Sautanz (German Edition)
wieder ins Haus können?«
»Ungefähr in an Monat, längsten ins zwa. Bis halt der ganze Papierkrieg erledigt ist.«
»Also Weihnachten feiert ihr auf jeden Fall wieder in den eigenen vier Wänden.«
Lore nickte. »Schön, gell? Weißt eigentlich schon das Neuste?«
»Keine Ahnung. Worüber?«
»Der Meixner hat si aufg’hängt.«
»Nein!«
»Doch. Und in seinem Testament, des er schon vor zig Jahr g’macht hat, hat er alles der Grete vererbt. Und des is a Menge. Der Hof, die Pferd, a riesiges Stück Land und a Haufen Bargeld. Von den Autos gar net zu reden.«
»Na nicht schlecht, Herr Specht. Und was meint die Gretel dazu?«
»Erst wollt sie des gar net annehmen. Wir haben an ganzen Abend drüber g’redet. Und jetzt hab i sie überzeugen können, glaub i. Sie ist ja no net so alt. Sie wird’s probieren. Die Leut vom Hof sind alle auf Zack. Sie muss halt einiges schnell lernen. Aber andererseits hat sie dann ka Zeit, dass sie drüber nachdenkt, wieso ausgerechnet der Hias so früh hat sterben müssen. Und sie hat wieder a Aufgab.«
»Schau an. Da kann ma nur sagen, alte Liebe rostet nicht. Das hätt i vom Meixner net erwartet.«
»Niemand. Am wenigsten die Gretel selbst. Und weißt, was des Beste is?«
»No?«
»Du kennst do den Jovan, den Vorarbeiter. Der dir g’holfen hat.«
»Na sicher. Was is mit eam?«
»Die Gretel will ihm a Teilhaberschaft anbieten. Weil er ja alles waß, was sie erst lernen muass.«
»Super! Wenn si des ana ehrlich verdient hat, dann der Jovan. Dass des dem Meixner nie eing’falln is!«
»Geh, der war immer scho a bissel komisch.«
»Lauter guade Nachrichten, Lore. Willst jetzt a Glaserl mit mir trinken?«
»Doch. Hast an Roten?«
Und als sie am Wein nippten und dazu Chips aus einer Schale naschten, kam dann doch noch die Lore durch, die sich immer um Dorlis Ehelosigkeit sorgte.
»Was is mit deine Verehrer?«
»Sag amal, Lore. Jetzt lasst du di grad scheiden, und dei größte Sorg is, mi zu verkuppeln?«
»I hab’s ja wenigstens probiert. Wenn du so weit bist wie i, dann lass i di in Ruah.«
»Versprochen?«
»Oho, gibt’s Pläne?«
Himmel, die Frau konnte nerven, wenn es um ihr Liebesleben ging.
»Na. Des war a rhetorische Frag.«
»Pfeif drauf. Was macht die Praxis?«
Als ob Dorli selbst das wüsste!
41
Am nächsten Morgen, als Dorli ziemlich verschlafen ins Badezimmer wankte, läutete das Telefon. Und als sie sich meldete, war ihre Schwägerin dran.
»Hast was bei mir vergessen?«, brummte Dorli.
»Na. Aber i hab vergessen, dir was zum sagen.«
»Ah ja? Hast no an Maxl auf Lager, mit dem du mi verkuppeln willst?«
»Na, ernst jetzt. Ihr seid’s do an dem toten Segler aus Katzelsdorf dran, oder?«
»Ja.«
»I hab da bei ana Kundin was g’hört.«
»Und was bitte?«
»Angeblich hat ihn die Klane hamdraht , die er g’schwängert hat. Oder ihr Sippschaft.«
»Und wer sagt des?«
»Hinter vorg’haltener Hand wahrscheinlich jeder in der Umgebung. Aber waßt eh, wia des is in so an klan Dörfl. Da geht nix raus.«
»Und wieso hat des dir dann wer erzählt?«
»Weil i der alten Frau Sommer die Fiass mach, die früher in Langebichl g’wohnt hat. Jetzt lebt’s bei ihrer Tochter in Katzelsdorf, und i komm alle vier Wochen zu ihr. Vorgestern war i wieder durt , und da hat’s ma’s erzählt.«
»Hm, danke für den Tipp, Lore.«
Dorli legte nachdenklich das Handy zurück und ging zum Badezimmerspiegel. Himmel, sie sah zum Fürchten aus. Die Haare standen ihr zu Berge, im Gesicht hatte sie Schlaffalten vom Polster, und weil das wohl noch nicht reichte, wuchs auf ihrer Nase ein riesiger gelber Pickel. Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und griff sich die Zahnbürste.
Was sollte sie nur mit Lores Hinweis anfangen? Konnte man die Aussage der alten Frau Sommer ernst nehmen? Vermutlich nicht allzu sehr. Sie war laut Lore irgendwo um die fünfundachtzig Jahre alt und immer schon ziemlich schusselig gewesen. Sie verwechselte regelmäßig die Namen ihrer Kinder und Enkel, und wenn sie die Nadja meinte, dann begann der Satz garantiert mit »Rosi, Annie, Hilde, äh … Nadja …«. Und in einem Dorf wurde immer getratscht. Das war in Buchau genauso. Aber es war bei Gott nicht einmal die Hälfte davon wahr.
Außerdem fiel Dorli kein Grund ein, warum Natascha den Vater ihres Kindes und den Mann, den sie heiraten wollte, umbringen hätte sollen. Andererseits hatte sie auch gelogen, was ihre Ankunft in der Abtreibungsklinik betraf. Was nicht
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