Sautanz (German Edition)
ausgehen.«
»Genau. Und jetzt müssten wir herausfinden, wer ihn angerufen hat. Doch wohl nicht sein Vater.«
»Kaum, Dorli. Andrerseits, woher sollte er gewusst haben, dass sein alter Herr auf dem Boot ist? Und noch dazu im Hafen bleibt. Aber ich hab da eine Idee.«
»Ja?«
»Ich hab einen Kontakt bei der Telekom. Den werde ich anbohren. Wenn ich ihm zwei Karten für das nächste Länderspiel besorg, macht der fast alles für mich. Der soll nachwassern , mit wem Lukas Smekal am Todestag seines Vaters telefoniert hat.«
»Na dann, lass den Knaben arbeiten! Aber bei der Gelegenheit solltest du dir vielleicht auch die Telefonverbindungen von Natascha ausheben lassen. Denn eigentlich ist Lukas doch der Gefickte auf allen Linien.«
»He, Mädchen, schön sprechen!« Lupo versuchte, böse dreinzuschauen.
»Na, weil’s wahr ist. Wir, die Wilden aus dem Alpenvorland, sagen, was ma denken, und legen net jedes Wort auf die Goldwaag. Vielleicht hat Nataschas Vater sie gezwungen, mit Lukas ein Treffen auf dem Boot auszumachen. Und dann hat er seine Gorillas hingeschickt.«
»Und was hätte das bringen sollen?«
»Ich phantasier jetzt amoi so vor mi hin. Natascha ruft an, dass der alternde Sonnyboy sie nicht heiraten will. Bergmanns Schläger rauschen herbei und bringen Erich Smekal fast um. Dann haben sie eine Idee, wie man den Verdacht auf Lukas lenken könnte. Natascha ruft ihn an und lügt ihm irgendwas vor. Lukas kommt, findet seinen sterbenden Vater, hat Angst, dass man ihm das in die Schuhe schieben wird, fährt raus auf den See und so weiter.«
»Und warum ruft er nicht den Notarzt?«, fragte Lupo nach einer kurzen Denkpause. »Wenn sein Vater gerettet wird, kann er ja sagen, wer es war.«
»Ich phantasier weiter. Erich Smekal hat viel Blut verloren, ist vielleicht kaum oder gar nicht mehr ansprechbar. Der Junior rechnet nicht damit, dass er noch gerettet werden kann.«
»Da könnte was dran sein. Ich sag’s ja, Dorli, du bist der bessere Detektiv von uns beiden.«
»Geh bitte, tua net schon wieder tiefstapeln!«
»Aber beweisen werden wir das nie können. Daher müssen wir uns weiter durch die Niederungen der Befragung und Beweisbeschaffung quälen. Also fragen wir uns jetzt bei der Transalpin noch einmal durch.«
»Ach, Lupo, wer von denen wird uns denn schon was sagen? Reicht dir die Niederlage vom letzten Mal nicht?«
»Zum Beispiel der Nachtportier. Der müsste vom Urlaub zurück sein.«
»Ohne mich. Ich kann mich dort nicht blicken lassen. Sonst erkennt man mich noch als den Eindringling mit dem Hund.«
»Na gut. Vielleicht findest du in der Zwischenzeit jemanden, der über die Bergmanns etwas weiß.«
32
Dorli hätte sich verfluchen können, dass sie sich freiwillig die Bergmanns aufgehalst hatte. Wie und wo sollte sie Erkundigungen über die einziehen, ohne dass sie das sofort spitzkriegten ? Es würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als von Haus zu Haus zu gehen und die Leute auszufragen. Und irgendwer würde den Ortskaisern Bescheid geben, und was dann? Sie hatte ja null Berechtigung, hier Detektiv zu spielen.
Doch entweder wussten die Leute nichts, oder sie wollten es sich mit der einflussreichen Familie nicht verscherzen. Jedenfalls war Dorli nach zwei Stunden Klinkenputzen so klug wie zuvor. Immerhin hatte sie bisher auch niemand zur Rede gestellt.
Mittlerweile war es vierzehn Uhr. Dorlis Magen rumorte laut. Sie beschloss, sich im Gasthaus an der Hauptstraße etwas zu essen zu besorgen. Außerdem erfuhr man im Wirtshaus oft die interessantesten Dinge.
Als sie zahlte, fragte sie den Wirt, ob er jemanden kannte, der ihr zu den Bergmanns etwas sagen konnte. Wenn man aus seinem Gesichtsausdruck Rückschlüsse ziehen durfte, dann war dieser Mann kein besonderer Freund der Familie. Er nannte ihr den Namen seiner Cousine, die bei den Bergmanns bis vor Kurzem als Köchin gearbeitet hatte. Aber sie hatte gekündigt, weil sie dort schamlos ausgenutzt worden war. Jetzt servierte sie bei ihm, hauptsächlich von Freitag bis Sonntag, und hatte daher heute frei.
Als Dorli die Frau aufsuchte, konnte sie ihr zwar nichts von Belang erzählen, doch sie hatte einen weiteren Namen. Christian Grohe, ein Bekannter von ihr, war kurze Zeit in der Klinik Bergmanns als Buchhalter eingesprungen, weil der Controller wegen einer langwierigen Erkrankung ein paar Wochen ausgefallen war.
Als Dorli bei der angegebenen Adresse vorfuhr, stellte sich heraus, dass Grohe arbeitslos war. Und zwar schon seit Bergmann
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