Sautanz (German Edition)
gegen die Bergmanns gibt, wir ihnen aber nie etwas konkret nachweisen können. Echt frustrierend.«
»Und was machen wir jetzt in der Smekal-Geschichte?«
»Tja, Dorli, liefern Sie mir einen halbwegs brauchbaren Beweis. Dann kann ich was tun. Nur mit weit hergeholten Vermutungen bringe ich niemanden dazu, einen geschlossenen Akt wieder zu öffnen.«
Kurze Zeit später verabschiedete sich Leo Bergler. Dorli begleitete ihn hinaus. Als sie die Haustür öffnete, prallte sie fast gegen Lupo.
»Hallo Lupo, was machst denn du da?«, begrüßte sie ihn arglos.
Lupo erblickte hinter Dorli Leo Bergler, sein Lächeln gefror zu einer steinernen Maske.
»Ich störe wohl«, stammelte er und machte auf der Stelle kehrt.
»Lupo, jetzt komm zurück. Was hast denn?«
»Ich bin nicht gern das fünfte Rad am Wagen«, rief er und rannte zu seinem Auto, riss die Tür auf, schlug sich beim hastigen Einsteigen den Kopf an, startete und jagte mit kreischenden Reifen davon.
Dorli starrte ihm entgeistert hinterher. Na, das nenn ich einen Auftritt. Bist du deppat!
»Ach herrje, was hat denn Ihr Freund?« Leo Bergler sah bekümmert, wenn auch irgendwie belustigt drein.
»Keine Ahnung!« Dorli war fuchsteufelswild. Wie konnte sich Lupo nur so saublöd benehmen?
»Schaut fast so aus, als wär der Gute eifersüchtig!« Bergler lachte übermütig. »Dann wollen wir ihm mal einen Grund dafür geben.« Er drehte sich zu Dorli, legte seinen Arm um ihre Schultern, zog sie zu sich und gab ihr einen Kuss auf den Mund.
Du bist doch ein Oasch mit Ohren!
»Viel Glück bei der Mörderjagd! Und passen Sie auf sich auf, Dorli.«
Dorli stand wie versteinert in der Tür und blickte fassungslos den Männern hinterher. Lupo, der sich aufführte wie ein eifersüchtiger Ehemann, und Leo Bergler, der sie frech wie Oskar küsste! Und sie war so perplex gewesen, dass sie sich nicht einmal gewehrt hatte, geschweige denn, ihm den Hals umgedreht. Denn danach stand ihr momentan der Sinn. Sie wusste überhaupt nichts von ihm. War er verheiratet? Suchte er ein flüchtiges Abenteuer? War er der Typ Dauerflirter? Wie konnte dieser Armleuchter sie einfach so küssen?
Die Männer waren heute alle saudeppert, anders konnte sie sich das nicht erklären. Aber da spielte sie nicht mit. Die konnten sie mal! Alle beide.
»Tut mir leid, Hund. Du wirst jetzt leiden müssen.« Dorli zog eine CD aus der Hülle und schmiss sie in den Player. Gleich darauf plärrte »Dark Chest Of Wonders« von Nightwish ohrenbetäubend aus den Lautsprechern. Idefix zog den Schwanz ein und trollte sich ins Schlafzimmer.
Dorli hingegen schüttete das Putzwasser in hohem Bogen in den Garten. Verstaute Schrubber und Kübel im Abstellraum und ging in die Küche. Sie wusch sich die Hände, wog Mehl und Zucker in eine Schüssel, schüttete Milch, zerlassene Butter und Fertighefe dazu, dann kamen noch Eier und diverse Zutaten wie Salz, Vanillezucker und geriebene Zitronenschale. Sie begann den Teig zu kneten und zu schlagen, bis ihre Arme schmerzten. Zu »Planet Hell« stellte sie sich bei jedem Schlag abwechselnd das Gesicht von Lupo und Leo Bergler unter dem Kochlöffel vor. Das passte sogar im Takt. Nimm das! Und das! Es tat richtig gut!
Als die CD bei einer sehr sanften und melodischen Nummer angekommen war, schütte sie die Rosinen in den Weidling , rührte noch einmal um und stellte den Teig zum Aufgehen in das lauwarm vorgeheizte Backrohr. Jetzt fühlte sie sich besser.
»Idefix, du kannst unter dem Bett vorkommen. Der Krach ist vorbei.« Die letzte Nummer auf der Scheibe war auch relativ leise – zumindest für eine Metal-Band.
Der Hund schien dem Frieden jedoch noch nicht zu trauen. Er hatte sich unter dem Bett verkrochen. Sie sah nur seine weiße Schwanzspitze unsicher wackeln.
Er wird sich schon wieder beruhigen. Und der Striezel würde köstlich schmecken. Dorli hatte sich abreagiert und war nun bereit, es sich bei »Magic Moments« von Aaron Tyde mit einem Buch auf der Couch bequem zu machen. Bei »Mariah’s Fairy Child« kam Idefix angetrottet und nahm seinen Stammplatz zu Dorlis Füßen ein. Die Welt war wieder in Ordnung.
34
Als Dorli mit dem fertigen Kuchen auf dem Arm am Amtshaus vorbeimarschierte, unterwegs zu ihrer Schwägerin und den Kindern, hörte sie ohrenbetäubendes Gekeife bis auf die Straße.
Da sie es nicht eilig hatte, trat sie ein, um den Grund für den Aufstand zu erforschen.
Barbara Schöne und der Bürgermeister Willi Kofler standen sich im Sekretariat
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