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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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anderen vorbei. Sie wühlte ihren Kopf in Sebastians Bauch. Der streichelte ihr sachte übers Haar.
    »Wo warst du denn, Basti?« Der Kleinen rollten Tränen übers Gesicht. »Ich habe dich überall gesucht.«
    »Ich war nur- «
    »Sebastian sah zu mir herüber. »Ich war nur mal kurz weg. Herr Jakobs hat mich nach Hause gebracht.«
    »Ich bin Lehrer am Elisabeth-Gymnasium. Vertrauenslehrer«, erklärte ich mich. »Gleichzeitig bin ich derjenige, der am Samstag Ihren Mann gefunden hat.«
    Sebastians Mutter sah mich aus ihren verweinten Augen überrascht an. »Vielen Dank!« sagte sie dann. »Daß Sie den Jungen hergebracht haben, meine ich jetzt.«
    »Ich denke, wir gehen hinein und sprechen in Ruhe alles durch.« Der Polizist berührte Sebastian locker an der Schulter und versuchte, das umarmte Personenknäuel nach innen zu befördern.
    Ich war überflüssig, ganz klar, niemand bat mich hinein.
    »Mach’s gut Sebastian«, wandte ich mich noch mal an den Jungen, »und wenn du magst, komm einfach wieder vorbei.«
    Fast unmerklich nickte er mit dem Kopf. »Danke«, sagte er. Man hörte es kaum.

37
    Mein Übernachtungsgast kam erst um kurz vor neun. Max sah aus, als schlafe er gleich im Stehen ein. Schon nach ein paar Minuten war er im Sessel eingenickt. Es war halb zehn, als es plötzlich in seiner Jacke klingelte. Sein Handy schlief offenbar noch nicht. Ich zögerte einen Augenblick, dann nahm ich das Gerät aus der Tasche.
    »Baumüller hier«, sagte eine Stimme. Sie kam mir ein klein bißchen bekannt vor. »Ist das nicht der Anschluß von Max Schneidt?« Krampfhaft überlegte ich, wen ich da am anderen Ende hatte.
    »Doch, schon«, gab ich mit Blick auf meinen Kumpel zurück, »Herr Schneidt ist nur gerade etwas unpäßlich.« Dann endlich fiel bei mir der Groschen. Jupp Baumüller. Der Schützenbruder von St. Sebastianus, der uns damals bei dem Schützenfestmord zur Seite gestanden hatte. »Kann ich etwas ausrichten?« versuchte ich es.
    »Das glaube ich nicht, wer ist denn da überhaupt?«
    »Vincent Jakobs, vom Hörensagen kennen wir uns auch. Wissen Sie noch, der Tote in St. Sebastianus?«
    »Wie könnte ich das vergessen?« Baumüller schnaubte. »Also, es ist so. Max wollte eigentlich heute Abend noch angerufen haben. Hat er aber nicht. Jetzt bin ich aber morgen nicht zu Hause. Und wenn er es dann versucht dann klappt das nicht mit uns. Ich bin nämlich keiner von denen, die ständig mit so einem Handy herumlaufen.«
    »Kann ich verstehen«, sagte ich in den Hörer, »ich kann es ja noch mal probieren. Max!« rief ich in Richtung meines Kumpels. Er brummelte etwas, die Augen waren jedoch immer noch zu.
    »Vielleicht kann ich es Ihnen ja doch sagen«, meinte Jupp Baumüller jetzt. »Es sind ja nur zwei Zeiten.«
    »Zwei Zeiten«, wiederholte ich und griff nach einem Zettel.
    »Es hat lange gedauert, bis ich mich vorgearbeitet hatte. In Hubertus kenne ich nämlich eigentlich nur zwei Männer.«
    »Aha«, gab ich zurück, ohne zu wissen, wovon er eigentlich redete.
    »Aber man hat mich weitergereicht. Da ist zum einen ein Olaf Kemper. Der Junge ist direkt von der Arbeit zur Hubertus Halle gefahren. Die Arbeit hat er um drei Uhr verlassen. So sind sie ja heute, die jungen Leute, das wissen sie genau. Dieser Kemper sagt er fahre zehn Minuten von der Arbeit zur Halle, nicht länger. Und als er ankam, sei Schauerte gerade losgefahren. Das war dann logischerweise um zehn nach drei.«
    Zehn nach drei – Olaf Kemper, schrieb ich auf.
    »Dann wollte Max wissen, wann dieser Schauerte zurückgekommen sei. Das war genau um fünf nach vier.«
    »Woher kommt die Information?« wagte ich zu fragen.
    »Ein Gisbert Bauerdick. Er erinnerte sich, daß er helfen wollte, die Dachlatten auszuladen. Dabei habe er aber erst die Nachrichten zu Ende hören wollen, die im Radio liefen. Offensichtlich hatten die sich bei der Arbeit ein Transistorradio hingestellt.«
    »Fünf nach vier«, wiederholte ich. »Gisbert Bauerdick.«
    »Was vielleicht noch interessant ist: Dieser Bauerdick hat sich furchtbar lustig gemacht. Als nämlich die Dachlatten ausgeladen waren, stellte man fest, daß Schauerte die falschen besorgt hatte. Statt Latten mit dem Maß 4 mal 6 Zentimeter hatte er welche mit 6 mal 8 Zentimeter gebracht. Und das, obwohl Schauerte seit vierzig Jahren mit Holz zu tun hat.«
    »Ist er dann noch mal losgefahren?« wollte ich wissen.
    »Das habe ich auch sofort gefragt. Aber das war wohl nicht der Fall. Er habe gemault man hätte

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