Sautanz (German Edition)
ihnen Joe Müller ein realistisches Bild der Zustände in der Familie und der Firma Smekals. Und das sah ganz anders aus als alles, was sie bisher zu hören bekommen hatten.
Praktisch jeder außer Smekal schien gewusst zu haben, dass ihn der Buchhalter betrog. Auch an der holden Weiblichkeit hatte er durchaus Gefallen gefunden, und die Belegschaft klatschte immer wieder über das eine oder andere Verhältnis, das er hatte. Ob es wirklich so war, konnte Müller allerdings nicht sagen. Frau Smekal, die selbst einmal als Sekretärin in der Firma ihres Mannes angefangen hatte, kam nie ins Büro. Die Angestellten vermuteten, dass sie über die gelegentlichen außerehelichen Umtriebe ihres Gatten Bescheid wusste, sie aber nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Sonst hätte sie vielleicht etwas dagegen tun müssen. Und sie war keine Frau, die von sich aus die Initiative ergriff.
Lupo nickte. »Die ganze Geschichte über den so tollen Chef hat ohnehin nicht sehr glaubwürdig gewirkt. Aber wieso hat man uns dann dort solche Märchen erzählt?«
»Tja, das lief wie in den meisten Firmen. Wer kuschte, hatte ein gutes Leben. Wer redete, flog raus.«
»Das auch noch«, maulte Dorli. »Vom tollen Chef und super Vater bleibt nicht viel übrig.«
»Vielleicht war er wenigstens ein guter Freund. Beat Eberli schätze ich nicht so ein, dass er sich mit einem Scheißkerl eingelassen hätte.«
»Na, vielleicht.« Und zu Joe gewandt fragte Dorli: »Was ist mit Lukas?«
»Lukas ist ein kleiner Tunichtgut, der immer mal wieder Probleme mit der Polizei wegen Alkoholexzessen oder Rauschgift bekam. Noch dazu hat er den Hanf zu Haus im Garten angebaut. Wie der Vater drauf kommen ist, hat er alle Stauden rausg’rissen und nur mehr Gras und Bäume im Garten geduldet.«
Dorli nickte. Passt! Drum ist der Garten so übersichtlich und aufgeräumt.
»Außerdem hat er nicht nur ein Mal repetiert, sondern praktisch jedes Jahr der Wirtschaftlichen Mittelschule seit drei Jahren wiederholt. Er ist schon einundzwanzig Jahre alt und hat eben mit der vorletzten Klasse begonnen. Kein Wunder, dass die kleine Bergmann ihn nicht an sich ranlassen hat. Das hätt kein Mädchen mit etwas Grips getan. Jeder im Haus war sicher, dass Lukas die Firma nie übernehmen könnt oder in kürzester Zeit an die Wand fahren würd.«
»So tickte also der echte Erich Smekal«, brachte es Lupo auf den Punkt. »Bisher schien er der Ritter ohne Fehl und Tadel zu sein.«
»Das glaub ich gern. Die Familie tat nach außen hin immer so etepetete. Und die treuen Angestellten wussten, dass sie besser den Mund hielten. Aber in der Familie war der Wurm drin. Und zwar schon seit langer Zeit.«
Lupo bedankte sich.
»Okay, Freund. Jetzt sind Sie dran. Was haben Sie für mich?«
»Einen guten Rat mit auf den Weg. Wenn Sie in nächster Zeit aufgefordert werden, einen Schleppertransport zu übernehmen, lassen Sie sich was einfallen. Am besten, Sie werden krank.«
»Oh!« Joe Müller schien sofort zu begreifen, was Lupo ihm vermitteln wollte. »Ich werd daran denken.«
Wieder einmal war Lupo ziemlich stolz auf sich. Das war seine gute Tat zum Tag.
»Aber behalten Sie es für sich«, ergänzte Dorli.
»Und was hilft uns die Aussage vom Müller jetzt?«, fragte Dorli, als sie nach dem Gespräch wieder im Auto saßen.
»Keine Ahnung. Aber unter diesen Voraussetzungen hat natürlich die Aussage von Lukas, sein Vater hätte unmöglich ein Verhältnis mit Natascha haben können, nicht viel Wert.«
»Verdammt, schon ist wieder alles offen und Lukas in den Kreis der Verdächtigen zurückgekehrt. Dabei war es gerade so schön, den Bergmann dafür verantwortlich zu machen.«
»Ich sag ja, ich häng den Fall an den Nagel. Wir kommen einfach nicht weiter.«
»Aber das ist extrem unbefriedigend.« Dorli knabberte auf ihrem Daumen. »Ergänzen wir einmal unsere Liste und gehen wir dann noch einmal die Verdächtigen durch. Vielleicht fällt uns dabei irgendetwas auf.«
Sonntag
Boot? Vermutung Ehefrau
Boot ja, mit Natascha Bergmann. Sie erzählt ihm von der Schwangerschaft. Sie schmieden Pläne für die Zukunft. Er will sich scheiden lassen und Natascha heiraten.
Nacht?
Mit Natascha auf dem Wasser
Zeugen?
Keine
Montag
9.00 – 19.00 Firma
19.00 – 24.00? bleibt vorerst ungeklärt
24.00 – daheim
Dienstag
8.00 – 10.00 Firma
10.00 – Smekal trifft Natascha Bergmann. Sie fahren ins Outletcenter Parndorf und kaufen für Natascha Kleider und Schuhe. Plus einen Ring –
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