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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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denn noch?«, rief ihr Mann aus dem Schlafzimmer.

6.
    »Frau Praml war zur Tatzeit zu Hause«, sagte Fanni am
Mittwochnachmittag zu Sprudel, als sie zusammen in die feucht-neblige
Saulochschlucht eindrangen.
    Fanni hatte beim Abmarsch einen Rucksack geschultert, und Sprudel
hatte sie gefragt, ob mit Schneesturm oder Hagelschauer zu rechnen sei. Fanni
hatte lächelnd den Kopf geschüttelt und darauf bestanden, den Rucksack selbst
zu tragen, obwohl sich Sprudel heftig dazu anbot.
    »Frau Praml hat gut zwei Stunden meiner Zeit verplempert, nur um mir
zu erzählen, was sie gemacht hat, während Mirza starb.«
    »Muss ja eine ganze Menge gewesen sein«, meinte Sprudel.
    »Frau Praml sagt«, fuhr Fanni fort und stieg vorsichtig über eine
glitschige Wurzel, »sie hätte Mirza retten können, wenn nicht Punkt zehn Uhr
ihre Schwiegermutter angerufen hätte, die eigentlich ganz genau weiß, dass Herr
Praml seinen Schlaf braucht und nicht geweckt werden darf.«
    »Und wieso hätte Frau Praml Mirza helfen können?«, fragte Sprudel.
    »Frau Praml hat gebügelt«, berichtete Fanni, »im hinteren Zimmer. Da
kann sie die Jalousie hochziehen, ohne dass ihr Mann davon oder vom Straßenlärm
aufwacht. Sie hatte ab halb zehn Uhr meine Johannisbeerstauden genau im Visier.
Hätte der Alte Mirza zwischen halb und zehn Uhr bei den Stauden angegriffen,
dann hätte ihm Frau Praml vom Fenster aus das Bügeleisen an den Kopf geworfen,
sagt sie.«
    »Dann ist also Mirza ziemlich genau um zehn Uhr erschlagen worden,
was mit dem Obduktionsbericht übereinstimmt«, überlegte Sprudel laut. »Und
warum hat Frau Praml die Leiche nicht gesehen, nachdem sie ins Bügelzimmer
zurückkam?«
    »Sie ist nicht zurückgekommen«, sagte Fanni. Sprudel hob die
Augenbrauen, und Fanni fuhr fort.
    »Frau Praml sagt, sie sei gut vierzig Minuten lang am Telefon hängen
geblieben, weil ihre Schwiegermutter einfach nicht aufgehört hat, zu quasseln.
Und als sie den Hörer endlich auflegen konnte, ist sie sofort in die Küche
gerannt. Die Kartoffeln, die sie aufgesetzt hatte, waren längst gar, und der
Kuchen in der Röhre war auch schon überfällig. Frau Praml hat an diesem Tag das
Bügelzimmer überhaupt nicht mehr betreten. Sie war gerade dabei, den Kuchen zu
glasieren, als die Polizeifahrzeuge an ihrem Küchenfenster vorbeigefahren sind.
Da hat sich Frau Praml natürlich nicht mehr für ihre Bügelwäsche interessiert.«
    »Und wer hat das Bügeleisen ausgesteckt?«, fragte Sprudel.
    Fanni sah ihn irritiert an. »Frau Praml, gleich als das Telefon
geklingelt hat, nehme ich an. Ich jedenfalls ziehe immer den Stecker, wenn ich
vom Bügeltisch weggehe.«
    »Hm«, brummte Sprudel, »Herr Praml scheidet also aus, er hat den
ganzen Vormittag geschlafen, unter Aufsicht sozusagen.«
    »Wenn Frau Praml nicht lügt«, hielt Fanni dagegen.
    »Du meinst, sie steckt mit ihrem Mann unter einer Decke?«, fragte
Sprudel.
    »Denk doch mal an den Streit zwischen den beiden, von dem ich dir
erzählt hab, Sprudel«, antwortete Fanni. »Frau Praml hat ihrem Mann vorgeworfen,
er wäre in letzter Zeit andauernd um die Mirza herumscharwenzelt, hätte keine
Gelegenheit ausgelassen, ihr unter den Rock zu gaffen, und hätte ständig nach
Vorwänden und Gelegenheiten gesucht, um zum Klein-Hof hinaufgehen zu können.«
    Fanni atmete durch und fuhr fort. »Wenn da etwas dran ist, wenn Frau
Pramls Eifersucht nicht völlig unbegründet ist, dann haben wir bei Praml ein
Motiv. Er hätte die Mirza auch ganz leicht ködern können. Praml hat über seine
Arbeitsstelle oft Motorenöl und Schmierstoffe für den Bene bezogen. Er hat das
Zeug immer selber auf den Hof gebracht, auch schon bevor Mirza dort
eingeheiratet hat, und er hat sich oft die Zeit genommen, mit dem Bene ein
wenig zu fachsimpeln. Um Mirza ins Haus zu locken, hätte Praml bloß warten
müssen, bis der Bene mit dem Traktor wegfuhr. Wenn Praml in diesem Moment bei
Mirza angerufen und sie gebeten hätte, schnell einen Kanister Schmieröl bei ihm
abzuholen, den der Bene dringend braucht, wäre Mirza sofort gekommen. Fein
angezogen hätte sie sich dazu natürlich nicht. Aber sie könnte die Sachen ja
zufällig schon angehabt haben.«
    »Schön«, sagte Sprudel, »Mirza wird erfolgreich angelockt und geht
ins Haus. Praml bedrängt sie, Mirza flüchtet. Sie läuft quer durch Pramls
Garten auf deine Johannisbeeren zu und will dort einen rechten Haken schlagen,
um auf kürzestem Weg über die Wiese zum Klein-Hof zu gelangen. Aber Praml

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