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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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irgendjemandem zu verständigen,
weil alle so herumbrüllten. Die drei Besoffenen schrien den Strobel und den
Pfaffi an. Der Pfaffi kreischte, dass die drei die Waffen fallen lassen
sollten, und der Strobel versuchte Ordnung ins Chaos zu bringen, indem er allen
zurief, sie sollen sich gefälligst beruhigen. Zu allem Überfluss fingen dann
auch noch die Kinder an zu plärren, weil sie sich fürchteten. Das wieder rief
ihre Mutter auf den Plan, die bei der Tür herausschimpfte, was da eigentlich
für ein Lärm sei. Der Dobermann hatte seinen Schreck zwischenzeitlich verdaut
und wieder angefangen zu bellen. Diesmal allerdings aus sicherer Entfernung.
Weil auch als bissiger Hund kannst du nie vorsichtig genug sein, wenn so viele
bewaffnete Männer herumrennen. Kaum zu beschreiben, wie es da zuging. Es war
ein Wunder, dass niemandem etwas passierte. Trotz all dem Durcheinander gab
keiner einen Schuss ab. Irgendwann erkannte der Fellner Fred dann den Strobel
und pfiff seine beiden Brüder mit dem Hinweis, dass das der Dorfbulle war, der
da in ihrer Einfahrt stand, zurück. Die blieben verdutzt stehen und senkten
ihre Waffen. Die Frau ging auf die schreienden Kinder zu und schmiss dem Hund
im Vorbeigehen einen Schuh hinterher. Dabei schrie sie das Vieh an, dass es
endlich das Maul halten sollte. Nach einem kurzen Protest und einem
vorwurfsvollen Schulterblick erfüllte ihr das Tier diesen Wunsch auch. Der
Strobel drehte sich derweil um und fauchte den Pfaffi an, gefälligst seine
Pistole wegzustecken. Alles in allem eine Stresssituation für den
Postenkommandanten. Und nur wegen einer einzigen Frage, die er stellen wollte.
Die Lust darauf war ihm bei dem ganzen Durcheinander aber schnell vergangen.
Vor allem weil er jetzt erkennen musste, dass die mühsam erkämpfte Ruhe nicht
lange anhielt. Weil jetzt fingen die drei besoffenen Deppen an, untereinander
wegen dem kaputten Blumentopf zu streiten. Der Hans und der Peter wollten dem
Pfaffi deswegen unbedingt an den Kragen gehen, und der Fred hat sie nicht
gelassen. Es sah ganz so aus, als würden sie sich gleich prügeln. Und
wahrscheinlich hätten sie das auch getan, wenn die Großmutter Fellner jetzt
nicht ihren Auftritt gehabt hätte. Die war nämlich mit ihren fast 80 Jahren
noch sehr rüstig und eilte mit einem Eimer voll Wasser aus dem Haus, den sie
über die drei Streithähne schüttete. Erst jetzt kehrte wirklich Ruhe ein. Weil
gegen ihre Oma getrauten sich die drei Burschen nicht aufzulehnen. Ich glaube,
die Alte war der einzige Mensch auf Erden, vor dem diese Männer Respekt hatten.
Nach der kalten Dusche für ihre Enkel ging sie zielstrebig auf den Pfaffi zu,
zeigte mit ihrem knochigen Finger zuerst auf ihn und dann auf die Reste des
Blumentopfes und sagte, dass der Pfaffi den bezahlen müsse. Und zwar in einem
Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. Daher nickte der Angesprochene, ohne zu
protestieren. Die Oma wandte sich dem Strobel zu und fragte ihn, ob sie jetzt
vielleicht erfahren dürfte, was zum Teufel er eigentlich auf ihrem Hof zu
suchen habe. Dabei funkelte sie ihn so böse an, dass er sich überlegte, ob es
vielleicht besser wäre, die Fellner Brüder ein anderes Mal zu fragen, ob sie
über die Diebstähle in der Kirche etwas wussten. Irgendwie machte die alte Frau
nämlich den Eindruck, als würde sie Fragen dieser Art gar nicht gut finden.
Aufregung, so überlegte sich der Strobel, hatte er für einen Tag ohnehin schon
genug gehabt. Eine gute Ausrede fiel ihm aber nicht ein. Darum behauptete er,
dass er nur wissen wolle, ob der Hund auch eine Hundemarke habe. Wieder ein
schwerer taktischer Fehler vom Strobel. Weil natürlich hatte der Hund keine
Marke. Warum hätte er auch eine haben sollen? Keine Ahnung, wie der Strobel auf
so eine blöde Frage kam, wo er doch ganz genau wusste, dass sich diese Familie
an keinerlei Vorschriften hielt. Warum hätten sie also ihren Hund anmelden
sollen? Die Rechnung für diese Gedankenlosigkeit kam prompt. Die Alte zischte
ihn an, dass er verschwinden solle, und die drei besoffenen Brüder fingen
wieder an, lautstark zu streiten. Diesmal gaben sie sich gegenseitig die Schuld
dafür, dass der Hund keine Marke hatte. Da musste der Strobel wohl oder übel
einsehen, dass er hier und heute nichts mehr erfragen würde. Ohne ein weiteres
Wort und ohne Gruß drehte er sich um und ging. Den Pfaffi würdigte er dabei
keines Blickes. Er ließ ihn einfach stehen und ging nach Hause, um sein völlig
durchnässtes Hemd zu wechseln.

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