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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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eine
Riesenportion Glück. Manche sagen ›Intuition‹ dazu.«
    »Zyniker«, brummte Fanni. »Ob es wohl oft passiert, dass wichtige
Spuren unbeachtet zurückbleiben?«, überlegte sie dann laut.
    Sprudel zuckte die Schultern. »Wer weiß?«
    Fanni querte bereits den Steg, der vom Wanderpfad zu dem kleinen
Parkplatz neben der Landstraße führte.
    »In Klattau«, versprach Sprudel, »werde ich Hinz und Kunz befragen,
um etwas über Mirza herauszubekommen, das uns hilft, ihren Mörder zu finden.«
    »Gut«, nickte Fanni. Ich wäre gern dabei, hätte sie beinahe gesagt, aber sie schluckte es schnell hinunter, nahm den
Rucksack ab und kramte den Autoschlüssel aus der Deckeltasche.
    »Wollen wir uns am Montag treffen?«, fragte Sprudel. »Ich muss dir
doch von meiner Ermittlungsreise berichten.«
    »Natürlich«, antwortete Fanni.
    »Würde dir eine kleine Wandertour von Kalteck aus zum Klosterstein
gefallen?«
    Fanni nickte und stieg in ihren Wagen.

7.
    »Beim besten Willen, es geht nicht«, antwortete Fannis
Mann auf ihre Frage. »Ich kann am Wochenende nicht mit dir zu Vera fahren. Am
Samstag treffen sich die Kegelbrüder zur Sonnwendfeier auf der Burgwiese, und
am Sonntag trägt der Schützenverein einen wichtigen Wettkampf aus. Das sind
Termine, die man keinesfalls verpasst! Fahr mit Leni.«
    Die Haustür fiel ins Schloss. Hans Rot hatte es eilig. Es mussten
noch Reisig, Zweige und dicke Äste für das Johannisfeuer aufgeschichtet werden.
    Fanni wählte Lenis Nummer.
    »Hallo, Mama«, lachte Leni, »was machst du denn am Wochenende?
Kochst du Johannisbeeren ein oder gehst du auf Mörderjagd?«
    »Keines von beidem«, sagte Fanni. »Die Johannisbeeren sind noch zu
blass, und Mirzas Tod wirft mehr Fragen auf, als wir je an Antworten finden
werden.«
    »Du solltest mit mir nach Berlin kommen, Mama, zum Kongress der
Mikrobiologen. Da gibt’s eine Menge Schlaues über die DNS zu hören. Würde dich doch interessieren, oder?«
    Wie viel von den Vorträgen der Fachleute könnte ich wohl verstehen,
dachte Fanni, die Hälfte, ein Drittel, gar nichts?
    Dann fiel ihr wieder ein, weshalb sie bei Leni angerufen hatte. »Du
bist am Wochenende in Berlin?«, fragte sie aufgeschreckt.
    »Freitag früh bis Sonntagabend«, bestätigte Leni und fügte hinzu:
»Mit drei Kollegen aus dem Labor.«
    »Oh«, machte Fanni.
    Leni wartete, bis ihre Mutter fortfuhr. »Max und Minna haben
Darmgrippe, in Veras Gartenhäuschen nisten Mäuse, und am Samstag steigt in
Klein Rohrheim die Party des Jahres …«
    »Und Vera schreit nach Mama, Papa und großer Schwester«, half ihr
Leni weiter.
    »Papa kann nicht weg«, murmelte Fanni.
    »Alle Neune, ich weiß«, sagte Leni trocken. »Aber ich bin als
Teilnehmer bei dem Kongress fest angemeldet. Gestern hab ich die Fahrkarte
gekauft und das Hotelzimmer gebucht. Vera wird diesmal ohne uns zurechtkommen
müssen.«
    »Natürlich«, antwortete Fanni, »das wird sie auch einsehen.«
    Leni lachte mokant. Vera hatte noch nie irgendetwas eingesehen. »Sie
wird Zeter und Mordio schreien.«
    »Macht nichts«, sagte Fanni. »Sie wird sich auch wieder beruhigen.
Ich wünsch dir schöne Tage in Berlin.«
    Leni dankte ihr und erkundigte sich dann: »Steht Benes Vater immer
noch unter Mordverdacht?«
    Fanni berichtete, was sich zugetragen hatte.
    »Willst du nicht Sprudel nach Klattau begleiten?«, fragte Leni,
nachdem sie schweigend zugehört hatte. »Vier Ohren hören mehr als zwei.«
    »Und was glaubst du, würde dein Vater dazu sagen?«, fragte Fanni.
    »Musst du ihm ja nicht auf die Nase binden«, antwortete Leni.
»Kannst ja sagen, du kommst mit mir.«
    Fanni schnaubte. »Hab ich dir nicht von klein auf beigebracht, dass
man nicht lügen darf?«
    »Notlügen sind erlaubt«, gab Leni zurück, »besonders in diesem Fall.
Für Bene und seinen Vater geht es schließlich um ihre Existenz, was wiegt eine
kleine Lüge dagegen?«
    »Sprudel ist längst fort«, sagte Fanni, und damit beendete sie die
Diskussion. Sie war froh, dass sie auflegen konnte, bevor Leni auf die Idee
kam, zu fragen, was ihre Mutter an Montag- und Mittwochnachmittagen vorschob,
wenn sie sich mit Sprudel traf.
    Fanni stand einen Moment regungslos vor dem Telefonapparat und
überlegte, ob ihr Leni in letzter Zeit Lügen aufgetischt hatte. »Aber warum
bloß«, seufzte sie. Dann wählte sie Veras Nummer.
    »Ihr seid so gemein!«, heulte Vera gellend, als sie erfuhr, dass
weder ihr Vater noch Leni mit Fanni nach Klein Rohrheim fahren würden.

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