Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
alles gelesen habe, was sich zum Thema auftreiben ließ, kann ich mit Gewissheit sagen, dass die Experten sich in Sachen Barfußlauf derzeit noch uneins sind. Einerseits wäre es verfehlt, die Schuhverweigerer pauschal als Spinner und die Barfußbewegung als kurzlebigen Trend abzutun, denn die Argumente ihrer Anhänger sind zumindest teilweise ziemlich plausibel. Andererseits ist diese Methode wohl tatsächlich nicht für jedermann geeignet.
Die Medizin kann immer genauer auf individuelle Beschwerden eingehen. Das gilt auch für Fußprobleme. Trotzdem spricht prinzipiell nichts dagegen, einfach einmal probeweise barfuß zu laufen. Ich für mein Teil trage bei ungefähr einem Viertel meiner Lauftrainings keine Schuhe mehr.
Doch zurück zu meinem Besuch bei Dr. Archer. Ich ziehe Schuhe und Socken aus, damit sie meine Füße untersuchen kann.
Sie schaut sich meine Fersen an. Die Haut ist ganz verhornt und schwielig und von Rissen durchzogen, in die locker kleine und auch weniger kleine Münzen hineinpassen würden.
Ihre Diagnose: »Oh je.«
Ich werde meine ellenlange Liste täglicher Pflichten um einen weiteren Punkt verlängern müssen: Unter der Dusche ist grundsätzlich ein Fußpeeling fällig.
Ich sage Dr. Archer, sie hätte meine Füße mal vor einer Woche sehen sollen. Da schleppte Julie mich nämlich im Rahmen von Project Health zur ersten Pediküre meines Lebens, und die Koreanerin, die sich meiner Füße annahm, gab sich geschlagene fünf Minuten mit der Hornhaut an meinen Fersen ab.
»Hat Ihnen die Pediküre gefallen?«, fragt Dr. Archer.
»Offen gestanden nicht sehr«, sage ich. Eine Frau, die mir zu Füßen kniet – diese ganze Situation erfüllte mich mit Unbehagen. Ich kam mir vor wie der Vizekönig einer britischen Kolonie.
»Pediküren sind sowieso mit Vorsicht zu genießen«, sagt Dr. Archer.
Und dann zählt sie die ganzen schrecklichen Dinge auf, die man sich durch eine Pediküre zuziehen kann. Wer sich auf das Massagefußbad einlässt, das ihr in der Regel vorausgeht, steckt die Füße quasi direkt in eine Keimhölle. Denn die Düsen des Sprudelbads stecken voller Hautpartikel der Vorbenutzer.
»Viele Leute holen sich bei der Pediküre Fußpilz«, sagt sie.
Falls ich doch irgendwann erneut zur Fußpflege gehe, sollte ich unbedingt mein eigenes Instrumentarium mitbringen: Feile, Nagelzange, Poliergerät. Sie empfiehlt mir, die Zehen vor und nach der Behandlung mit dem selbstentwickelten Fußpilzschutz aus Teebaumöl einzureiben, den sie gerade auf den Markt bringt.
»Und lassen Sie sich nie die Nagelhaut schneiden«, sagt sie zum Abschied. »Sie ist eine Keimbarriere des Körpers.« Ich verspreche ihr hoch und heilig, meine Nagelhaut vor jeglichem fremden Zugriff zu schützen.
Check-up: Monat 14
Gewicht: 71,2 kg
Zum Besten meiner Gehirnfitness neu gelernte Wörter: 301
(heute: »Zyanose«, eine bläuliche Verfärbung der Haut)
Quinoakonsum seit Projektbeginn: 20 kg
Trainingsgewicht auf Kniebeugemaschine (15 WH ): 160 kg
Ich schreibe diese Zwischenbilanz in dem winzigen Kellerbüro, das ich inzwischen gemietet habe, um überhaupt zum Arbeiten zu kommen. Meine Kinder haben mir keine andere Wahl gelassen. So liebenswert sie sind – sie setzen sich mit Freuden über jede erzieherische Grenze hinweg.
Mein Refugium ist de facto ein trübseliges nasskaltes Verlies, nur ohne Fußketten. Das Gute daran ist allerdings, dass es wirklich saukalt ist. Manchmal muss ich meine dicke Winterjacke anziehen und meine Texte mit fingerlosen Handschuhen tippen.
Warum das gut ist? Wer friert, verbrennt mehr Kalorien. In einem 2009 im Fachblatt Obesity Reviews veröffentlichten Artikel führt ein Professor am University College London die epidemieartige Ausbreitung der Fettleibigkeit zumindest teilweise darauf zurück, dass wir nur zu gerne am Thermostat drehen, um es gemütlich warm zu haben. 1987 lag die durchschnittliche Schlafzimmertemperatur der Amerikaner noch bei 19,3 Grad Celsius; 2005 waren es schon 20 Grad.
Wenn es kalt ist, benötigen wir mehr Kalorien, um unsere Körpertemperatur stabil zu halten. Darüber hinaus stimuliert Kälte auch die Aktivität der sogenannten braunen Fettzellen, eine Fettart, die der Körper leichter verbrennt als dasjenige in den weißen Fettzellen.
In seinem Buch Der 4-Stunden-Körper empfiehlt Tim Ferriss Kältetherapie als Diätmaßnahme. Ein Eisbeutel oder Cold Pack im Nacken kann schon viel ausrichten, schreibt er. Ganz harte Jungs können auch ein zehnminütiges
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