seinen Wagen nicht so nah ranfahren, wie wir das jetzt getan haben.« Max schwieg. Das Ergebnis war nicht nach seinem Geschmack.
»Selbst wenn Schauerte aus dem Auto gestürmt wäre und, ohne ihm aufzulauern, sofort seinen Schwiegersohn umgeballert hätte, selbst dann müßten wir wohl 3 Minuten ansetzen.«
»45«, brummte Max. Ich wendete indes das Auto, was wegen der Dunkelheit nicht ganz einfach war.
»Und los!« rief ich. Max blickte steinern auf die Uhr. Ich gab wirklich alles, raste wie angestochen den Weg zurück, polterte über diverse Schlaglöcher, bis wir endlich wieder Teer unter den Reifen hatten. Auf der ausgebauten Straße fuhr ich den Wagen voll aus. Mit quietschenden Reifen blieb ich schließlich vor der Hubertus-Halle stehen.
»19 Minuten«, ich keuchte geradezu. »Macht 64 zusammen. Nach den Angaben der Schützenbrüder war Schauerte maximal 55 Minuten weg. Und du wirst zugeben, daß Schauerte unmöglich am Tage mein Tempo gefahren sein kann, ohne an jeder Ecke aufzufallen.«
Max nickte brummig. »Verflixt noch mal!« sagte er dann. »Wäre doch zu schön gewesen.«
Gemütlich fuhr ich die Strecke nach Haus.
»Wenn Waltermanns Tod tatsächlich mit seiner Beziehung zu Britta Hauffenberg zu tun hat«, sagte Max nach einigen Minuten, in denen er offensichtlich unseren Mißerfolg verarbeitet hatte, »dann konzentriert sich das Ganze im
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