Sautanz (German Edition)
Führerschein besaß, daran durfte er gar nicht denken.
Dabei hätte Dorli heute eigentlich ihren ersten Tag im Büro sitzen sollen.
Die Frau brachte ihn um das letzte bisschen Verstand.
Lupo rannte nicht, er flog nach Hause. Sparte sich die Dusche, riss sich nur das verschwitzte Leiberl vom Leib und zog ein anderes über, sprang ins Auto und raste unter Nichtbeachtung aller möglichen Ampelfarben auf die Autobahn. Dort trat er seinem alten Polo das Gaspedal gnadenlos ins Bodenblech. Das Auto zitterte und bockte, aber mehr als hundertdreißig, bergab und mit Rückenwind, holte er aus der alten Karre nicht raus.
In Eichbüchl parkte er direkt vor der Einfahrt.
Er klingelte.
»Wer ist da?«
»Schatz.«
»Wie bitte?« Der Mann am anderen Ende der Gegensprechanlage klang indigniert.
»Wolfgang Schatz vom Detektivbüro Schatz.«
»Ja und?«
»Ich muss zu Dr. Bergmann.«
»Der ist nicht da«, antwortete die blecherne Stimme.
»Und wo ist Frau Wiltzing?«
»Wer soll das sein?«, kam die Gegenfrage.
»Meine Partnerin.«
»Keine Ahnung. Hier nicht.«
»Sie wollte aber zu Dr. Bergmann«, insistierte Lupo.
»Dann hat sie es sich vermutlich anders überlegt. Denn keiner von beiden ist hier.«
Lupo hörte, wie der Typ am anderen Ende die Sprechanlage abschaltete. Er glaubte ihm kein Wort.
Was sollte er jetzt tun? War Dorli wirklich nicht da? Aber wo war sie dann? Oder hielten die sie hier irgendwo fest? Machte es Sinn, die Einfahrt zu blockieren?
Lupo fischte sein Telefon aus der Hosentasche. Er versuchte nochmals Dorli zu erreichen, doch er landete wieder nur auf der Mailbox. Dann drückte er auf die Rückruftaste. Leo Bergler meldete sich fast sofort.
»Na, haben Sie Ihre Partnerin gefunden?«
»Nein. Und angeblich ist sie nie hier gewesen.«
»Gefällt mir gar nicht.«
»Mir auch nicht. Auf dem Handy ist sie auch nicht erreichbar.«
»Ich werde versuchen, es orten zu lassen. Wo sind Sie jetzt?«
»Vor der Einfahrt der Bergmanns.«
»Gut, bleiben Sie dort. Ich rufe Sie zurück, sowie ich was weiß.«
Lupo dachte ohnehin nicht daran, sich von hier wegzubewegen. Nicht ohne Zwang. Nicht ohne Dorli.
Ein älterer Wagen, der Größe nach irgendein amerikanisches Schlachtschiff, näherte sich der Ausfahrt. Sah, dass sie blockiert war, wendete und fuhr zurück zum Haus. Dort verschwand es um eine Ecke.
»Genau, du Blödmann. Da kommt jetzt keiner raus«, murmelte Lupo.
Was er nicht ahnte, war, dass das Auto kurz darauf das Grundstück über den Hintereingang verließ und rasch Fahrt aufnahm.
49
Dr. Bergmann hatte Dorli freundlich empfangen.
»Sie haben noch Fragen?«
»Nur eine. Warum musste Lukas Smekal auch noch in die Geschichte hineingezogen werden? Reichte es nicht, dass sein Vater von Ihren Leuten umgebracht wurde und seine Mutter in den Selbstmord getrieben?«
»Gnädigste, Sie sprechen in Rätseln.«
»Ach! Und warum musste das Fräulein Tochter dann möglichst weit weg vom Zugriff der österreichischen Exekutive geparkt werden?«, versuchte Dorli ihn zu provozieren.
»Frau Rosi«, rief Dr. Bergmann, »die Dame möchte gehen.«
»Die Dame findet auch allein hinaus«, entgegnete Dorli mit zornfunkelnden Augen. »Wir sehen uns wieder.«
»Das möchte ich doch stark bezweifeln.«
Der Hurensohn lächelte noch dabei! Dorli hätte ihn am liebsten in seine blöde Visage gedroschen.
Sie beeilte sich, aus dem Haus zu kommen. Als die Haustür hinter ihr zukrachte, wandte sie sich jedoch nicht Richtung Ausgang, sondern bog links um die Hausecke. Sie hatte vor, sich ein wenig umzusehen. Sie schlich an der Hausmauer entlang, bis sie zu einer niedrigen Hecke kam. In deren Schatten tauchte sie ein und versuchte, sich darin unsichtbar zu machen. Hinter dem Haupthaus befanden sich zahlreiche Nebengebäude. Ein älteres Herrenhaus, vielleicht das Wohnhaus von Bergmann senior. Dahinter ein weitläufiges Gebäude, etwas heruntergekommen, das Dorli unangenehm an die Unterstufe ihres Gymnasiums erinnerte. Vielleicht waren hier die Wohnungen der Angestellten untergebracht. Anschließend eine Scheune mit weit offenem Tor. Drinnen stand ein Traktor. Mehr konnte Dorli in dem dunklen Raum nicht ausmachen. Irgendwo in der Nähe krähte ein Hahn.
Daneben ein weiterer Bau, der mit seinen riesigen verschlossenen Toren einen abweisenden Eindruck machte.
Was such ich da eigentlich?
Dorli machte sich keine Illusionen. Ihr Plan war auf allen Linien gescheitert. Sie wollte Bergmanns Reaktion auf ihre
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