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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Wir trafen diesen Entschluss nach meinem einjährigen Bibelprojekt, weil wir unseren Söhnen eine gewisse Kenntnis ihres kulturellen Erbes vermitteln wollten, und zwar unabhängig davon, ob sie sich später einmal ernsthaft dafür interessieren oder nicht.
    Leider habe ich persönlich nichts von dem stressmindernden Glauben, letztlich sei alles im Leben auf göttliche Fügung zurückzuführen. Denn ich bin Agnostiker. Genauer gesagt bin ich seit meinem Bibeljahr ein ritualgläubiger Agnostiker. Ein befreundeter Pastor bezeichnet mich als »andächtigen Agnostiker«. Jenseits der Frage, ob es nun einen Gott gibt oder nicht, weiß ich intuitiv, dass in meinem Leben auch Elemente ihren Platz haben, die ich als heilig empfinde. Dankgebete können heilig sein. Die Zeit im Kreise meiner Lieben kann heilig sein. Superman-Kostüme – heilig, keine Frage.
    Auch der Sabbat kann heilig sein. Ich bemühe mich nach wie vor darum, ihn zu ehren. Allerdings nicht in der orthodoxen »Noch-nicht-mal-im-Aufzug-auf-den-Knopf-drücken«-Vollversion. Ich beantworte aber am Sabbat möglichst keine E-Mails und poste auch keine Statusmeldungen auf Facebook, sondern widme den Tag vorzugsweise meiner Familie.
    In diesem Jahr muss ich mich natürlich mit der Frage herumschlagen, ob ich am Sabbat trainieren darf. Für mich ist Sport ja seit dem Beginn von Project Health Arbeit. Meinen Söhnen hinterherlaufen, wenn sie auf ihren Rollern den Bürgersteig entlang flitzen? Das geht in Ordnung, glaube ich. Aber ins Fitness-Studio gehen? Kommt für mich höchstens ausnahmsweise in Frage.
    Bisher gibt es kaum Studien, die sich ernsthaft mit der Frage befassen, inwiefern der Sabbat stressmindernde Wirkung hat. Ich persönlich kann dazu nur sagen, dass ich mich am Freitagabend immer wie befreit fühle. Ich verspüre eine Welle der Erleichterung wie früher zu Beginn der Sommerferien.
    Doch zurück zu unserem Purimfest. Wir begaben uns in das Untergeschoss unserer Synagoge, wo bereits Dutzende Spidermänner und Prinzessinnen sowie ein paar Winnie Pu-Bären herumtollten. An einer Wurfbude konnten die Kinder mit Stofftierfröschen auf Löcher zielen. Zane bekam von einer Mittelschülerin aus dem ehrenamtlichen Betreuungsteam einen Smiley auf die Wange gemalt. Später weinte er wegen verkleckerter Zahnpasta, und seine Tränen verschmierten seinen Smiley – ein Widersinn, dem selbst er mit seinen mittlerweile vier Jahren eine gewisse Komik abgewinnen konnte.
    Alles in allem war es schön, Teil dieser Gemeinschaft zu sein – wie es immer ein gutes Gefühl ist, einer Gruppe anzugehören, ganz egal welcher –, und mein Stresspegel sank.



KAPITEL 14
    Die Füße
    Erkundung einer Problemzone
    Ich bin Teil einer etwa 60-köpfigen Menschenkette – eine Art Conga-Line, nur ohne Begleitmusik von Gloria Estefan. Die Hände auf den Schultern unseres Vordermanns schlängeln wir uns gemeinsam durch einen Park in Harlem.
    Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer trägt keine Schuhe. Viele andere haben ihre Füße bequem in gelben oder schwarzen Vibram-Zehenschuhen verpackt. Das sind diese Handschuhe für die Füße, die meine Kinder als »Affenschuhe« bezeichnen. Wieder andere haben sich ihr eigenes Schuhwerk gebastelt. Zwei Jungs im Collegealter haben sich nach Gladiatorenart mit Lederschnüren dünne Gummisohlen unter die Füße gebunden.
    Ich befinde mich am Startpunkt des ersten New Yorker Barfußlaufs. Er wird von Christopher McDougall angeführt – Autor von Born to Run und Hohepriester des schuhlosen Joggens – und soll in Zukunft jährlich stattfinden.
    Gleich werden wir zu unserem Lauf quer durch Manhattan aufbrechen, doch zunächst ist ein Warm-up angesagt. Deshalb traben wir gerade hintereinander durch den Marcus Garvey Park. Die Organisatoren haben zwei Trommler in Trainings-Outfits angeheuert, die uns mit afrikanischen Rhythmen in Barfußlaufstimmung versetzen sollen, bevor wir dann Richtung Downtown starten. Nicht, dass die hier versammelten Läufer das wirklich bräuchten. Sie sind bereits allesamt zum schuhlosen Leben konvertiert.
    Die Gespräche der Teilnehmer drehen sich um den Moment der Erleuchtung. Den Moment, in dem sie gegen die Schuhindustrie rebellierten und ihre gut gepolsterten High Tech-Schnürschuh-Ketten abwarfen. »Sch*** drauf, hab ich gesagt und meine Schuhe ausgezogen«, erzählt eine Frau in roten Shorts. Sie alle berichten von einem neuen Leben, frei von Dornwarzen und schmerzenden Fußrücken.
    Diesen Monat beschäftige ich mich

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