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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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würde ihn beim Wort nehmen.
    Sprudel grinste von einem Ohr bis zum anderen, als Fanni
am Montagnachmittag ihren Wagen neben seinem abstellte. »Die Sandalenblüte ist
im Labor untersucht worden«, vermeldete er durch das offene Wagenfenster.
    Fanni stieg aus. »Sag schon«, verlangte sie, und Sprudel lachte
laut.
    Sie liefen von Metten aus auf dem Donaudamm in Richtung
Mariaposching. Die Donau führte nur wenig Wasser, ihre Ufer stanken nach
Fäulnis und Julihitze.
    »Kannst du dich noch daran erinnern, wie die Blüte aussieht?«,
fragte Sprudel, ließ ihr aber keine Zeit zu antworten. »Fünf gelborangefarbene
Plastikblättchen sind um einen kleinen Kelch herum angeordnet«, fuhr er fort.
»Der Kelch sieht aus wie ein winziger Fingerhut.«
    Fanni nickte, sie hatte die Blüte in den vergangenen drei Wochen
schier ständig vor Augen gehabt. Zugegeben, in den letzten Tagen war das Corpus
Delicti ein wenig zurückgetreten, aber nun tanzte es wieder in der ersten
Reihe.
    »In dem Kelch«, erklärte Sprudel, »steckte ein Lehmpfropfen. Der saß
so fest, als hätte ihn jemand mit einem Hammer hineingeklopft. Die Fachleute im
Labor haben den steinharten Lehm mit einem Spatel vorsichtig Schicht für
Schicht abgetragen. Und darunter haben sie einen sehr interessanten Bodensatz
entdeckt: getrocknetes Blut samt Hautschüppchen – menschliches Blut!«
    Fanni strahlte. Damit musste der Täter zu überführen sein!
    »Die Blüte ist bereits im Zentrallabor«, sprach Sprudel weiter,
»morgen haben wir die Blutgruppe. Wenn sie nicht mit der von Mirza oder der vom
alten Klein übereinstimmt, dann ordnet der Staatsanwalt an, die DNS zu isolieren und einen genetischen Fingerabdruck
herzustellen.«
    Fanni atmete auf. Lieber Gott, betete sie still, du hast den alten
Klein genug gestraft, der ist kuriert, sieh zu, dass wir den richtigen Täter
festnageln können.
    »Der Lehmpfropfen hat die Gewebeproben luftdicht eingeschlossen und
sie damit für uns gerettet«, berichtete Sprudel, »das haben mir die Chemiker
vom Labor erklärt. Hätte er den Kelch weniger dicht versiegelt, dann wären
sämtliche Zellen schon von den Bodenbakterien zersetzt gewesen und dadurch
unbrauchbar geworden.«
    »Die Blüte«, mutmaßte Fanni, »muss genau an dem Platz gelegen haben,
an dem Meiser den Pfosten für das Absperrseil eingeschlagen hat. Ob er sie
damals wohl übersehen hat? Oder hat er sie absichtlich in den Boden gerammt«?
    »Absichtlich, nehme ich an«, sagte Sprudel, »an diesem Tag sind
überall Polizisten herumgerannt. Er musste damit rechnen, beobachtet zu werden,
deshalb hat er nicht gewagt, die Blüte vom Boden aufzuheben und einzustecken.«
    »Er wollte sie vielleicht an dem Abend holen, an dem er mit dem
Grassamen daherkam«, überlegte Fanni laut. »Da hatte er doch kurz davor die
Pflöcke herausgezogen.«
    »Aber du bist ihm zuvorgekommen, Fanni«, sage Sprudel. »Das konnte
Meiser allerdings nicht wissen, und darum hat er sich recht sicher gefühlt. Er
dachte wohl, du hättest die Blüte unter etlichen Schaufeln voll Erde begraben.«
    »Ha«, freute sich Fanni, »das hat er fein gemacht, der Meiser! Den
Blütenkelch samt Gewebeprobe treffsicher in ein Lehmbröckchen zu rammen, damit
sie schön konserviert wird, bis wir sie brauchen, toll.« Sie klatschte in die
Hände.
    Sie querten das schmale Donauzuflüsschen Schwarzach über eine Brücke
und entdeckten kurz dahinter eine Bank unter Weiden. Sprudel zog Fanni auf das
warme Holz.
    »Es dauert doch bestimmt eine ganze Weile«, meinte Fanni, »bis es
einen genetischen Fingerabdruck aus der Gewebeprobe gibt.«
    »Mindestens eine Woche«, gab Sprudel zu, »das ist ein ziemlicher
Aufwand, und wir wollen auf keinen Fall, dass sie schludern, die Leute vom
Labor.«
    »Hm«, machte Fanni, »da können wir wohl nichts weiter tun als
abwarten.«
    Sprudel nickte und sah plötzlich sehr besorgt aus. Fanni ahnte,
warum. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Falls wirklich so was wie Vorsatz hinter den Vorfällen, die mich so
erschreckt haben, gesteckt hat, dann wird der Schuldige – Meiser –
nicht weitermachen. Er glaubt doch, dass er uns erfolgreich abgelenkt und auf
Böckls Spur gesetzt hat.«
    Sprudel starrte grimmig in einen Wasserstrudel. »Würde mich schon
sehr interessieren, ob Meiser hinter dieser Sauerei steckt.«
    Fanni erzählte ihm, was ihr auf der Fahrt nach Klein Rohrbach durch
den Kopf gegangen war. »Aber«, fügte sie hinzu, »wie hätte Meiser an ein grünes
Auto kommen

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