Saupech (German Edition)
net heuer vierzig?«
»Erinner mi net dran!«
»Alles klar. Wenn’st amoi über vierzig bist und du wachst in der Früh auf und es tut dir nix weh, dann weißt, du bist tot.«
Lore zeigte ihr lachend einen Vogel und marschierte strammen Schrittes davon.
Der Vormittag verging rasch, ohne dass sich Willibald Kofler gezeigt oder auch nur angerufen hätte. Dafür klappte nach dem Essen die Tür. Als Dorli aufsah, stöckelte Barbara Schöne zum Besuchertresen.
»Sie sollten si besser jetzt scho darauf einstellen, verehrte Frau Wiltzing. I komm wieder. Der Willi wird mi heiraten. Und arbeiten wer’ma a miteinander.«
»Du lieber Himmel, Frau Schöne. Seine Frau ist noch net einmal richtig kalt, und Sie reden schon vom Heiraten. Lassen S’ den armen Mann doch wenigstens erst seine Frau eingraben.«
»Ka Sorg. I wollt Sie nur warnen.«
Wie rücksichtsvoll! Aber eines stand für Dorli in diesem Moment fest: Wenn das passieren und die Schöne wieder im Amtshaus einreiten sollte, dann würde sie kündigen. Lieber stempeln gehen, als mit der Schöne weiterzumachen.
Am nächsten Morgen fand Dorli in der Zeitung zwei interessante Artikel. Der eine spekulierte darüber, dass der trauernde Witwer Willibald Kofler, Bürgermeister von Markt Buchau, gar nicht so unter dem plötzlichen Ableben seiner Gattin litt, wie man vermuten konnte, da die Ehe zerrüttet gewesen wäre und vor dem Aus gestanden hätte. Und obwohl kein Wort davon in dem Blatt stand, las man zwischen den Zeilen, dass dem Kofler der Tod seiner Frau recht gelegen kam. Ersparte er sich dadurch doch jede Menge Ärger und Geld. Denn es gab Gerüchte, er hätte ein Verhältnis mit einer anderen Frau.
Der zweite handelte vom Polizeieinsatz beim Kogelbauer und was für unfassbare Zustände dort auf dem Hof herrschten. Man hatte den Amtstierarzt eingeschaltet. Bis auf Weiteres durfte der Kogelbauer weder Milch noch Fleisch verkaufen. Erst musste er alle hygienischen und sonstigen Auflagen erfüllen. Niemand konnte sich erklären, warum es nicht längst bei einer Überprüfung aufgefallen war, wie es dort zugegangen war.
Dorli wusste es. Weil er überall jemanden kannte, der jemanden kannte, der was zu sagen hatte. Und da und dort ein paar größere Scheinchen in einem Kuvert den Besitzer gewechselt hatten. So einfach funktionierte Kogelbauers Welt. Und nicht nur seine. Wenn man den Zeitungen glauben durfte, funktionierte ganz Österreich so. Zum Speiben. Auswandern wäre eine Option. Die Frage lautete nur: wohin? Im Rest der Welt ging es ähnlich oder schlimmer zu.
44
»Hallo, Bertl. Ist was?«
Bertl Wagner war eben ins Amtshaus gestürmt, als sei eine Horde berittener Indianer hinter ihm her.
»Die Gundl hat gar net Selbstmord begangen.«
»Hab ich eh nie glaubt. Aber angeblich hat sie sich doch erhängt?«
»Eher wurde sie aufgehängt.«
»Wieso denkst du das?«
»I war da unbeteiligt. Aber dein Freund, der Gockel vom LKA , hat gemeint, bei so vielen Todesfällen in der kurzen Zeit sollte man bei einem weiteren genauer hinschauen. Also haben’s die Gundl in die Gerichtsmedizin bracht. Wobei i mi eh glei geärgert hab. Denn wenn wir a Obduktion in Auftrag geben, wart ma mindestens a Wochen, und bei dem Wappler vom LKA geht des in an Tag. Jedenfalls hat sich herausgestellt, dass sie nicht nur blunzenfett war, sondern auch noch a ung’sunde Portion Beruhigungsmittel intus hatte. Und Dornröschen meint, die müsste sich schlafwandelnd und bewusstlos aufg’hängt haben.«
»Hm, ziemlich eigenartig.«
»Schon. Und das bringt mich gleich zum Thema meines Besuches bei dir, Dorli. Verdächtig ist in so an Fall natürlich als Erstes immer der Ehemann. Kannst du dir vorstellen, dass der Willi die Gundl hamdraht hat?«
»Nie im Leben! Der Willi is ein Waschlappen, wie er im Büchl steht. Wobei er natürlich a Motiv g’habt hätt.«
»Ja? Erzähl!«
»Vor a paar Tag hat die Gundl den Willi und die Schöne beim Pempern erwischt, weil der Dodel net amal seine Bürotür abg’sperrt hat, wie er mit ihr zugange war.«
»Da im Büro?« Bertls Augen glänzten sensationslüstern. »Was ist dann passiert?«
»Die Gundl hat die Schöne hochkant ausseg’schmissen. Und die is halbert nackert und zornrot abg’rauscht.«
»Da hätt eher die Schöne den Willi umbringen müssen, wenn er ihr net g’holfen hat.«
»Bertl, du hast ka Ahnung, wie die Frau tickt. Die will Bürgermeistersgattin werden. Hat sie mir selbst verklickert.«
»Wann?«
»Ja, das ist
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