Saupech (German Edition)
aufschlussreiche Handlung. Einer der beiden Hauptdarsteller bist du. Deutlich zu erkennen. Und das, was du kunstgerecht zerlegst, ist kein Schwein. Verstehen wir uns jetzt?«
»Moment.«
Er musste das Telefon weglegen und sich den Schweiß von der Stirn wischen, der ihm schon in die Augen tropfte und dort heftig brannte. Seine Hände zitterten so, dass er das Taschentuch kaum zu fassen bekam. Ein Film war auch weggekommen? Das war ihm noch nicht einmal aufgefallen. Verdammt! Wer immer dieses Weib sein mochte, er würde ihr einen Gefallen erweisen müssen. Falls es überhaupt bei dem einen blieb. Er griff wieder zum Handy.
»Was stellen Sie sich vor, das ich tun soll?«
»Erledig die Kofler Gundl. Und zwar so, dass es auf den ersten Blick wie ein Selbstmord aussieht. Noch diese Woche. Wenn nicht, schick ich das Video ans Landeskriminalamt. Noch Fragen?«
»Die Frau Bürgermeister?«
»No na. Oder kennst sonst noch jemanden, der so heißt?«
»Nnn… nein. Soll ich Sie nachher anrufen?«
Ihr glockenhelles Lachen verspottete ihn. »I bin do net blöd. Das ist ein Wertkartenhandy, das i jetzt sofort wegschmeiß. Aber ka Sorg, i erfahr schon, ob der Trampel gestorben ist oder net. Mach’s guat, Papilein!«
Die Leitung war tot. Er hieb sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. Er hatte zwei Menschen umgebracht, nur weil er dachte, der Hias sei bei ihm eingedrungen und hätte einen Schädel gestohlen. Dabei war es eine Frau, der Stimme nach jung, die sogar behauptete, seine Tochter zu sein. Und jetzt betrachtete sie ihn anscheinend als ihren privaten Auftragskiller. Na klasse! Wie kam er nur aus der Nummer wieder raus?
Innerhalb einer Woche wollte sie den Tod der Bürgermeistersgattin. Wie stellte sie sich das vor? Die ganze Gegend wimmelte von Beamten des LKA . Und noch dazu sollte es aussehen wie ein Selbstmord. Und was sollte das heißen: auf den ersten Blick? Egal. Jedenfalls musste er es erst mal schaffen, mit der Frau in einer einsamen Gegend allein zu sein. Verdammt, verdammt, verdammt!
Er lief in sein Kopfkino. Griff in die Lade mit den Bändern, zählte sie. Tatsächlich, eines fehlte. Es waren zwölf gewesen. Jetzt lagen hier nur elf. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als für die dumme Kuh die Frau vom Bürgermeister zu erledigen. Riskant, besonders in der jetzigen Situation. Aber was sollte er tun? Er wusste ja nicht einmal, wer diese ominöse Tochter war, geschweige denn, wo oder wie er sie erreichen könnte. Doch eines würde er vorher auf jeden Fall machen. Ein Protokoll dieses Anrufes anlegen und zu seinen Unterlagen im Kopfkino hinzufügen. Sollte er wegen dieser blöden Geschichte auffliegen, sollte seine angebliche Tochter nicht davonkommen. Außerdem musste er versuchen herauszubekommen, wer das Luder war. Denn eines stand fest: Nochmals würde er für sie niemanden umlegen.
42
»Frau Wiltzing!«
Dorli blieb stehen und sah sich nach dem Rufenden um. Es war Oberleutnant Leo Bergler, der die Dorfstraße herunterkam.
»Ah, der Herr Kommissar. Gibt’s was Neues?«
»Nicht wirklich. Aber ich würde gern noch mal mit Ihnen sprechen. Haben Sie ein paar Minuten?«
»Sicher. Beim Kirchenwirt?«
»Zu öffentlich. Denn die Steine haben Augen und die Wände haben Ohren.«
»Ups! Wie konnte mir das bisher entgehen?«
»Machen Sie sich über mich lustig?«
Dorli grinste. »Würde ich mich nie trauen.«
Leo Bergler zog finster die Augenbrauen zusammen.
»Sie und sich was nicht trauen!« Doch dann öffnete sich sein Mund zu einem breiten Lachen. »Entweder am Gemeindeamt oder bei Ihnen zu Hause. Das wäre mir noch lieber, denn da hört uns bestenfalls Ihr Hund zu.«
»Na gut. Gehen wir gemeinsam oder ich voraus und Sie schleichen mir nach?«
»Frau Wiltzing!«
»Is ja schon gut, ich bin schon wieder ein artiges Mädchen.«
Zu Hause angekommen, forderte erst Idefix ein gehöriges Maß an Begrüßung, Balli und Leckerli. Dann durfte sich Dorli ihrem unerwarteten Gast widmen.
»Was zu trinken? Kaffee, Bier, Wein, Fruchtsaft?«
»Machen Sie sich keine Mühe. Außer Sie mögen auch Kaffee. Ansonsten wäre ein Glas Wasser fein.«
»Leitung? Mineral?«
»Einfach aus der Leitung.«
Dorli verschwand kurz in der Küche und befüllte die Kaffeemaschine. Dann nahm sie einen Glaskrug, warf eine Handvoll Eiswürfel hinein, drei Schnitz von einer Zitrone und ergänzte das Ganze mit kaltem Wasser. Als sie nach dem Tablett greifen wollte, merkte sie, dass ihr der Kommissar in die Küche gefolgt
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