Saukalt
noch weiter künstlich auf und
wiederholte, dass es eine Frechheit sei, dass immer gleich er verdächtigt
wurde, wenn in der Gegend was passierte, und das diese scheiß Bullen die
letzten Arschlöcher wären, die ihn mal kreuzweise könnten. Bei seinen letzten
Worten war er schon so weit von der Tür weg, dass er kaum noch zu verstehen
war. Dem Strobel war sowieso egal, was der Fellner Fritz sagte oder nicht
sagte. Aufgeregt hat es ihn jedenfalls nicht. Eher im Gegenteil. So ein kleines
bisschen lustig fand er das Geschrei schon. Kaum war der Fritz weg, sagte der
Berti seine Meinung zu der Geschichte. Nämlich, dass er sich nicht vorstellen
konnte, dass der Fritz bei der Traude so viel Geld verdient hatte. Weil so
meinte er, zwar schon immer viele Autos vor dem Lokal standen, aber drinnen
dann gar nicht einmal so viel los sei, wie man deswegen glauben würde. Zweimal
war der Berti schon dort gewesen und jedes Mal war es das Gleiche. Draußen jede
Menge Autos, drinnen nur ein paar Leute. Er war aber nie sonderlich lange
geblieben. Somit konnte er nicht wissen, ob vielleicht zu späterer Stunde im
›Hexenwinkel‹ nicht doch noch der Bär steppte. Geglaubt hat er es aber nicht.
Eine Erklärung dafür, warum immer so viele Autos vor der Tür standen, wenn ihre
Besitzer gar nicht im Lokal waren, konnte er dem Strobel allerdings nicht
liefern. Geschweige denn, dass er eine Idee hatte, wo die Besitzer der
Fahrzeuge abgeblieben waren. Zwei Fragen, die der Strobel unbedingt klären
wollte. Weil interessant fand er das allemal. Ein Blick auf die angebissene
Semmel vom Berti erinnerte ihn daran, dass er noch gar nicht gefrühstückt
hatte. Also trug er dem Pfaffi auf, zum Hörmann zu fahren und frisches Gebäck
zu holen, damit sie endlich was essen konnten. Weil ohne Mampf kein Kampf, wie
der Großvater vom Strobel immer gesagt hatte.
5
Nach dem Frühstück ersuchte der
Strobel den Berti auf der Dienststelle zu bleiben, weil er selber mit dem
Pfaffi zur Familie Fellner fahren wollte, um dort ein paar Fragen wegen den
Diebstählen in der Kirche zu stellen. Dem Berti war es nur recht, dass er da
nicht mit musste, weil ihm diese Sippe schon seit ewigen Zeiten auf die Nerven
ging. Ständig fiel einer von denen unangenehm auf. Ein Umgang, den der Berti
nicht brauchte. Nicht einmal dienstlich. Für den Strobel stellte sich
allerdings bald heraus, dass es besser gewesen wäre, er hätte einen Schneemann
gebaut oder sich einer anderen mindestens so wichtigen Tätigkeit gewidmet,
statt sich den Besuch bei dieser Familie anzutun. Aber nachträglich ist man
bekanntlich immer klüger. Als er wenig später mit dem Pfaffi vor dem Haus der
Familie Fellner stand und sich umsah, konnte er nicht verstehen, warum jemand
freiwillig in einem derartigen Saustall wohnte. Dabei musst du wissen, dass
dieses Haus einmal ein sehr schönes Anwesen war. Nach ein paar Jahren
Besiedelung durch das Volk der Fellner war davon aber nichts mehr zu sehen.
Jetzt sah die Bude so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Das optische
Rundherum war sowieso unbeschreiblich. Genau wie das Geruchserlebnis. Die
übervolle Senkgrube war schon beim Gartentor zu riechen. Stellenweise war das
Gras so hoch, dass sich der Verdacht aufdrängte, die Familie Fellner pumpte
nächtens heimlich still und leise etwas an Flüssigkeit aus eben jener Senkgrube
in die Wiese. Den Gestank hätte das zumindest erklärt. Mitten in dem Chaos aus
Müll und alten Möbeln spielten zwei kleine Mädchen. Auf den ersten Blick sah es
so aus, als hätte die Familie Kinder aus Afrika adoptiert, so dunkel waren die
sichtbaren Hautstellen. Bei genauerem Hinsehen wurde aber klar, dass es
lediglich Dreck war, der die lieben Kleinen so abdunkelte. Die Farben ihrer
Kleidung waren kaum noch feststellbar. Glücklich und zufrieden wirkten sie aber
trotzdem. Drinnen im Haus hörte der Strobel mehrere Personen streiten. Die
schrien sich derart an, dass die beiden Beamten auf der Straße fast jedes Wort
verstehen konnten. Da waren Wörter dabei, die man als gut erzogener Mensch
nicht in den Mund nehmen sollte. Zwischen dem ganzen Geschrei klirrte und
schepperte es immer wieder. Ganz so, als hätten sich die Herrschaften da
drinnen mit allen möglichen Gegenständen beworfen. Der Strobel und der Pfaffi
warfen sich Blicke zu, an denen du deutlich sehen konntest, dass sie am
liebsten wieder gegangen wären. Weil der Strobel dem Römer aber versprochen
hatte, sich um die Opferstocksache zu kümmern,
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