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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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musste er das jetzt auch
durchziehen. Immerhin standen die Fellners ganz oben auf der Liste der
Verdächtigen. Lange wollte der Ordnungshüter jedenfalls nicht mehr in der Kälte
stehen. Entweder läuten oder wieder gehen. Eine dritte Möglichkeit gab es
nicht. Mit einem tiefen Seufzer entschied er sich dann fürs Anläuten. Zumindest
war das sein Plan. Ehrlich gesagt hätte er sich denken können, dass die Klingel
nicht funktionierte. Hat er aber nicht. Daher drückte er in den nächsten fünf
Minuten mindestens zehn Mal drauf. Natürlich ohne jedes Ergebnis. Schließlich
wurde ihm die Warterei in der Kälte zu blöd und er machte das Tor selbst auf.
Und siehst du, das war der nächste Fehler. Weil wie aus dem Nichts stürmte
plötzlich der Familienhund auf ihn zu. Mit freudigem Schwanzwedeln war da aber
nichts. Der possierliche Dobermann schaute überaus unfreundlich drein und war offensichtlich
nicht unterwegs, um viele Freunde zu finden. Mit böse klingendem Gebell und
noch böser klingendem Knurren schoss er auf den Strobel zu. Der reagierte zu
seinem Pech viel zu spät. Der Pfaffi nicht. Der hatte den Hund früher gesehen
und sich auf der anderen Seite des Zaunes in Sicherheit gebracht. Nicht so der
Strobel. Der wurde stocksteif vor Angst. Das Hundevieh spürte diese Angst
freilich, wurde noch ein bisschen stärker und kam noch ein schönes Stück näher
an den Strobel heran. Der glotzte das Vieh an wie das Kaninchen die Schlange
und rührte sich nicht. Trotz der Kälte lief ihm auf einmal der Schweiß nur so
übers Gesicht. Und siehst du, mit jeder Sekunde, die der Strobel sich
fürchtete, wurde der Hund mutiger. Der Köter passte vor lauter Kraft fast nicht
mehr in sein Fell. Zentimeter für Zentimeter näherte sich der Hundekopf dem
Strobel. Bis er schließlich nach dessen Bein schnappte. Zum Glück erwischte er
aber nur die Hose. Der Pfaffi konnte das natürlich alles sehen und wollte
seinem Chef helfen. Aufs Grundstück zu gehen kam für ihn aber nicht in Frage.
Da war viel zu viel böser Hund für seinen Geschmack. Dafür fiel ihm aber ein,
dass er bewaffnet war. Umständlich und voller Hektik hantierte er an seinem
Lederholster herum, um die Pistole zu ziehen und auf den Hund zu schießen. Das
heißt, eigentlich weiß niemand, ob er das Tier erschießen oder nur erschrecken
wollte. Sicher ist nur, dass er ziemlich lange brauchte, um seine Pistole zu
ziehen. Außerdem zitterten die Hände des jungen Beamten vor lauter Aufregung so
heftig, dass er es kaum schaffte, die Bestie anzuvisieren. Normalerweise war er
ein souveräner Typ. Zumindest verbal. Aber jetzt? Böser Hund biss lieben Chef!
Große Aufregung für einen kleinen Beamten. Trotz allem bekam der Pfaffi den
Hund schließlich ins Visier und drückte ab. Vielleicht hätte er ihn wirklich
getötet, wenn da nicht der große Blumentopf im Weg gestanden hätte. Genau in
der Schusslinie nämlich. Eben jener Topf zerbarst jetzt infolge des Schusses
mit einem dumpfen Geräusch. Schade war es um dieses Negativbeispiel der
Gartengestaltung allerdings nicht. Weil die Pflanzen darin waren sicher schon
seit Jahren tot, und der Topf selber hatte auch schon ganz schön viele Splitter
lassen müssen. Aber darum geht es ja gar nicht. Vielmehr geht es darum, dass
der Pfaffi den Hund zwar nicht getroffen, mit der Zerstörung des Topfes aber
ziemlich erschreckt hatte. Ein lautes Jaulen, und weg war die Bestie.
Gleichzeitig hatte die Streiterei im Haus ein jähes Ende. Aber nicht, weil sich
die Leute versöhnt hatten, sondern weil sie der Schuss aufgeschreckt hatte. Was
glaubst du, wie dem Strobel jetzt zumute war, als gleich drei der Fellner
Brüder, mit Jagdgewehren und Schrotflinten bewaffnet, aus dem Haus stürzten.
Auf dem Hof ging es zu wie in einem schlechten Film. Und ob du es glaubst oder
nicht, die Leute im Ort erzählten sich diese Geschichte noch Jahre später und
lachten sich dabei krumm und schief. Von den Beteiligten lachte allerdings
keiner. Der Pfaffi nicht, die Fellner Brüder nicht und der Strobel, der quasi
zwischen den Fronten stand, schon gar nicht. Weil wenn du vor dir drei
besoffene mit Gewehren und hinter dir einen zitternden Pistolenschützen hast,
gibt es keinen Grund für besondere Heiterkeit. Gelinde ausgedrückt ist so eine Situation
fast ein bisschen besorgniserregend. Zumindest empfand das der Strobel so.
Unter Spaß stellte er sich jedenfalls was anderes vor. Am schlimmsten war für
ihn, dass es völlig unmöglich war, sich mit

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