Sau tot
blickte Max aus besorgten Augen an.
»Sie meinen, Georg könnte den Brief genommen haben? Er könnte wissen, daß Richard und ich ein Kind erwarteten?« Der Sorge folgte Entsetzen. »Aber das würde Georg doch – ich meine -«
»Kann das theoretisch sein?« Ina bohrte nach.
»Ich weiß es nicht. Woher soll ich das wissen?« Britta Hauffenbergs Stimme wurde hysterisch. »Aber Georg – Sie meinen doch nicht etwa, daß jemand wie Georg – Sie denken doch nicht, daß er den Mord begangen hat? Das denken Sie doch nicht?«
»Wir denken alles und nichts«, erwiderte Ina trocken. »Wir prüfen das nach. Aber Sie werden zugeben, Georg hat ein eindeutiges Motiv. Hatte er übrigens jemals eine Freundin? Hatte er während der ganzen Jahre eine feste Beziehung zu einer anderen Frau?«
»Nein!« Britta Hauffenbergs Stimme war matt. »Nicht wirklich!«
In diesem Moment kam Brittas Mutter herein.
»Der Kaffee ist fertig«, sagte sie mit fröhlicher Stimme.
»Danke«, antwortete Britta wie in Trance, »ich glaube, den brauchen wir inzwischen nicht mehr.«
41
Nach der Schule begann ich zu putzen. Wenn Alexa mit den Kindern kam, sollte es nicht so aussehen, als sei der ganze Haushalt verloddert. Nach etwa zwei Stunden sah schon wieder alles ganz manierlich aus. Dann machte ich mich ans Einkaufen. Ich fuhr zum Supermarkt in der Nähe des Bahnhofs und besorgte alles Nötige. Als ich zu Hause einräumte, war der Kühlschrank bis oben hin gefüllt. Um vier Uhr klingelte das Telefon. Natürlich dachte ich, es sei Alexa von unterwegs. Fehlanzeige. Statt dessen war Frau Waltermann am Apparat.
»Ich wollte nur mal fragen«, brachte sie zittrig hervor, »ob Sebastian vielleicht wieder bei Ihnen ist.«
»Nein«, antwortete ich überrascht, und dann warf ich glatt noch einen Blick nach draußen, um mich zu vergewissern, daß er nicht erneut vor der Haustür saß.
»Er ist nach der Schule nicht nach Hause gekommen«, erklärte seine Mutter, »da dachte ich, er wäre vielleicht wieder bei Ihnen.«
»Leider nicht«, erwiderte ich besorgt. »Ich habe zwar in der Schule noch mit ihm gesprochen, aber danach wollte er gleich in den Unterricht.« Während ich das aussprach, war ich mir gar nicht so sicher, ob Sebastian wirklich in den Unterricht gegangen war.
»Kann ich irgendwie helfen?« erkundigte ich mich. »Jemanden anrufen, mitsuchen, was weiß ich?«
»Ich werde zunächst mal seine besten Freunde anrufen«, erklärte Frau Waltermann gefaßt. »Ich melde mich dann später noch mal bei Ihnen.«
Noch ehe ich reagieren konnte, hatte Sebastians Mutter aufgelegt. Dann hörte ich plötzlich ein Hupen. Meine Familie war zurück. Eilig lief ich nach draußen. Marie fiel mir um den Hals, Paul blieb vor mir stehen. Er sagte etwas, das wie Muffel oder Trüffel klang. »Süffel ist im Haus«, antwortete ich und nahm ihn ebenfalls hoch. Phantastisch, daß sich meine Kinder mehr über den Hund freuten als über mich.
Alexa sah ziemlich abgekämpft aus. Sie drückte mir einen Kuß auf die Wange.
»Ist was?« fragte sie. »Du siehst irgendwie nicht gut aus.«
»Es wurde Zeit, daß ihr nach Hause kommt«, antwortete ich. »Hier geht alles drunter und drüber.«
Anne, Elmars Frau, packte inzwischen die ersten Sachen aus dem Auto. Sie hatte mir nur zugelächelt Klar, sie wollte auch nach Hause. Ihre kleine Tochter saß auf der Rückbank und schlief.
»Das sieht ja aus wie der Auszug aus Ägypten«, kommentierte ich.
Tatsächlich. Der Volvo war so vollgepackt, daß nicht einmal mehr ein Streichholz Platz gefunden hätte.
»Ja, da geht ganz schön was rein.« Anne zog vorsichtig den Buggy aus dem Kofferraum. »Als wir das Kinderzimmer umgebaut haben, haben wir hier das halbe Baustofflager reingepackt. Für 20 Quadratmeter Deckenpaneele – kein Problem«
»Paneele«, wiederholte ich. In meinem Kopf ratterte es. »Dachlatten«, fügte ich hinzu. Ich starrte in den Kofferraum. »Es geht nicht«, rief ich wie von Sinnen. »Die gehen gar nicht da rein.« Alexa und Anne starrten mich an.
»Ich muß los«, stieß ich dann hervor. »Es tut mir so leid, aber ich muß los. Glaubt mir, es ist dringend.«
Ich rannte los. Doch nach wenigen Schritten machte ich kehrt. »Ich brauche ein Handy!« rief ich. Alexa kramte in ihrem Rucksack. Als sie es hervorgezogen hatte, nahm ich es schnell und stürmte zum Auto.
Ich wußte, daß ich als Chauvi-Vater in die Geschichte eingehen würde. Nach zwei Wochen kehrt die Familie aus dem Urlaub zurück und Vatter
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