Saupech (German Edition)
Stall oder Schuppen angebaut. Dahinter ein gemauertes Häuschen mit einem gewaltigen Schornstein. Daran anschließend ein lang gestreckter, niedriger Bau, fensterlos, bis auf zwei kleine Luken. Dahinter ein größeres Geviert, begrenzt durch betonierte Mauern, etwa einen Meter hoch.
Und hier waren sie, die Schweine. Eine ganze Rotte von mindestens zehn oder zwölf Sauen und eine beträchtliche Anzahl Ferkel. Sie durften sich in dem relativ großen Areal frei bewegen. Etliche Sauen suhlten sich in den reichlich vorhandenen Pfützen. Außerdem gab es einen Zugang zu einem gemauerten Stall. Die Schweine konnten rein oder raus, wie sie wollten. Seine Tiere hielt der Meixner jedenfalls gut.
Mittlerweile war der sanfte Regen in einen Sturzbach übergegangen. Dorli beschloss, es für heute gut sein zu lassen und in den nächsten Tagen mit Lupo wiederzukommen. Oder noch besser, Leo Bergler einen Tipp zu geben. Der könnte ja schließlich auch mit dem Tierarzt reden.
Langsam rollte sie Richtung Einfahrt zum Hof. Als sie eben durchfahren wollte, rauschte ein goldener Geländewagen von der anderen Seite auf das Tor zu. Anton Meixner kehrte ausgerechnet jetzt nach Hause zurück. Vielleicht war das doch sein Auto im Wald!
Toni bremste so scharf ab, dass sich sein Wagen in der Einfahrt quer stellte. Das Fenster auf der Fahrerseite glitt herab.
»Jössas, Dorli. Was machst denn du da? Du schaust ja aus wie a halb ersoffene Katz.«
»Hi, Toni!« Dorli versuchte, ihrer Stimme einen fröhlichen Klang zu geben. »Heut hat sich einfach alles gegen mi verschworen. Ich wollt die Susi besuchen, hab aber nicht gewusst, dass der Laden einen Ruhetag hat. Und der ist natürlich ausgerechnet heut. Noch dazu hab ich mich dazu entschlossen, mit dem Bike zu fahren, weil ich dachte, es wird net regnen. Na ja, das ist der Erfolg.« Sie wies mit ihrer behandschuhten Hand an sich runter. »Nass wie a ’bad’te Maus.«
»Ja, das Wetter ist ein Jammer. Wenn’s so waschelt, kommt auch kein Mensch zum Reiten. Drum ist der Shop immer zu, wenn’s regnet. Sonst haben wir nur am Montag und Dienstag geschlossen.«
»Wenn ich die Susi neulich gefragt hätte, hätt ich mir das Vollbad ersparen können.«
»Komm rein und wärm dich auf. Ich kann dich dann heimfahren.«
»Toni, das ist sehr lieb, aber ich hab nicht allzu lange Zeit. Ich wollt mit der Susi ja nur ausmachen, wann wir uns treffen können. Grüß sie bitte schön, und ich melde mich demnächst. Ich muss zurück ins Amtshaus. Der Herr Bürgermeister ist ja wegen Gundis Tod nicht da, und die Barbara Schöne, meine Vertretung, hat der Herr Kofler gekündigt. Jetzt hängt also alles an mir.«
»Ein paar Minuten wirst scho Zeit haben. Jetzt komm schon, Dorli. Wenigstens auf einen Schnaps mit Tee, oder umgekehrt.«
Eigentlich wollte Dorli nur mehr weg. Dadurch, dass Meixners Riesenkübel quer in der Einfahrt stand, konnte sie nicht an ihm vorbeifahren, ohne ihr Motorrad oder seinen Wagen zu beschädigen. Am liebsten hätte sie einfach Gas gegeben.
»Toni, bitte lass mich jetzt durch. Ein anderes Mal komm ich gern auf dein Angebot zurück. Aber jetzt muss ich wirklich.«
Doch Meixner machte keine Anstalten, beiseitezufahren. Schön langsam wurde es Dorli mulmig. Was sollte sie tun? War er nur der gute und erfolgreiche Bauernsohn, der sich mit seiner Hände Arbeit ein wunderbares Unternehmen aufgebaut hatte und sie zu einem unschuldigen Schluck einlud? Der ihr ihre Unhöflichkeit nicht durchgehen lassen wollte? Oder war er ein Serienmörder, der etliche Menschenleben auf dem Gewissen hatte und dem unheimlich wurde, wie oft sie hier aufkreuzte? Oder war er beides?
Dorli rollte mit ihrer Maschine ein paar Meter zurück und zur Seite und stellte den Motor ab. »Na gut, überredet. Aber nicht zu lang! Versprochen?«
Sie wollte so tun als ob und warten, bis Toni den Weg freigab, und dann würde sie einen Blitzstart hinlegen und davonbrausen.
Toni lächelte sie an und kam mit seinem Wagen längsseits. »Gute Idee. Fahr mir nach. So tropfnass lass ich dich nicht in mein schönes Auto. Bis gleich.«
Dorli nickte und betätigte den Kickstarter. Der Toni klang wirklich nur besorgt. Was sie sich wieder einbildete!
Ihre bislang immer so zuverlässige Kawa wollte nicht anspringen. Und vor ihr schloss sich langsam, aber sicher das große eiserne Tor. Scheibenkleister! Der Meixner musste eine Fernbedienung dafür im Wagen haben.
Dorli wiederholte den Startvorgang. Dann sprang sie vom Bike, rüttelte
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