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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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unangenehm.
    »Haushaltshilfe? Dann weiß ich, daß Helena nicht da wohnt. Sie würde lieber sterben als eine Haushaltshilfe anstellen. Können Sie mir ihre neue Adresse und Telefonnummer geben?«
    »Leider nicht.«
    »Kommen Sie. Ich bin eine alte Kollegin von Helena.«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich werde ihren Mann fragen. Vielleicht kann ich Ihnen dann beim nächsten Anruf eine andere Auskunft geben. Aber im Moment habe ich keine Ahnung. Tut mir leid.«
    Sie seufzte wieder.
    »Ja, ja. Falls Sie sie treffen, dann sagen Sie bitte schöne Grüße von Marie-Louise.«
    Am gleichen Tag rief Yvonne vom Büro aus Bernhard Ekberg an. Sie bat um Entschuldigung für die Störung, aber sie hätte eine Frage. Wie sollte sie es mit dem Telefon machen? Sollte sie drangehen? Und wenn ja, was sollte sie sagen?
    »Ich glaube nicht, daß das vorkommen wird. Es ruft selten jemand tagsüber an. Vielleicht jemand, der was verkaufen will.«
    »Es ist heute vorgekommen. Ich dachte, Sie sind es vielleicht und wollen mir etwas sagen, ich bin also drangegangen.«
    »Aha, und wer war es?«
    War das Angst, das Atemlose, Metallische in seiner Stimme?
    »Eine Frau. Sie stellte sich als Marie-Louise vor, eine Kollegin Ihrer Frau.«
    »Ja, ja, sie hat schon einmal angerufen«, sagte Bernhard.
    Jetzt klang er ärgerlich. Oder erleichtert?
    »Sie haben doch hoffentlich gesagt, daß Helena verreist ist?«
    »Ja, aber sie wollte ihre Adresse und Telefonnummer, und ich habe versprochen, Sie zu fragen.«
    »Helenas Adresse ist hier: Orchideenweg 9. Das können Sie ihr sagen, wenn sie wieder anruft.«
    Die plötzliche Schärfe in seiner Stimme war ihr unangenehm.
    »Aber … sie wohnt doch nicht dort«, wandte sie vorsichtig ein.
    »Wenn diese Freundin einen Brief schreibt, werde ich dafür sorgen, daß Helena ihn bekommt.«
    »Ja, das werde ich sagen, wenn sie wieder anruft.«

14
    Schon in der Diele merkte sie, daß etwas nicht in Ordnung war.
    Bernhards Mantel hing auf seinem Bügel, was an sich nichts Ungewöhnliches war, er arbeitete ja oft zu Hause. Nein, die Geräusche ließen sie aufhorchen. Ein dumpfes, ersticktes Geräusch, fast wie ein Knurren, unterbrochen von falsettartigem, schnellem Keuchen. Wie wenn man jemanden unter Wasser drückt und es ihm gelingt, wieder an die Oberfläche zu kommen und Luft zu holen. Das Geräusch kam aus dem Wohnzimmer.
    »Hallo?« rief Yvonne und näherte sich vorsichtig der Tür. »Jemand zu Hause?«
    Bernhard Ekberg saß am Eßtisch. Er war zusammengekrümmt, hatte die Beine angezogen und das Kinn auf der Brust, mit den Händen drückte er auf seine Wangen, wie um Luft hineinzupressen. Sein Körper war angespannt, wie in einem Krampf, sein Gesicht war hochrot, und aus seinem Hals kam ein langgezogenes »Äähh«. Dann schien sich etwas zu lösen, er wandte das Gesicht nach oben und holte ein paarmal schnell und gierig Luft.
    »Was ist denn los? Haben Sie etwas im Hals?« fragte Yvonne und beugte sich über ihn.
    Er schüttelte heftig den Kopf und nahm wieder die krampfartige Stellung wie kurz vor dem Ersticken ein. Mein Gott, was sollte sie nur machen?
    »Nora«, keuchte er, als er wieder Luft bekam. »Ich kann nicht atmen. Ich habe Schmerzen in der Brust. Das Herz.«
    »Haben Sie das schon einmal gehabt?«
    Erst nickte er, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nicht so schlimm.«
    »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Er schüttelte wieder heftig den Kopf. Der Schweiß lief ihm in Strömen über die Stirn. Yvonne hatte noch nie einen stillsitzenden Menschen so schwitzen gesehen.
    »Nehmen Sie irgendwelche Medikamente dagegen ein?«
    »In meinem Sakko«, keuchte er.
    Sie lief in die Diele und fühlte in den Taschen seines Tweedsakkos. Da waren nur seine Handschuhe. Als ihre Finger das Futter nach Innentaschen absuchten, stießen sie auf eine harte Ecke, die sehr wohl ein Tablettenkärtchen sein konnte. Als sie die Taschenöffnung gefunden hatte, stellte sie fest, daß sie kein Tablettenkärtchen in der Hand hatte, sondern ein Foto, das eingeschweißt war wie ein Führerschein. Sie hielt es ins Lampenlicht und schaute es kurz an.
    Das Foto war das Porträt einer Frau. Das Auffälligste waren ihre Haare, dicke, wilde Locken, die bis zur Schulter reichten, eine richtige Löwenmähne. Sie lächelte – nein lachte – breit und offen den Fotografen an, und das Lachen – oder vielleicht war es die Sonne, es schien im Freien aufgenommen zu sein – machte aus ihren Augen schmale Schlitze. Sie hatte eine kleine

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