Sautanz (German Edition)
ihn in die Wüste geschickt hatte. Fünf Monate.
»Herr Grohe, können Sie mir irgendetwas über Bergmann, seine Firmen, seine Schlägertruppe oder sonst was von Bedeutung erzählen?«
»Warum sollte ich?«
»Mein Kollege und ich untersuchen einen Mordfall«, schwindelte Dorli.
»Sind Sie von der Polizei?«
»I wo!« Dorli blickte dem Mann treuherzig in die Augen. »Wir sind Privatdetektive. Beauftragt vom besten Freund des Mordopfers. Denn die Familie ist verständlicherweise vollkommen verzweifelt.«
»Sie müssen das aber vertraulich behandeln. Ich habe nämlich eine Geheimhaltungsklausel unterschreiben müssen.«
»Hat Sie das nicht etwas beunruhigt?«
»Nicht wirklich. Die meisten Firmen lassen sich so etwas unterschreiben. Und außerdem hab ich den Job gebraucht. Ich konnte mir nicht erlauben, wählerisch zu sein.«
»Das verstehe ich. Haben Sie denn etwas entdeckt?«
Grohe wand sich wie ein Wurm. »Das haben Sie aber nicht von mir.«
»Versprochen«, log Dorli. Sie wusste ja nicht, ob der Mann überhaupt brauchbare Informationen liefern würde. Und selbst wenn, ob sie mit dem Mord an Smekal in Zusammenhang stehen konnten.
»Na ja, in der Klinik war schon einiges nicht so toll.«
Ein bisserl präziser dürfte Christian Grohe schon werden. Mit »nicht so toll« konnte Dorli wenig anfangen. Doch bevor sie protestieren konnte, sprach er weiter.
»Der Bergmann hat in seiner Klinik eine doppelte Buchführung gehabt.«
Dorli glaubte sich zu erinnern, dass man das allgemein so handhabte.
»Ist das nicht normal?«, fragte sie ihn.
»So, wie die es tun, sicher nicht«, antwortete Grohe. »Die stellen zwei verschiedene Rechnungen aus. Eine für den Kunden, eine für die eigene Buchhaltung, sprich für die Finanz . Die für die Finanz beträgt immer nur einen Bruchteil der Kosten, die den Patienten in Rechnung gestellt werden. Dabei kann Bergmann ziemlich sicher sein, dass keiner sich die Rechnung aufhebt oder von der Steuer absetzen würde. In dieser Branche ist Diskretion alles.«
»Das heißt, der Herr Doktor nimmt den größeren Teil seines Geldes schwarz ein.«
»Genau. Und die Gefahr, bei einer Steuerprüfung aufzufliegen, ist gleich null.«
»Sind Sie sonst noch auf etwas gestoßen?«
»Es gab eine Reihe von Transaktionen, die in mir den Verdacht weckten, dass hier in großem Stil Geld gewaschen wurde.«
»Aber?«
»Genau, aber. Ich kam nicht mehr dazu, meine Nase tiefer in diese Angelegenheit zu stecken, denn der Controller war wieder gesund, und meine Dienste wurden nicht mehr benötigt.«
»Würden Sie Bergmann einen Mord zutrauen?«
»Die Finanz zu bescheißen, ist eins – einen Mord zu verüben, eine andere Sache. Ich kann’s nicht beurteilen. Ich war nicht einmal drei Monate dort. Und Bergmann habe ich höchstens viermal persönlich gesprochen. Er würde von mir nicht gerade den Preis für den sympathischsten Chef bekommen. Aber Mord?«
Dorli bedankte sich und fragte auch Grohe, ob er weitere Kontaktpersonen nennen konnte, die ihr Fragen zu den Bergmanns beantworten würden. Was nicht der Fall war.
Dorli dachte beim Heimfahren über das nach, was sie von der Köchin und dem Buchhalter gehört hatte. Immerhin hatte sie erfahren, dass die Angestellten von den Bergmanns wie Leibeigene behandelt wurden, dass sie schlecht zahlten und gesetzliche Vorgaben wie Arbeitszeiten nicht einhielten. Dass Bergmann die Steuer beschiss und wahrscheinlich auch Geld wusch. Kein Mensch, den sie unbedingt zu ihrem Freundeskreis zählen wollte. Aber Mord, auch nur einen in Auftrag zu geben, das war denn doch eine ganz andere Liga.
Dorli seufzte. Sie verstand, warum Lupo kurz davor war, den Fall hinzuwerfen. Auch wenn sie noch so viele Puzzleteilchen fanden, klafften dazwischen immer noch riesige Löcher, und es ergab sich einfach kein Gesamtbild.
Sie würde am Abend Leo Bergler anrufen. Und sich hüten, Lupo etwas davon zu erzählen. Sonst bekam er wieder einen Eifersuchtsanfall. Und auf den konnte sie gerne verzichten.
Dann fiel ihr noch etwas ein. Hatte die Schöne nicht einmal etwas dahergeplappert von einer Nasenkorrektur? Vielleicht war sie sogar bei Bergmann in der Klinik gewesen. Und vielleicht war die Nase nicht das Einzige, was bei ihr verschönert worden war. Aber sollte Dorli mit diesem weiblichen Vollpfosten freiwillig im Urlaub ein Gespräch suchen? Nur im äußersten Notfall, entschied sie. Und der war noch nicht eingetreten.
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Leo Bergler war nicht erreichbar, er war bei einem
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