Saupech (German Edition)
war.
»Bleiben wir doch gleich hier am Tisch.«
»Wie Sie möchten. Und was gibt es jetzt Spannendes?«
»Wir haben zwei Leichen, einen abgetrennten Kopf, ein paar Fingerabdrücke, die wir nicht zuordnen können, und nach wie vor kein Motiv. Es ist zum Kotzen.«
»Und keinerlei Erkenntnisse, wer der Täter sein könnte?«
Leo Bergler schüttelte den Kopf. »Wir haben uns intensiv mit verschiedenen Fragen beschäftigt. Zum Beispiel: Wohin sind all die Leichen verschwunden, wenn hier wirklich ein Serienmörder sein Unwesen treibt?«
»Und, haben Sie eine Antwort gefunden?«
»Nicht eine, mehrere. Aber eine ist so unwahrscheinlich wie die andere. Wenn er die Leichen vergraben hat, wieso ist nie eine aufgetaucht? Irgendwann taucht immer eine auf, vor allem über einen so langen Zeitraum. Hat er Beziehungen zu einem Friedhof? Vielleicht einem aufgelassenen? Hat er einen Acker, wo er sie unbeobachtet einbuddeln konnte? Oder könnte er ein Schweinezüchter sein, der die Reste an seine Tiere verfüttert? Ist es überhaupt jemand aus der Gegend? Ist doch eher unwahrscheinlich, dass einer in seiner Heimatgemeinde die Leute umbringt. Das wär ja fast so, als würde ein Bankräuber die Filiale im Dorf überfallen. Ist der Mörder so blöd? Das sind nur ein paar von den hundert Fragen, auf die wir keine Antwort wissen.«
»Die Idee mit den Schweinen hatte ich auch schon. Obwohl mir nicht sehr wohl ist, wenn ich daran denke, dass der Lieferant meines sonntäglichen Schnitzels möglicherweise mit Menschenfleisch gemästet worden sein könnte.«
»Mit diesen Gedanken sind Sie nicht allein. Ich habe, seit wir auf die Idee gekommen sind, hier nur mehr Gerichte ohne Fleisch gegessen.«
»Wenn der Mörder wüsste, dass er einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung eines Polizisten leistet, würde er sich wahrscheinlich aus Kummer freiwillig stellen.«
»Frau Wiltzing!« So wie Leo Bergler knurrte, war er entweder wirklich ungehalten oder ein hervorragender Schauspieler.
Dorli nahm die Kaffeekanne und stellte sie nebst zwei Tassen auf den Küchentisch.
»So, unser legales Aufputschmittel ist fertig.« Sie goss das dunkle Gebräu in die Tassen. »War die Idee mit den Schweinen der Grund, dass Sie beim Kogelbauer alles umgedreht haben?«
Leo Bergler lächelte säuerlich. »Unter anderem. Der Kerl war nicht gerade zur Kooperation bereit. Ohne Durchsuchungsbeschluss durften wir allerdings nur dort hin, wohin er uns gelassen hat. Und für einen solchen Beschluss fehlten einfach die Beweise. Ein leiser Verdacht reicht da nicht.«
»Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie nett der Kogelbauer reagiert hat. Er ist schon normalerweise ein Grantscherm, und in dieser Woche läuft’s für ihn gar nicht gut. Und, habt’s was g’funden?«
»Selbst wenn, dürfte ich Ihnen das nicht sagen.«
»Verstehe. Habt’s auch den Mist untersucht?«
»Den Mist? Warum denn das?«
»O Mann, diese Stadteier! Was die Viecher nicht verdauen oder was sie nicht fressen, findet sich in der Scheiße und der Stalleinstreu wieder, wenn ich das mal so locker formulieren darf. Da wir keine Ahnung haben, wann der Mörder den Letzten erledigt hat, den er auch verschwinden hat lassen, ist das zwar keine besonders erfolgversprechende Sache, aber eine Möglichkeit. Da der letzte Mist spätestens im März ausgebracht worden ist, bevor die Felder bestellt wurden, liegen hier immerhin die Spuren der letzten drei, vier Monate …«
»Zum Teufel, warum hat da keiner von uns dran gedacht?« Leo Bergler hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Vermutlich, weil es so unwahrscheinlich klingt. Hm, wenn wir bei dem Kerl nochmals einfallen, macht er uns sicher die Hölle heiß. Er hat uns eh schon mit Gott, dem Teufel und der Landwirtschaftskammer gedroht.«
Dorli lächelte. »Dann war’s noch nicht gefährlich. Danach kommt sein Freund, der Präsident des Landeskriminalamts in Sankt Pölten, und wenn das auch noch nicht die beabsichtigte Wirkung hat, droht er mit dem Finanzlandesrat zur rechten Hand Gottes in Niederösterreich.«
»Gibt’s in Niederösterreich einen anderen Gott als im Rest Österreichs?«
»Na, das will ich meinen. Hier regiert Gottkönig Erwin der Größte. Mit eiserner Hand und einer Handvoll Halbgottsklaven. Zum Ausgleich haben’s in Wien den Häuptling Michael und seine Indianer-Vasallen.«
»Sie erschrecken mich!«
»Der unerschrockene Mörderjäger lässt sich von einer kleinen Gemeindesekretärin ins Bockshorn jagen?«
»Nur von ihren
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