Saukalt
in mäßigem Tempo durch die Landschaft schaukelte, und hing seinen
Gedanken nach. Was hätte er auch sonst tun sollen? Jetzt war es aber so, dass
es in Albersdorf eine Haltestelle gab. Und zwar genau gegenüber vom
›Hexenwinkel‹. An sich war das nichts Neues für den Gendarmen. Aber diesmal
achtete er ein bisschen genauer darauf, wie viele Autos vor dem Lokal standen.
Es waren bemerkenswert viele. Sogar für einen Freitagabend. Was dem Strobel
aber besonders ins Auge sprang, waren die beiden Autos, die genau vor dem
Eingang geparkt waren. Richtig fette Angeberautos. Beide mit Wiener
Kennzeichen. Ein BMW und ein Fahrzeug, das der Strobel auf den ersten Blick
keiner Marke zuordnen konnte, weil er so ein Auto noch nie gesehen hatte. Grundsätzlich
war es ganz normal, dass jede Menge Wiener in der Gegend herumfuhren. Aber dass
sich Leute, die offenbar über eine Menge Geld verfügten, in einem Provinznest
wie Albersdorf ins Nachtleben schmissen, war schon ein bisschen ungewöhnlich.
Wegen dem ›Hexenwinkel‹ konnte sich der Weg aus der Großstadt jedenfalls kaum
gelohnt haben. Da war sich der Strobel ganz sicher, obwohl er selbst noch nie
drinnen war. Er beschloss deshalb, sich die Kennzeichen aufzuschreiben. Das
Problem war nur, dass er seine Uniform nicht anhatte. Da steckten nämlich immer
sein Notizbuch und ein Kugelschreiber in der Brusttasche. Jetzt, wo er privat
unterwegs war, hatte er kein Schreibzeug dabei. Kurz überlegte er sich, ob er
einen der anderen Fahrgäste nach einem Kugelschreiber fragen sollte. Aber da
setzte sich der Bus schon wieder in Bewegung. Bei der nächsten Station dachte
der Strobel schon nicht mehr an die beiden Autos, sondern freute sich nur noch
auf das Wochenende. Na ja, eigentlich freute er sich in dem Moment mehr auf das
Ende der Fahrt und erst in zweiter Linie auf das Wochenende. In Hollabrunn
holte ihn dann die Frau Doktor ab. Und obwohl sich der Strobel innerlich freute
wie ein kleines Kind zu Weihnachten, fiel seine Begrüßung eher verhalten aus.
Irgendwie konnte er einfach nicht über seinen Schatten springen. Zu seinem
Glück konnte man ihm die Freude aber trotz seiner Zurückhaltung mehr als
deutlich ansehen. Daher gab sich die Frau Doktor mit der kurzen Umarmung und
dem flüchtigen Kuss zufrieden. Außerdem hatte sie in der Vergangenheit gelernt,
dass der Strobel immer ein bisschen Zeit brauchte, bis er auftaute. Er hatte
eben seine ganz eigene Art, ihr seine Zuneigung zu zeigen. Zum Beispiel mit den
Kleinigkeiten, die er ihr bei jedem Besuch mitbrachte. Ja, der Strobel kam
tatsächlich nie mit leeren Händen. Eine Rose, eine Schachtel Pralinen oder eine
Flasche Wein. Immer hatte er etwas dabei. Diesmal allerdings nicht. Weil für
dieses Wochenende hatte er sich überlegt, die Frau Doktor zum Essen
auszuführen, damit sie nicht zu kochen brauchte. Grundsätzlich immer eine gute
Idee, über die frau sich freut. In diesem Fall stellte sich allerdings heraus,
dass es in einer Beziehung immer gut ist, wenn man öfter einmal miteinander
redet. Weil die Frau Doktor hatte auch einen Plan für das Wochenende gemacht.
Der sah allerdings ein ganz klein wenig anders aus, als der vom Strobel. Soll
heißen, sie hatte daheim alles für zwei ganz gemütliche und romantische Tage
vorbereitet. Zuerst schauten sie beide ein bisschen belämmert drein, als sie
über ihre unterschiedlichen Vorstellungen redeten. Dann wollte jeder von ihnen
auf seinen Plan verzichten. Nach einigem hin und her fingen sie schließlich an
zu lachen und entschieden sich zuletzt einstimmig für den Plan von der Frau
Doktor. Essen, so dachte sich der Strobel, könnten sie auch noch am nächsten
Wochenende gehen. Nach einem Spaziergang über den Weihnachtsmarkt fuhren sie
schließlich nach Hause, tranken ein paar Gläser Wein und gingen ins Bett. Und
wenn du jetzt glaubst, dass der Strobel und die Frau Doktor dann tatsächlich
ein romantisches Wochenende hatten, irrst du. Weil am Samstagvormittag
passierte etwas, das die Romantik nachhaltig zerstörte. Du musst nämlich
wissen, dass der Strobel einen strategischen Fehler gemacht und dem Berti die
Telefonnummer von der Frau Doktor gegeben hatte. Für den Notfall quasi. Ich
meine, da hatte sich der Strobel gar nicht viel dabei gedacht. Normalerweise
gab es in Tratschen nie so etwas wie einen Notfall. Deshalb hätte er niemals
damit gerechnet, dass ihn der Berti unter dieser Nummer tatsächlich einmal
anrufen würde. Es war eher so eine Mischung aus vorauseilendem
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