Saupech (German Edition)
übergeben musste. Wobei der Gedanke, dem Kofler über die Schulter in den Schoß zu speiben, durchaus ansprechend war.
40
Dorli hatte Lupo zwar versprochen, keine Aktionen allein und auf eigene Faust zu unternehmen. Aber die Gelegenheit war einfach zu günstig, sich in aller Ruhe auf Kogelbauers Hof umzusehen, solange der beim Kirchenwirt soff. Sie lief nach Hause, schnappte Idefix’ Leine, und sie machten sich auf den Weg zu Kogelbauers Hof.
Die Frage war, was könnte die Polizei übersehen haben, als sie den Hof durchkämmte? Den Mist vom Schweinestall vielleicht. Wenn es irgendwo Knochenreste gab, dann dort. Aber wer weiß, wann das letzte Opfer des Mörders gestorben war, das er nicht im Wald liegen lassen hatte.
Dorli pirschte sich von der Rückseite an den großen Bauernhof an, der einige hundert Meter außerhalb des Ortes lag. Dann befahl sie Idefix: »Sitz und bleib!« Er durfte nicht weiter mitgehen. Sonst würde Kogelbauers Kettenhund anschlagen, und sie wollte eigentlich heimlich und unsichtbar eindringen, sich umsehen, den Mist einfassen und den Hof ungesehen wieder verlassen.
Dorli kletterte über den halb verfallenen Zaun. Es war eine Schande. Der Kerl war wahrscheinlich der reichste Mann in der Gemeinde. Aber der Hof war verkommen, überall lag Mist herum. Hühnerdreck vereinte sich brüderlich mit Hundescheiße. Die Geräte standen einfach so im Hof, Wind und Wetter ausgesetzt. Pflugscharen rosteten neben Mähmaschinen vor sich hin. Aber das war ihr egal. Sie wollte zum Misthaufen. Er war nicht zu verfehlen, denn er stank erbärmlich.
Dorli zog einen dicken Müllsack aus ihrer Hosentasche. Jetzt brauchte sie nur noch etwas, um den Mist einzufassen. Ein Stück abseits lagen Schaufeln, Mistgabeln, Rechen und andere Werkzeuge kunterbunt auf einem Haufen. Dorli griff sich das oberste Trumm. Es war zufällig ein Spaten. Nicht gerade das beste Werkzeug für ihr Vorhaben, aber auch nicht schlecht. Sie kehrte damit zum Misthaufen zurück. Immerhin war das Zeug aus dem oberen Teil nicht ganz so triefend nass. Sie öffnete den Plastiksack, hob mit dem Spaten die oberste Schicht ab und stach nach unten. Die gehäufte Schaufel entleerte sie in den mitgebrachten Sack. So verfuhr sie an vier verschiedenen Stellen des Haufens.
Sie legte den Spaten leise wieder zurück, woher sie ihn genommen hatte. Den Müllsack verknotete sie und warf ihn über den Rücken. Er war ganz schön schwer. Dann schleppte sie ihre duftende Last zum Zaun. Hob erst vorsichtig den Mistsack darüber und schwang sich hinterher. Als sie den Sack wieder aufnahm, merkte sie, dass er an der Seite ein Loch bekommen hatte. Na super! Jetzt würde ihr auf dem ganzen Heimweg die stinkende Brühe über den Rücken in die Schuhe rinnen. Doch wer neugierig war, musste kleine Opfer in Kauf nehmen.
Als sie auf die Straße zum Ort gelangte, hielt ein entgegenkommender Wagen. Der Kogelbauer!
»Was machst denn du da?«
»Hallo, Kogelbauer. Siehst doch, i geh mit dem Hund.«
»Und was schleppst da in dem Zeger?«
»Ich wüsst nicht, was dich das angehen tät!«
»Jetzt stell di net so an. Schaut schwer aus.«
»Ja, Gold hat amoi a ordentliches G’wicht!«
Dorli versuchte, ein möglichst blasiertes Gesicht aufzusetzen. Hoffentlich roch er nicht, was sie transportierte. Doch sie hatte Glück.
»Dann halt net, du blede Gas!«, schimpfte er in ihre Richtung und beschleunigte, dass der Schotter spritzte.
Pffff. Noch mal gut gegangen . Dorli wusste nicht, wie sie ihm hätte erklären sollen, dass sie ein paar Schaufeln Mist auf dem Rücken spazieren trug.
Zu Hause angekommen, warf sie den Sack in die Scheibtruhe und eilte ins Haus, um ihre Kleidung zu wechseln.
»Du lasst das ja in Ruh und steckst deine Schnauze da nicht rein!«
Idefix rollte sich neben der Gartentür zusammen und guckte beleidigt.
»Ich mein ja nur.«
Der Hund strafte sie mit Verachtung.
Als Dorli wenig später zurück in den Garten kam, lag Idefix immer noch – oder wieder – an derselben Stelle.
Dorli holte ein altes Plastiktischtuch, das sie schon längst wegwerfen wollte, und breitete es über den Gartentisch. Den Sack stellte sie mittendrauf und kippte den Inhalt auf den Tisch. Höchst interessant, was der Kogelbauer alles in den Mist schmiss, der nachher auf die Felder ausgebracht wurde. Dorli war froh, dass sie sich Gummihandschuhe angezogen hatte, bevor sie in dem Dreck zu wühlen begonnen hatte.
Da waren neben Stroh und Scheiße Metallösen von Getränkedosen
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