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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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heraus.
    Er war der Stein, der an ihrer Hausmauer fehlte.
    »Die Tatwaffe«, ächzte Fanni.
    Böckls Hund Wolfi fiel ihr ein. Er hatte die richtige Spur gehabt,
damals, als Böckl ihn suchen ließ. Aber Böckl hatte Wolfi vom Kompost
zurückgepfiffen.
    »Der Böckl sollte mehr Vertrauen haben in seinen Hund«, murmelte
Fanni, balancierte den Stein auf der Schaufel in die Garage und versteckte
beides unter einer Plastikplane.
    Am nächsten Vormittag, es war Dienstag, der 12. Juli, rief Sprudel aus seinem Büro bei
Fanni an. Im Hintergrund konnte sie Stimmen hören, Klappern und Klingeln. Die
Geräusche verrieten ihr, dass sich Sprudel kurz fassen musste.
    »Die Blutgruppe aus der Probe vom Blütenkelch ist weder mit der von
Mirza noch mit der vom alten Klein identisch«, sagte er leise. »Im Labor
arbeiten sie bereits am genetischen Fingerabdruck. Heute Nachmittag ist eine
Besprechung mit dem Staatsanwalt angesetzt. Ich berichte dir morgen um drei
beim Hirschgehege von Buchenweiler.«
    Fanni nickte. Nachdem sie aufgelegt hatte, fiel ihr ein, dass
Sprudel ihr Nicken nicht sehen konnte.
    Er zeigte sich gebührend überrascht, als Fanni ihm tags
darauf im Schatten einer Futterkrippe die Tatwaffe unter die Nase hielt. Dann
schüttelte er den Kopf.
    »Daran sind sicher keine brauchbaren Spuren mehr zu finden«, meinte
er und besah sich den Stein durch die Plastikhaut hindurch, in die ihn Fanni
gewickelt hatte. Die ursprüngliche Oberfläche des Rundlings war kaum noch zu
erkennen. Grüngelber Schleim zog sich darüber hin, Erdbatzen klebten darauf,
und aus einer kleinen Vertiefung wuchs ein bläuliches Büschel Härchen.
    »Andererseits, die Tatwaffe muss das wohl sein«, fuhr Sprudel fort,
»und das gibt uns ein weiteres Stückchen Selbstvertrauen bei der Vernehmung.«
    »Wer soll denn vernommen werden?«, fragte Fanni.
    »Der Staatsanwalt ist zu der Erkenntnis gelangt, dass einiges auf
Meiser als Täter hindeutet. Meiser war zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts. Er
hat sich beharrlich über den Stand der Ermittlungen informiert und dabei alle
möglichen Tricks angewandt.«
    »Orangensaft für die Polizeibeamten«, grinste Fanni.
    »Er hat dafür gesorgt«, sprach Sprudel weiter, »dass Mirza beerdigt
wurde. Und als er gehört hat, dass an Kleins Schuld Zweifel aufkamen, hat er
postwendend eine Tatwaffe gefunden. Das macht ihn am meisten verdächtig. Ein
Motiv, sagt der Staatsanwalt, ist im Moment zwar nicht sichtbar, aber das will
nichts heißen.« Sprudel seufzte. »Alles Weitere hängt jetzt vom Ergebnis der DNS -Bestimmung ab. Ich frage mich allerdings, wie Blut
und Hautgewebe vom Täter an Mirzas Schuh gelangt sein könnten.«
    »Das ist recht einfach«, meinte Fanni.
    Sprudel starrte sie verdattert an, dann musste er lachen. »Schießen
Sie los, Miss Marple!«
    »Ich habe gestern Abend über die gleiche Frage nachgedacht«, begann
Fanni, »und da ist mir die Bedeutung von etwas aufgegangen, über das ich mich
vor ein paar Wochen mächtig amüsiert habe. Ich hatte damals keinen Schimmer,
wie klar dieses Kuriosum auf den Täter hinwies. Meiser, der den ganzen Sommer
über barfuß in Badelatschen herumläuft, hat eine Zeit lang Kniestrümpfe
getragen – zu Shorts und Gummisandalen. Warum wohl, Sprudel?«
    Sprudels Antwort kam prompt. »Er hatte einen langen, tiefen Kratzer
am Schienbein oder an der Wade, dort, wo ihn Mirza mit einem Fußtritt erwischt
hat. Meine Güte, Meiser rückt immer mehr ins Rampenlicht.«
    »Wann will denn«, fragte Fanni, »der Staatsanwalt von Meiser eine
Speichelprobe für den DNS -Vergleich verlangen?«
    »Dazu ist eine richterliche Anordnung nötig«, antwortete Sprudel.
»Der Staatsanwalt«, fuhr er fort, »hatte allerdings einen anderen Vorschlag auf
Lager. Er hofft, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem er Meiser,
Böckl, Praml, Kundler und deinen Mann, Fanni, darum bittet, freiwillig
Speichelproben abzugeben. Sollte sich Meiser dagegen wehren, erhärtet sich der
Verdacht gegen ihn so stark, dass sowieso nichts mehr gegen eine richterliche
Anordnung spricht. Zudem aber verschafft uns diese Aktion mehrere
Vergleichsmöglichkeiten, falls die DNS in der Blüte doch nicht mit der von Meiser übereinstimmt.«
    Fanni nickte. Ja, dachte sie, es wäre kurzsichtig, sich auf Meiser
zu versteifen, auch wenn die Indizien kategorisch auf ihn als Täter deuten.
Bald wird sich zeigen, ob auch das letzte Puzzleteil passt. Und dann? Dann gibt
es noch immer einen Haufen Fragen ohne

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