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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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das Hinweisschild mit dem Ortsnamen Schliprüthen konnte sie sich noch amüsieren.
    »Da lobe ich mir doch einen ordentlichen Freitagmittag-Ruhrgebietsstau«, murmelte Ina kurz vor Rönkhausen. »Im Sauerland steht man zwar nicht auf der Stelle, aber trotzdem hat man das Gefühl, man kommt niemals an.«
    Zuerst fuhren sie zu weit. Als sie sich in Finnentrop erkundigten, mußten sie zurück durch Lenhausen, dort am alten Schloß vorbei bis nach Rönkhausen. Hinter dem Ort bogen sie an einer kleinen Skulpturausstellung ab.
    »Kunst mitten auf der Wiese«, sagte Ina schnoddrig.
    Endlich hatten sie die Firma West Holz vor Augen. Hier waren alle Betriebsgebäude aus Holz, was ein bißchen Western-Ambiente herüberkommen ließ. Fast wie in Fort Fun, dem Vergnügungspark ganz in der Nähe. Während ein Gabelstapler die kleine Straße überquerte, orientierte sich Max und parkte dann direkt vor dem zweistöckigen Verwaltungsgebäude. Im Inneren hatte man links Zugang zu einem kleinen Büro. Als Max dort nach Georg Bruns fragte, zog die Dame an der Front die Stirn kraus.
    »Den habe ich heute noch gar nicht gesehen.« Trotzdem suchte sie auf einer Liste seine Durchwahl und testete durch.
    »Herr Bruns, hier ist Besuch für Sie. Soll ich ihn durchschicken? – In Ordnung.«
    Die Sekretärin legte auf. »Er kommt her und holt Sie ab«, erklärte sie dann. Anschließend widmete sie sich weiter ihrem Computer.
    Ein paar Minuten später steckte Georg den Kopf zur Tür herein.
    »Sie wollten zu mir?« Er gab beiden Beamten die Hand.
    »Kripo Hagen« erklärte Ina, »mein Name ist Rüther. Das ist Max Schneidt, mein Kollege.«
    Georg schluckte sichtlich.
    »Herr Bruns, können wir Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Natürlich.« Die Angestellte im Büro machte keinen Hehl daraus, daß sie nun an der Sache brennend interessiert war. Seitdem sie das Wort Polizei gehört hatte, starrte sie hemmungslos zu der kleinen Gruppe hinüber.
    Georg führte Max und Ina eine Treppe hinauf. Er war sichtlich verkrampft und schwieg die ganze Zeit. Als er im oberen Stockwerk ein Büro öffnete, nahm Max wahr, daß Georg ziemlich blaß geworden war.
    Das Büro war für zwei Leute ausgelegt, und tatsächlich saß in der linken Hälfte des Raumes jemand konzentriert am Computer. Als Max und Ina ins Zimmer kamen, murmelte er ein knappes »Tach«.
    »Vielleicht gehen wir lieber in einen Besprechungsraum«, schlug Georg vor.
    Der Mann am Computer blickte hoch. »Wenn’s an mir liegt, ich bin sowieso auf dem Sprung. Eine rauchen.« Er hämmerte noch ein paar Tasten klein, dann schnappte er sich seine Packung Zigaretten und ging nach draußen.
    »Nun denn«, Georg Bruns zog ein paar Stühle zurecht. »Setzen Sie sich doch.«
    »Warum haben Sie uns nicht gesagt, daß Sie Britta Hauffenberg kennen?« startete Max das Gespräch.
    »Haben Sie mich je danach gefragt?«
    Max blinzelte. Georg hatte gegenüber Vincent geschwiegen, aber das ließ er besser außen vor.
    »Auf jeden Fall haben Sie den Kontakt zwischen Britta Hauffenberg und Richard Waltermann hergestellt. Haben Sie das später bereut?«
    Georgs Augen zuckten einmal, dann hatte er sich wieder gefangen.
    »Sollte ich?«
    »Aus Ihrer Sicht vielleicht.« Max beugte sich vor. »Kommen wir zur Sache. Herr Bruns, Sie hatten diverse Probleme mit Richard Waltermann. Er hat Sie als Jagdaufseher entlassen. Er hat diese Sache bei Ihrem Chef aufs Tapet gebracht. Und mehr noch: Er hatte eine Affäre mit Britta Hauffenberg, obwohl Sie selbst die Dame angeschmachtet haben.«
    »Wer sagt das?«
    »Sie wußten von der Affäre.«
    »Ich bin ja nicht blind.«
    »Woher?«
    »Ich wußte es halt. Waltermann hat mal so eine Andeutung gemacht.«
    »Wußten Sie auch, daß Britta Hauffenberg schwanger ist?«
    Georg sagte nichts. Er starrte nur in Max’ Richtung.
    »Herr Bruns, wo waren Sie am Freitag zwischen 15 und 18 Uhr?«
    Zunächst kam keine Antwort. Dann folgte ein tonloses »Hier«.
    »Am Freitag? Herr Bruns, Ihnen ist schon klar, daß wir Ihre Aussage überprüfen werden? Und wenn Sie um diese Zeit nicht mehr hier waren, dann haben Sie ein ziemliches Problem.«
    Georgs Augen füllten sich mit Tränen. Er schien es kaum zu merken. »In Göttingen«, sagte er dann. »Ich war in Göttingen. Britta hatte doch ihre letzte Prüfung. Und ich war da. Mit einem Blumenstrauß in der Hand.« Georg schluckte. »Aber als ich dann in dem Universitätsgebäude wartete, und Britta rauskam, da waren auf einmal ganz viele andere da.

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