Sautanz (German Edition)
hieß, dass sie Smekal umgebracht hatte. Da konnte wer weiß was passiert sein. Oder sie hatte sich einfach im Datum geirrt. Eher verdächtig war der alte Bergmann. Wenn der Vater ihres Freundes seine Kleine geschwängert hatte, war das vielleicht ein Grund für ihn, vollkommen auszuzucken. Und waren Lupo und sie nicht davon überzeugt, dass Lukas seinen Vater umgebracht hatte?
Was auch immer wirklich geschehen sein mochte, man würde Natascha ihr Leben lang die Schuld an Smekals Tod geben.
Also was tun, ohne sich lächerlich zu machen? Immerhin, mit Lupo könnte sie wohl darüber reden.
Oh Gott, sie musste Lupo anrufen! Der wusste noch gar nichts von dem Termin im Stadtpolizeikommando.
Sie erzählte ihm alles auf der Fahrt vom Bahnhof Wiener Neustadt, wo sie ihn aufgelesen hatte, zum Burgplatz, dem Sitz der Stadtpolizei.
»Und warum sollen wir dort hinkommen?«, fragte Lupo.
»Ich hab keinen blassen Schimmer«, antwortete Dorli wahrheitsgemäß.
Auf dem Polizeirevier wurden sie von einer jungen Beamtin in Empfang genommen, die sie in einen Warteraum brachte.
»Bitte warten Sie hier. Ich hole Sie dann. Wenn Sie einen Kaffee möchten, bedienen Sie sich bitte.«
Sie zeigte auf ein Tablett mit Kaffee in einer Thermoskanne, daneben ein Zuckerstreuer und eine kleine Flasche mit Haltbarmilch.
Allerdings erfuhren sie auch jetzt nicht, warum sie überhaupt hier waren.
»Sehr geheimnisvoll.« Dorli sah sich in dem kleinen Raum um.
Es schien ein Büro zu sein, in dem normalerweise zwei Beamte Dienst taten. Zwei Schreibtische einander gegenüber. Hinter den Tischen jeweils ein halbhoher Kasten an der Wand und davor ein mickriger Ficus benjamini in einem viel zu kleinen Topf. Auf einem der Tische stand ein gerahmtes Foto, auf dem eine dunkelhaarige Frau mit einem kleinen blonden Jungen abgebildet war, auf dem anderen Schreibtisch dagegen ein Fläschchen mit Nagellackentferner. Der Verdacht lag nahe, dass dies der Platz einer Polizistin war.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, und Lupo wurde schon unruhig, da kam die Beamtin von vorhin und bat sie mitzukommen. Über einen langen Gang und um mehrere Ecken gelangten sie zu einer Kammer, von der man durch ein Fenster in einen Vernehmungsraum blicken konnte.
Dort saß Lukas Smekal und ihm gegenüber Leo Bergler und eine Beamtin, die sie noch nie zuvor gesehen hatten.
Sie diktierte eben Datum und Uhrzeit der Vernehmung in ein Aufnahmegerät. Dann begann sie mit der Befragung.
»Sie haben gestern ausgesagt, Ihre Mutter hätte sie auf der Party angerufen und sie wären nach Hause gefahren. Das war gelogen. Würden Sie uns sagen, was wirklich geschehen ist?«
»Sie können mich mal! Nur weil die zwa Blindschleichen, die sich Detektive schimpfen, den Mörder meines Vaters net finden, lass ich mir das nicht in die Schuhe schieben.«
»Kein Mensch schiebt Ihnen irgendwas irgendwohin«, meldete sich Leo Bergler jetzt zu Wort. »Aber Sie benutzten Ihr Handy. Die Handydaten liegen auf. Wir wissen, wer Sie angerufen hat, wann und von wo.«
Lukas sank in sich zusammen, als wäre er ein angestochener Ballon. Seine ganze Großkotzigkeit wich mit einem Schlag und machte tiefer Niedergeschlagenheit Platz.
»Ach ja? Und was schließen Sie daraus?«
»Dass Ihre Freundin Natascha Bergmann Sie vom Boot Ihres Vaters angerufen hat. Und was immer Sie Ihnen erzählt hat, es hat gereicht, dass sie auf der Stelle zu ihr gefahren sind.«
»Ach ja, natürlich. Und dafür haben Sie mindestens siebzehn Zeugen.«
Lukas Smekal hatte sich erstaunlich schnell gefangen.
»Bevor Sie mit dem Unsinn fortfahren, will ich meinen Anwalt sprechen.«
»Ach, Sie haben schon einen Anwalt?«, fragte die Polizistin mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
Weder Lukas noch Leo Bergler schenkten ihr Aufmerksamkeit. Denn Leo Bergler fuhr fort mit der Befragung.
»Wollen Sie uns erzählen, wie es weiterging? Oder soll ich Ihnen erzählen, was dann passiert ist?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an. Lassen S’ Ihrer Phantasie freien Lauf«, spottete Lukas.
»Wie Sie möchten. Sie wissen vielleicht, dass Handys sich bei dem nächsten Sendemast anmelden, wenn sie in seine Reichweite kommen. Damit kann man Handys relativ gut orten.«
»Ich habe nicht telefoniert«, warf Lukas spöttisch ein.
»Nein, aber Natascha. Und da Ihr Handy nicht ausgeschaltet war, wissen wir, dass Sie sich genau dort aufhielten, wo sie auch war – in Rust.«
Lukas knickte ein. Er lehnte sich zurück, dachte nach. Dann wischte
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