Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
Vom Netzwerk:
Ahnung. Aber er hatte etwas dabei. Dachlatten – ja, kann schon hinkommen.«
    »Hatte er es eilig?«
    »Herr Schauerte hat es immer eilig. Der ist permanent im Streß. Hechelt ständig herum. Auch hier auf dem Platz. Das war am Freitag genauso.«
    »War er noch mal im Gebäude?«
    »Hier im Büro? Das kann ich nicht genau sagen. Weil ich eben zwischenzeitlich draußen war. Kann sein, kann aber auch nicht sein.«
    »Aber er ist hier gegen halb vier weggefahren?«
    »So ungefähr, ja.«
    »Vor Herrn Waltermann oder nachher?«
    »Moment, das weiß ich nicht genau«, der picklige Knabe kratzte sich am Kopf, »vorher, glaube ich, aber das kann ich nicht beschwören.«
    »Und Herr Schauerte fuhr mit einem Jeep? Wem gehört der überhaupt?«
    »Der gehört der Firma. Steht hinten auf dem Platz.«
    »Und den nimmt nicht der Chef, wenn er zur Jagd fährt?«
    »Nöö, nicht mehr. Seit er seinen Mercedes Offroader hat, nimmt er lieber den.«
    »Vielen Dank, das reicht mir. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Ich lächelte dem Jungen zu und verließ das Büro. Inzwischen war ein zweiter LKW auf dem Platz. Der Fahrer ließ sich von einem Arbeiter in eine Ecke dirigieren, wo der Laster offenbar beladen werden sollte. Langsam schlenderte ich an einer Halle vorbei, aus der laute Sägegeräusche zu hören waren. Hinter einer Reihe von Hochregalen entdeckte ich dann einen kleinen Parkplatz. Zwei Gabelstapler standen dort, verschiedene PKWs, wahrscheinlich von den Mitarbeitern, dazwischen ein dunkelgrüner Jeep. Er sah überraschend sauber aus. Der war vor kurzem gewaschen worden, hundertprozentig.
    Ich sah mir das Fahrzeug näher an. Das war ein richtiger Geländewagen. Kein Spielzeug für Großstädter, die mal Indiana Jones spielen wollen, sondern ein richtig belastbares Gebrauchsfahrzeug.
    »Was machen Sie hier?« Die Stimme ließ mich zusammenzucken. Erschrocken fuhr ich herum.
    Sebastian. Ich atmete auf. Er hatte sein Fahrrad dabei. Offensichtlich hatte er sich nach meinem Anruf in den Sattel geschwungen. Trotz der winterlichen Wetterlage.
    »Ich – ich wollte nur gucken -« Verflixt, was sagte ich dem Jungen bloß? »Hast du schon mal in diesem Auto gesessen?«
    »Ja sicher, tausendmal. Papa ist damit früher immer zur Jagd gefahren. Warum?«
    »Ich würde gern wissen, ob man mit diesem Fahrzeug quer durch einen Wald fahren kann. Gibt der Wagen das her?«
    Sebastian überlegte kurz. »Kommt auf den Wald an. Über herumliegende Baumstämme kann das Auto auch nicht fliegen, aber im Prinzip ist die Karre ziemlich geländegängig. So sehr, daß man am nächsten Tag Muskelkater bekommt.«
    »Dann interessiert mich noch etwas. Wie würdest du von hier aus zum Hochsitz deines Vaters fahren?«
    »Zum Hochsitz? Über die Bundesstraße natürlich, und dann kurz vor der alten Scheune in den Wald abbiegen.«
    Klar, das war die Strecke, die auch Max und ich gefahren waren.
    »Aber man fährt doch einen Bogen, nicht wahr? Wenn meine Orientierung stimmt, fährt man in einem großen Bogen auf den Hochsitz zu.«
    »Ja, schon, aber so läuft die Strecke nun mal.«
    »Das ist meine Frage, Sebastian. Gibt es da nicht noch eine andere Strecke? Mitten durch den Wald, wo man nur mit dem Geländewagen durchkommt?«
    Sebastian starrte nachdenklich vor sich hin. »Den alten Holzweg vielleicht? Da, wo Vedder-Maas immer seine Bäume abtransportiert?«
    »So etwas meine ich«, ich wurde wieder aufgeregt. »Kannst du mir die Strecke beschreiben?«
    »Sie mit Ihrer Kutsche kommen da eh nicht durch. Schon gar nicht bei solchem Wetter. Im Wald liegt noch Schnee.«
    »Stimmt, das geht nicht«, ich knetete meine Unterlippe. »Meinst du, ich kann mir den Jeep mal kurz ausleihen?«
    Sebastian verzog einen Moment lang den Mund.
    »Sie wahrscheinlich nicht«, sagte er dann. »Aber ich bestimmt. Von mir aus können Sie fahren, aber nur, wenn Sie mich mitnehmen. Nun steigen Sie schon ein. Der Schlüssel steckt.«
    »Okay.« Ich kletterte in den Wagen hinein. Sebastian ließ sich neben mir nieder.
    »Hast du eine Stoppuhr?« wollte ich wissen.
    Sebastian nickte.
    »Dann geht es jetzt los. Start!«
    Ich ließ den Motor an. Mal schauen, was die Karre so hergab.

43
    Die Firma West Holz lag bei Finnentrop. Wenn Ina sich vorher schon mal über die sauerländischen Kurven beschwert hatte, so wurde sie auf der Strecke von Sundern nach Finnentrop noch mal bestens bedient. Es ging richtig über die Dörfer: Stockum, Allendorf, »Kuhschiß«-Hagen. Ina kriegte die Krise. Nur über

Weitere Kostenlose Bücher