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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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die sich das anhören mussten, besonders schön. Irgendwann im Sommer
tauchte dann plötzlich das Gerücht im Ort auf, dass die Traude ›Die Alte Post‹
in Albersdorf gepachtet habe und sich selbstständig machen wolle. Am Anfang
wollte das keiner so recht glauben. Immerhin hatte der Luginger, dem ›Die Alte
Post‹ gehörte, zusperren müssen, weil kein Mensch gekommen war. Das hatte aber
nicht nur daran gelegen, dass die Küche echt furchtbar war. Ich meine, essen
hast du dort nicht brauchen. Da war es schade ums Geld. Gemütlich war’s aber
schon. Albersdorf hatte damals nicht viele Einwohner, die am Abend ins
Wirtshaus hätten gehen können. Von daher war die Hütte immer leer. Und weil es
für einen Wirten fast ein bisserl frustrierend ist, dauernd in einem leeren
Gasthaus zu sitzen, hat der Luginger eben den Hut drauf gehauen und von heute
auf morgen zugesperrt. Das sprach sich schnell in der ganzen Gegend herum, und
anscheinend drang diese Neuigkeit auch bis zur Wenger Traude durch. Kurz
entschlossen pachtete sie das Wirtshaus mit allem Drum und Dran. Viel musste
sie nicht herrichten. Da und dort ein bisschen Farbe, ein Generalputz, neue
Vorhänge und fertig. Einen neuen Namen gab sie dem Lokal auch. ›Hexenwinkel‹
nannte sie es. Ein Name, der nicht sonderlich traditionell war. Aber sie wollte
halt ganz bewusst einen moderneren Namen nehmen, der ein bisschen was
hermachte. Das hätte sie vielleicht doch lieber lassen sollen. Weil besonders
modern waren die Menschen in der Umgebung nun einmal nicht, und so war die
blöde Rederei quasi schon vorprogrammiert. Dazu ist noch gekommen, dass den
Frauen in der Umgebung das neue Wirtshaus und vor allem die Wirtin selber
sowieso ein Dorn im Auge waren. Als sich dann auch noch herausstellte, dass der
›Hexenwinkel‹ innerhalb kürzester Zeit einen regen Zulauf an männlicher
Kundschaft hatte, zerrissen sich die alleingelassenen Ehefrauen ganz besonders
eifrig die Mäuler. Kein Wunder also, dass es nicht lange dauerte, bis die
Traude einen neuen Spitznamen hatte. Die ›langhaxerte Hex‹ haben die Frauen das
Mädel geheißen. Ich meine, die Waltraud hatte zwar wirklich schöne, lange
Beine, aber so, wie die Frauen das sagten, hörte es sich nicht wie ein
Kompliment an. Außerdem war das die nette Variante. Manchmal nannten sie die
Traude nämlich einfach nur eine Schlampe. Das war ihr aufgrund des guten
Umsatzes, den sie machte, aber höchstwahrscheinlich ziemlich egal. Auf jeden
Fall konnte der Strobel auf Anhieb nicht ausschließen, dass der Fritz wirklich
bei der Traude arbeitete. Aber selbst wenn es gestimmt hätte, kam es ihm
eigenartig vor, dass sie den Fritz so gut bezahlte. Weil was konnte der Kerl
schon machen, das so einen hohen Lohn gerechtfertigt hätte. Genau diese Frage
stellte der Strobel dem Fritz jetzt. Wieder dauerte es ein bisschen, bis der
eine halbwegs vernünftige Antwort geben konnte. Am Ende kam heraus, dass er so
etwas wie das Mädchen für alles war. Hausmeister, Einkäufer und Putzfrau in
einer Person quasi. Geglaubt haben das weder der Strobel noch der Berti. Das
Gegenteil konnten sie ihm im Moment aber auch nicht beweisen. Von daher eins zu
null für den Fellner Fritz. Zum Schluss sprach der Strobel den Mann noch auf
die Diebstähle in der Kirche an. Ob er vielleicht irgendwas gehört oder gesehen
habe, oder ob vielleicht er selber oder seine Brüder etwas damit zu tun hatten.
Auf diese Fragen reagierte der Fritz richtig empört und meinte, dass er es
langsam leid sei, dass automatisch er und seine Familie verdächtigt würden,
wenn irgendwas gestohlen werde. Ich meine, er gab schon zu, dass er nicht der ehrlichste
Mensch auf der Welt war, aber einen Opferstock ausräumen, so hat er gesagt,
wäre selbst ihm im Traum nicht eingefallen. Und seinen Brüdern mit Sicherheit
auch nicht. Der Bursche regte sich bei dem Thema derartig auf, dass der Strobel
durchaus geneigt war, ihm zu glauben. Deshalb und weil es ohnehin nichts mehr
zu reden gab, schickte er den Fellner Fritz nach Hause. Allerdings nicht, ohne
ihn an der Tür noch einmal daran zu erinnern, dass es kein Fehler wäre, wieder
einmal unter die Dusche zu hüpfen. Da wurde es dem Fritz offenbar dann doch zu
bunt und er fing wieder an zu zetern. Der Strobel verstand nicht so genau, was
er dabei so alles von sich gab. Es hörte sich aber so ähnlich an wie »Euch werd
ich’s zeigen! Ihr werdet schon sehen!«. Sicher war sich der Strobel da aber
nicht. Jedenfalls regte sich der Fritz

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