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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Antwort. Warum musste Mirza sterben?
Woher kommt das Blut auf dem Stein vom Brunnen? Welche Rolle spielt Frau
Meiser? Hat sie tatsächlich nichts mitbekommen, oder deckt sie ihren Mann?
    Das alles werden wir nur erfahren, überlegte Fanni, wenn Meiser beim
Verhör redet. Aber Meiser wird – wie Leni ganz richtig bemerkt hat –
auch dann noch Märchen erzählen, wenn man ihm die Wahrheit auf die Ohren
nagelt.
    Fanni befiel die üble Ahnung, dass sich Meiser wirklich und
wahrhaftig aus der Sache herausreden könnte. War dann Klein wieder der
Hauptverdächtige? Und was dann?
    Die Zeit lief davon. Bald würde ein anderer an Sprudels Schreibtisch
im Kommissariat sitzen. Und Sprudel?
    Sie hockten auf einem Graspolster mitten in einer Lichtung oberhalb
des Hirschgeheges und schwiegen und schwiegen. Fanni begann sich zu fürchten.
    Nach einer Weile kam es. »Ob wir nun Meiser überführen oder nicht,
Fanni, nächste Woche muss ich meinen Platz im Kommissariat räumen, und damit
räume ich auch meinen Platz in diesem Land. Seit Jahren steht für mich fest,
dass ich den Ruhestand nicht hier verbringen werde. Meine Möbel sind schon zum
größten Teil eingelagert, meine Eigentumswohnung ist bereits verkauft. Ich habe
ein einfaches Flugticket nach Genua mit Anschlusszug nach Levanto. Schon immer
habe ich mir gewünscht, irgendwo im Süden zu leben, wo es warm ist und wo das
Meer rauscht. Ich werde mir ein nettes Häuschen suchen, einziehen und bleiben.«
    Fanni nickte, biss die Zähne zusammen und kniff sich in den linken
Oberarm. Es macht dir nichts aus, Fanni, überhaupt nichts! Du kennst ihn doch
gar nicht richtig, diesen Sprudel. Es hätte sowieso alles ein Ende nehmen
müssen!
    »Könnten wir uns«, fragte Sprudel, »nächsten Freitag ein letztes Mal
treffen? Ich würde dir von den Untersuchungsergebnissen berichten und von den
Vernehmungen. Dann schließen wir unseren Fall ab, vielleicht schließen wir ihn
glücklich ab.«
    »Gerne«, krächzte Fanni und stürmte den Schotterweg entlang auf
ihren Wagen zu.
    Sie gab viel zu viel Gas, als sie losfuhr. Eine Staubwolke legte
sich auf die Windschutzscheibe, und Fanni sah überhaupt nichts mehr.
    Sie hielt an der Gärtnerei neben der Straße nach Erlenweiler, denn
sie musste sich das Alibi für vier Nachmittage besorgen. Im Laden suchte sie
nach einem Türkranz aus Weidengeflecht und fand eine ganze Wand voll davon.
Fanni nahm den hässlichsten: gelbe Plastikrosen, silberne Aluminiumkugeln,
blaue Samtbänder – kurz gesagt, eine Zumutung für ihre Haustür.
    Daheim angekommen hämmerte Fanni gnadenlos einen Nagel in den
Holzrahmen der Eingangstür und hängte den Kranz daran auf.
    Als sie die Tür dann öffnete, hüpfte ihr der Kranz entgegen,
pendelte in alle Richtungen und schaukelte beleidigend langsam in seine
Ausgangslage zurück. Fanni polterte in den Keller, wo sie sich im
Werkzeugkasten einen besonders langen Nagel aussuchte. Den trieb sie mit
furiosen Hammerschlägen mitten durch die Rosen und das darunterliegende
Geflecht, tief ins Holz der Haustür. Das scheußliche Ding saß jetzt dauerhaft
fest. Fanni streckte ihm die Zunge heraus, ging hinein und schlug die Tür zu.
    Ihr Mann kam spät, er hatte im Präsidium seine Speichelprobe
abgeliefert.
    »Meiser war auch gerade da«, berichtete er zwischen zwei Schlucken
Krombacher Pils. »›Schon allerhand‹, sagt Meiser, ›uns hier antreten zu lassen
wie Verbrecher, bloß weil der widerliche Klein auf einmal flennt wie ein altes
Weib‹. Dem Wicht sei irgendwann aufgegangen, sagt Meiser, dass er mit seiner
Grobheit nicht durchkommt beim Staatsanwalt, und da hätte er ganz schnell auf
die Tränendrüsen gedrückt. Der sei schlau, der Klein. Der würde jetzt mit allen
Mitteln versuchen, sich herauszuwinden, weil er seine besten Jahre nicht hinter
Gittern verbringen will. Ich hab gar nicht gewusst, dass der erst
zweiundfünfzig ist, der Klein – sogar jünger als meine kleine Fanni.«
    Er tätschelte ihre Hand, in der sie gerade ein volles Glas hielt,
Rotwein spritzte auf ihre Bluse.
    »Hoppala«, sagte ihr Mann.
    »Hast du nicht erst kürzlich gesagt, Böckl sei der Täter, weil
Meiser die Tatwaffe in seinem Garten gefunden hat?«, erkundete Fanni vorsichtig
das Feld.
    »Böckl, wieso Böckl?«, fragte ihr Mann und gab sich gleich selbst
die Antwort: »Der blutige Stein, stimmt! Na ja, war vielleicht doch nicht die
Tatwaffe. Andererseits, zuzutrauen wäre es dem Böckl schon, dem Schlitzohr.
Meiser sagt, der Böckl

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