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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Fanni!«, rief Sprudel entrüstet und berichtete, was
sich zugetragen hatte.
    »Der Alte«, begann er, »ist in der JVA ,
wo er in U-Haft sitzt, drei- oder viermal vernommen worden. Sein Geständnis
hätte den Fall nämlich astrein zu Ende gebracht. Ein Geständnis ist immer
erwünscht, auch wenn die Beweise noch so stichhaltig sind.
    Anfangs hat sich Klein recht barsch und unzugänglich gegeben. Wenn
er den Mund aufgemacht hat, dann hat er als Erstes rumgepöbelt. Zur Sache hat
er nur ein einziges Mal ausgesagt. Mirza sei ein liederliches Flittchen
gewesen, hat er verkündet, und sie hätte es dreimal verdient, dass ihr einer
den Kopf einschlägt. Er selber allerdings, hat Klein meinen Kollegen
versichert, würde sich an so einer Schnepfe die Hände nicht schmutzig machen.
    Bei seiner Vernehmung vor zwei Tagen war Klein plötzlich
umgänglicher. Vielleicht ist ihm inzwischen aufgegangen, wie tief er in der
Tinte sitzt. Er hat alle Fragen vernünftig beantwortet. Bei dem gestrigen
Verhör ist er dann zusammengebrochen.«
    »Er hat gestanden«, japste Fanni.
    »Er hatte einen Herzinfarkt«, sagte Sprudel. »Jetzt liegt er im
Krankenhaus auf der Intensivstation, und immer, wenn er genug Luft bekommt,
schwört er Stein und Bein, dass er Mirza nicht umgebracht hat.«
    Sprudel setzte sich auf ein morsches Bänkchen, auf das ein Streifen
Sonnenlicht fiel, und fegte rechts neben sich ein Häufchen Fichtennadeln
beiseite. Statt sich zu setzen, stellte Fanni den Rucksack auf die Bank.
Sprudel, der gerade weitersprechen wollte, hob irritiert die Augenbrauen.
    Fanni förderte zwei Teller, zwei Becher, eine Thermoskanne voll
Kaffee und zwei Erdbeertörtchen in einer Plastikbox zutage, dann erst ließ sie
sich neben Sprudel nieder.
    Der gab ihr spontan einen Kuss auf die linke Backe.
    Es dauerte einige Zeit, bis Fanni in Sachen »Der deutsche Staat
gegen Klein« Weiteres erfuhr.
    »Nun macht sich der Staatsanwalt so seine Gedanken«, sagte
Sprudel und stellte seinen Becher auf den leer gegessenen Teller, »und auch
mein junger Kollege und Nachfolger – der mit Abitur – fragt sich,
warum der Alte ausgerechnet in dem Moment seine Unschuld beteuert, in dem ihm
juristisch gesehen nicht viel passieren kann. Klein ist im Augenblick nicht
prozessfähig, und einsperren kann man ihn auch nicht. Niemand kann zum jetzigen
Zeitpunkt sagen, inwieweit er sich wieder erholen wird. Wir könnten die Akte
eigentlich schließen und in aller Ruhe abwarten, denn es sprechen genügend
Beweise gegen Klein. Sollte er sterben, ließe sich behaupten, der Fall sei
gelöst. Sollte er wieder auf die Beine kommen, müssten wir dem Gericht halt die
Indizien präsentieren, die wir haben. Aber glücklicherweise nimmt der
Staatsanwalt seine Aufgabe ernst.«
    Fanni gluckste anerkennend.
    »Der Staatsanwalt«, fuhr Sprudel fort, »hat vorgeschlagen, in Mirzas
Heimatort in Tschechien nachzuforschen, weil die Spur zum Täter bekanntlich vom
Opfer ausgeht. Ich habe mich bereiterklärt, nach Klattau zu fahren und mich
dort halbamtlich umzuhören.«
    Fanni packte Teller und Tassen ein. »Wann wirst du denn zurück
sein?«, fragte sie.
    »In zwei, drei Tagen«, antwortete Sprudel.
    »Ich hoffe«, meinte Fanni, als sie durch das Wäldchen zurückgingen,
»du entdeckst Hinweise, die den Staatsanwalt zu neuen Untersuchungen anfeuern.«
    »Was auch immer bei meiner Ermittlung herauskommt«, sagte Sprudel
darauf, »es kann ja nicht schaden, Mirzas Hintergrund auszuleuchten und …«
    »Und eine handfeste Spur zum Täter zu finden«, beendete Fanni den
Satz.
    Sprudel musste lachen, sagte aber dann nachdenklich: »Es wäre fatal,
wenn die Erfolge, die der genetische Fingerabdruck der Verbrechensaufklärung
gebracht hat, blindes Vertrauen in die DNS -Analyse
hervorrufen würden. Man darf nie vergessen, dass durch Probenverwechslungen und
andere Irrtümer ein völlig falsches Ergebnis entstehen kann. Außerdem sagt ein
Klecks Fremd- DNS am Körper des Opfers noch lange
nicht, dass er vom Täter stammen muss.
    »Eben«, grinste Fanni, »ein Hund pariert nur so gut, wie er
abgerichtet wird.«
    Sprudel schmunzelte. »Richtig!«
    Fanni und Sprudel durchwanderten jetzt die Saulochschlucht auf dem
Weg zurück zum Parkplatz. Nachdem sie die Engstelle passiert hatten –
Lurchi und Co waren inzwischen untergetaucht –, meinte Fanni: »Bestimmt
keine leichte Sache, an einem Tatort die wirklich heiße Spur zu entdecken.«
    »Da ist Erfahrung gefragt«, antwortete Sprudel, »und

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