Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
gesundheitsmäßig einen gewaltigen Sprung nach vorn tun können. Doch leider habe ich in meinem Leben nur eine einzige Zigarette geraucht, damals mit 15 Jahren. In den darauffolgenden zehn Minuten übergab ich mich so heftig, dass ich mich mit beiden Händen an einer Mülltonne festhalten musste, um nicht umzufallen.
Diese Zigarette ließ mich also kurzfristig kränkeln. Was mich davor bewahrte, langfristig krank zu werden. Mit 440 000 Opfern jährlich steht der Tabakkonsum in den USA noch immer auf Platz eins der vermeidbaren Todesursachen. Ein ausgesprochen unglückseliger Umstand – nicht zuletzt auch angesichts der Tatsache, dass Zigaretten sich im Kampf gegen die grassierende Fettleibigkeit als ausgesprochen nützlich erweisen könnten, wenn sie nicht so furchtbar ungesund wären. Nikotin ist nämlich einer der ganz wenigen nachweisbar wirksamen Appetitzügler. Studien belegen, dass Raucher im Allgemeinen dünner sind als Nichtraucher. Die Zigarettenindustrie hat jahrelang versucht, ihre Produkte unter dem Schlankheitsaspekt zu vermarkten. Denken Sie nur an die amerikanischen Virginia Slims – ein ziemlich cleverer Name für eine Marke, die als »Frauenzigarette« beworben wurde. Oder an die berühmte Lucky-Strike-Werbekampagne aus den zwanziger Jahren: » Reach for a Lucky instead of a sweet « – greif lieber zur Lucky als zur Bonbontüte. (Ein Slogan, der übrigens eines der lächerlichsten Scharmützel in der Geschichte des Gesundheitswesens hervorrief: Der Verband amerikanischer Süßwarenhersteller drohte Lucky Strike mit einer Klage, und die Bonbon-Lobby verteilte zigarettenfeindliche Broschüren, in denen, so Allan Brandt in seinem Buch The Cigarette Century , die Bedeutung von Süßwaren für die Ernährung herausgestellt wurde.)
Doch die negativen Folgen des Tabakkonsums wiegen leider bedeutend schwerer als jeder nikotinbedingte Gewichtsverlust. Ein Missverhältnis, das in etwa mit dem Vorhaben vergleichbar ist, sich am Türbalken aufzuhängen, um seine Wirbelsäule in den Genuss einer Dehnübung kommen zu lassen – und dabei den Tod durch Ersticken billigend in Kauf zu nehmen.
Und jetzt atmen Sie mal ganz tief durch!
Mein ganzes Leben lang habe ich falsch geatmet. Nach meinen Berechnungen sind das ungefähr um die 220 752 000 falsche Atemzüge.
Leute, die sich in Sachen Atmung gut auskennen, haben mir gleich zwei Probleme bescheinigt: Ich atme durch den Mund. Und ich atme zu flach.
Zunächst zum ersten Problem. Ich bin immer schon Mundatmer gewesen. Alte Interviewaufnahmen von mir klingen immer so, als würde irgendwo im Hintergrund Darth Vader gerade Liegestütze machen. Ich hatte gehofft, im Zuge von Project Health zweifelsfrei festzustellen, dass Mundatmen gesund ist – dann hätte ich die Vorteile dieser Atemtechnik verkünden und eine »Ich-bin-stolz-ein-Mundatmer-zu-sein«-Bewegung ins Leben rufen können.
Doch daraus wird leider nichts. Denn die Nase bereitet die Luft beim Einatmen auf: Sie erwärmt und befeuchtet sie und filtert schädliche Bakterien heraus. Gegen feindliche Eindringlinge hält sie gleich mehrere Verteidigungssysteme parat, unter anderem das normale Nasenhaar, Flimmerhärchen (Zilien), die Nasenmuscheln und die Schleimhaut. Darüber hinaus vertreten einige Mediziner die Ansicht, bei der Nasenatmung werde in den Nasennebenhöhlen Stickstoffmonoxid gebildet, das die Gefäße erweitert und daher eine Erhöhung des Sauerstoffgehalts im Blut zur Folge hat.
Und nun zu meinem zweiten Problem: Ich atme nicht tief genug durch. Laut The Harvard Medical School Guide to Stress Management verlangsamen tiefe Atemzüge den Herzschlag und senken den Blutdruck. (Aus demselben Buch stammt übrigens die folgende Passage, die zum Besten gehört, was ich in diesem Jahr bisher gelesen habe: »Der bei uns so verbreitete Kult um den ›Waschbrett‹-Bauch führt dazu, dass Männer und Frauen ihre Bauchmuskeln anspannen. Dadurch verschlimmern sich etwaige Spannungs- und Angstzustände; trotzdem wird die ungünstige Brustatmung langsam zum Normalfall.« Sixpacks sind ungesund! Wenn Harvard das sagt, dann muss es ja stimmen! – Für mich persönlich eine Riesenerleichterung.)
Also beschloss ich, Atemunterricht zu nehmen. Zunächst traf ich mich mit dem Besitzer der wahrscheinlich berühmtesten Lunge der USA , David Blaine. Er hält den Weltrekord im Luftanhalten: 17 Minuten und vier Sekunden. Dabei verwendete er eine Technik namens lung-packing , die darin besteht, so viel reinen
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