Saukalt
vorhandene Spuren mit ihrem Lappen
einfach so vernichtet hatte, und revanchierte sich dafür auf seine Weise. Da
war er fast ein bisschen kindisch, der Strobel. Danach war Fotografieren dran.
Der Pfaffi machte die Kamera bereit, und der Elsner sah interessiert zu, wie
der Bursche den Blitzwürfel montierte. Er war überaus erfreut darüber, dass die
Beamten bei der Suche nach dem Einbrecher eine solche Gründlichkeit an den Tag
legten. Sichtlich bemüht und fast schon ein bisschen übereifrig ging der Pfaffi
zu Werke. Zehn Fotos und drei Blitzwürfel später stoppte ihn der Strobel.
Immerhin war das Ganze nur eine Übung und sollte deshalb nicht allzu teuer
werden. Vor allem galt es den Befehl einzuhalten, der besagte, dass mit dem
zugewiesenen Fotomaterial sparsam umgegangen werden sollte. Weil auch damals
war das Geld für die Gendarmerie schon knapp. Überall musste gespart werden.
Beim Benzin für das Auto, beim Papier, bei den Überstunden und eben auch bei
den Filmen für die Kamera. Aber wie dem auch sei. Nach getaner Tat packten sie
die Ausrüstung wieder zusammen und machten sich auf den Rückweg. Der Pfaffi
plapperte ununterbrochen vor sich hin und wollte vom Strobel wissen, ob er
alles richtig gemacht hatte. Und weil Motivation auch bei einem Beamten sehr
wichtig ist, versicherte ihm sein Chef, dass er diese Aufgabe mit Bravour
gelöst hatte. An diesem Tag und auch in der darauf folgenden Nacht passierte
dann nichts mehr, das sich lohnen würde zu erwähnen. Es sei denn, es interessiert
dich, dass es am Abend angefangen hat zu schneien und bis zum nächsten Morgen
nicht mehr aufhörte. Aber ich denke, du wirst auch ohne dieses Wissen gut
zurechtkommen. Am nächsten Morgen erlebte der Strobel eine Überraschung. Der
Pfaffi erschien nämlich eine halbe Stunde zu früh. Irritiert sah er ihm zu, wie
er sich daran machte, das Büro aufzuräumen und Kaffee zu kochen. Da fragte sich
der Strobel natürlich, ob der neue Kollege tatsächlich so diensteifrig oder
vielleicht doch ein Dickdarmakrobat war. Weil so früh ins Büro zu gehen, um
aufzuräumen und Kaffee zu kochen, kam dem Postenkommandanten sehr eigenartig
vor. Diesmal beherrschte er sich aber und machte keine blöden Bemerkungen von
wegen Sekretärin des Jahres oder so. Etwas Nettes wollte er aber auch nicht
sagen, weil er nach seinem Nachtdienst noch ziemlich maulfaul war. Er tat
einfach so, als bemerke er nichts. Noch bevor der Berti zum Dienst erschien,
bekam der Strobel Besuch. Das Ehepaar Elsner stand um Punkt sieben Uhr mit drei
Paar Würsteln, einer Flasche Wein und einer Biskuitroulade auf der Matte.
Freudestrahlend erklärte ihm der Elsner, dass sie gekommen seien, um sich dafür
zu bedanken, dass er sich so intensiv um die Aufklärung des Einbruchs kümmere.
Eine Geste, die den Strobel rührte. Und ein schlechtes Gewissen bekam er auch.
Weil im Wesentlichen war ihm dieser Einbruch egal. Ohne Spuren war es ihm fast
unmöglich, den Täter zu finden. Überrascht war er aber freilich auch. Zwar
kannte er die Elsners nur vom Sehen und vom Hörensagen, aber ihr Ruf war nicht
der beste. Allgemein galten sie als arrogant, geizig und unfreundlich. Nebenbei
zerrissen sich die Leute im Ort aber auch das Maul über die Fähigkeiten vom
Herrn Elsner als Weinbauer und stellten ihn als überschätzten Nichtskönner hin.
Gestimmt hat das zwar nicht, aber weil die Eheleute halt nicht aus Tratschen
stammten, mochte man sie nicht. Obwohl sie schon seit fast zehn Jahren da
waren, galten sie bei den ›echten‹ Tratschenern immer noch als ›Zuagroaste‹.
Als solche waren sie nicht viel beliebter als die Zigeuner. Besonders schlimm
war, dass sie aus Wien gekommen waren. Frischluftdepperte quasi. Da hat es dem
Elsner auch gar nichts genützt, dass er früher ein hoher Angestellter in einer
Bank war und viel Geld verdient hatte. Das interessierte die Dorfbewohner
überhaupt nicht. Die ließen sich viel lieber darüber aus, wie so ein
Frischluftdepperter, der null Ahnung vom Weinbau hatte, dazu kam, sich
ausgerechnet in ihrem Dorf niederzulassen, um Weinbauer zu werden. Die Antwort
auf diese Frage war im Grunde eine ganz simple Geschichte. Der Elsner selber
hatte seine Liebe zum Wein schon in relativ jungen Jahren entdeckt. Allerdings
mehr von der Genussseite her. Und wie das oft so ist, machte er sich sein
kleines Laster zum Hobby und fing irgendwann an, sich in der Theorie intensiv
mit der Erzeugung des Rebensaftes auseinanderzusetzen. Nach und nach wurde in
ihm der
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