Saupech (German Edition)
interessant. Am gleichen Tag, als Gundls Leiche gefunden wurde. Da ist sie z’Mittag bei mir auf’taucht und hat mich darüber aufgeklärt, dass der Willi sie heiraten wird und sie wiederkommt.«
»Hm. Vielleicht sollten sich die Mandeln vom Bergler einmal mit der kleinen Babsi unterhalten.«
Der arme Tropf! Mit der »kleinen Babsi«. Bertl war, wie so viele Männer, der überkandidelten Nudel vom ersten Tag an verfallen gewesen. Was fanden die Männer nur alle an der? Lag es daran, dass sie nuttig wirkte in ihrem Aufzug? Weil sie ein hilfloses Weibchen mimte? Hatte sie eine Ausdünstung, die sich auf die Testosteronausschüttung der Männer auswirkte? Eigentlich war es egal. Sie konnte die Schöne nicht leiden, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Basta.
Am Nachmittag schneite Leo Bergler kurz herein.
»Ihre liebe Kollegin hat leider ein Alibi für die Zeit, als die Frau Bürgermeister das Zeitliche segnete.«
»Schad!«
»Dachte ich mir, dass Sie das nicht lustig finden werden. Mir bleibt im Moment nichts anderes übrig, als den Tod der Frau Kofler als weiteren ungeklärten Fall in die Liste aufzunehmen. Wobei ich, ehrlich gesagt, nicht daran glaube, dass das unser Serienmörder war.«
»Stimmt, warum sollte er? Aber andererseits passen ja der Mord am Hias und an der Frau aus Wien auch überhaupt nicht in sein Beuteschema. Denn vorher waren es Kinder und junge Erwachsene, und die Leute sind spurlos verschwunden. Warum sollte ein Serienmörder plötzlich seine Taktik ändern und die Leichen in der Gegend herumliegen lassen? Sofern es überhaupt einen Serienmörder gibt und ein Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Leut besteht.«
Dorli fuhr den Computer herunter. Nach dem Gespräch mit Leo Bergler würde sie das Amtshaus absperren. Es kam sowieso keiner.
»Ich glaub an den Serienmörder.« Leo Bergler strich sich nachdenklich übers Kinn. »Es sind zu viele Vorfälle in der Gegend, da besteht ein Zusammenhang. Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Erstens, der Mörder fühlt sich so sicher und unverwundbar, dass es ihm egal ist, wenn die Polizei ermittelt. Zweitens, es ist irgendetwas passiert, das ihn völlig aus der Bahn geworfen hat. Aber was?«
»Vielleicht war der Kopf im Fassl der Auslöser. Weiß man schon, wer das war?«
»Ein ungarischer Saisonarbeiter, der vor rund zehn Jahren aus der Umgebung von Langebichl verschwunden ist. Da am Tag davor Zahltag war, hat man damals vermutet, dass er heimgefahren ist, ohne jemandem etwas zu sagen.«
»Hm. Das hilft uns auch nicht weiter.« Dorli strich sich das Haar aus der Stirn.
»Nicht im Moment. Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, der hat allen seinen Opfern den Schädel abgeschnitten und hebt sie irgendwo als Trophäen auf. Wenn ihm einer davon abhandengekommen ist, kann ihn das schon mächtig irritiert haben.«
»Gibt es von einem Polizeipsychologen irgendwelche Hinweise, wie der Mörder oder sein Umfeld aussehen könnte?«
»Die Frage kann ich mit einem entschiedenen Jein beantworten. Das Problem dabei ist, dass er scheinbar wahllos Frauen, Männer und Kinder erledigt. Das ist eher untypisch. Sehr oft sind Serienmörder Männer, die einen ausgeprägten Hass auf Frauen entwickelt haben, weil sie von ihrer Mutter missbraucht oder unterdrückt wurden. Sie töten Frauen. Weniger oft handelt es sich um Kerle, die von ihren Vätern missbraucht oder brutal misshandelt wurden. Sie rächen sich an Männern, stellvertretend für den Vater. Noch seltener sind es Frauen, denen das Gleiche widerfahren ist und die sich an einem Elternteil vergreifen. Aber wie passen Kinder da hinein?«
»Vielleicht, weil er als Kind von den anderen gehänselt wurde?«, warf Dorli ein.
»Das sieht unser Psychologe ähnlich. Aber er hat noch eine andere Theorie. Egal, aus welchem Grund der Kerl sein erstes Opfer umgebracht hat, könnte er dabei bemerkt haben, dass ihm diese Macht über Leben und Tod mehr gibt als alles andere. Und dann ist es gleich, wer das Opfer ist.«
»Pfff! Und wie findet man so jemanden?«
»Durch zermürbende kriminalistische Kleinarbeit. Und während der ganzen Zeit hofft man, dass es keine weiteren Opfer gibt.«
»Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken.«
»Danke für Ihr Mitgefühl, Frau Wiltzing. Das möchte ich momentan auch nicht. Aber mich fragt ja keiner.«
Leo Bergler lächelte halbherzig, nahm seine Jacke vom Haken und verabschiedete sich.
Dorli sperrte die Tür zum Amtshaus ab und lief nach Hause. Dort wartete Idefix-Leo schon
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