Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
als man ihn vor die Freunde stellte, so dicht ruhte die Klinge eines Dolches an seiner Kehle. Erleichtert blickte er die beiden an. Auch sie waren froh ihn zu sehen. „Ich habe schon viele Gefangene gehabt, aber noch niemals ein so undankbares Pack wie euch. Kaum gibt man etwas Freiheit versucht ihr meine Männer umzubringen.“ Der den Filyma eben noch verdroschen hatte, senkte beschämt den Kopf. Er würde sich beim abendlichen Lagerfeuer noch genügend Spott anhören dürfen, über seine blaue Wange, seine gebrochene Nase und andere Prellungen. „Selbst wir behandeln die Menschen nicht so, wie ihr es mit uns macht.“ Filyma fühlte die Spitze eines Schwertes in ihrem Rücken. Keiner wollte der Frau noch einmal zu nahe treten. Anectis trat vor sie.
„Nein? Bist du dir sicher, Hexe?“ Bei dem Wort zuckte die Magierin zusammen. „Dass eure Wunden, die ihr durch eure Missachtung zufügt, nicht weniger schmerzvoll sind? Ist in deinen Armen schon ein Kind vor Kälte und Hunger gestorben? Ihr tötet langsamer und qualvoller und es interessiert euch einen Dreck.“ Die Männer stimmten ihrem Anführer lautstark zu.
Savinama konnte spüren, wie der Spott, den man ihnen gegenüber empfand, in Hass umschlug. Man konnte ihn fast schmecken. Und in diesem Moment begriff er, dass sie in echter Gefahr waren und dass die Demütigung, die ihn so geärgert und beschäftigt hatte, dagegen lächerlich wirkte.
„Sei still“, flüsterte er ohne Worte, doch Filyma nahm es nicht wahr. Verachtend starrte sie mit ihren weißen Augen dem Hexer ins Gesicht.
„Wollt ihr mir etwas von Mitleid erzählen? Ihr? Ihr kommt hierher und fordert ein Land, das euch nicht gehört! Und doch haben wir euch alle aufgenommen und ich kenne keinen einfachen Menschen, der in den Städten der alten Welt hungern muss“ Während Filyma sprach, trat etwas Dunkles in Anectis Augen. Ohne Vorwarnung holte er aus und schlug zu. Filymas Kopf flog nach hinten und sie schmeckte Blut auf ihren Lippen.
„Diesen Weg sind wir vor langer Zeit gegangen. Scheinbar gibt es Kapitel in eurer Geschichte, die nie geschrieben wurden. Es waren kleine Siedler, die um Schutz bettelten und von euch in den Schnee gejagt wurden. Es waren Frauen und Kinder, die in dieser Nacht starben. Sie waren unschuldig, doch für euch waren sie nichts, denn ihr Anführer war ein Hexer und seine Frau eine Magierin. Eine Verbindung, die für euresgleichen verachtenswert ist. Nichts waren sie euch Wert, nicht einmal ein letztes Begräbnis!“
Der Unglaube in Filymas Gesicht war nicht zu übersehen. Anectis stand vor ihr, die Hand zur Faust geballt. Filyma wusste nicht, wovon er sprach, doch sie erkannte, dass sie zu weit gegangen war. Die Spitze des Schwertes stach gefährlich fest in ihren Rücken. Anectis lief ruhelos im Kreis, dann blieb er stehen.
„Da ihr euch nicht fügen wollt in eure Gefangenschaft, wird es Zeit euch Grenzen aufzuzeigen.“ Seine Stimme klang laut über den Platz. Und dann kam plötzlich eine leise Stimme aus der letzten Reihe: „Strafe.“ Nach und nach mischten sich immer mehr Stimmen ein, bis die Rufe zu einem Orkan anschwollen.
„Ihr!“ Anectis wirbelte herum. Sein Finger zeigte direkt auf Savinama und augenblicklich herrschte eine gespenstische Stille. „Ihr werdet bestimmen, wen ich zu bestrafen habe.“ Der Magier war entsetzt und fand keine Worte.
„Wie ich hörte, seid ihr Arthols Nachfolger, also, angehender Kreisführer, waltet eures Amtes und fällt eine Entscheidung.“
„Ich bin nur ein Lehrer, sonst nichts.“
„Für diese Lüge sollte ich euch hängen oder die Zunge abschneiden lassen. Bestimmt wer die Peitsche zu spüren bekommt, sonst werde ich das machen!“
Savinama begriff nicht, was hier gerade geschah. Wieso Kreisführer? Er ? Wie kam Anectis darauf? Verzweifelt suchten seine Augen die der Freunde. Die Krieger brüllten und wollten am liebsten alle drei im Staub sehen.
„Was geht dort vor.“ Arthol schlug Karaz auf den Arm, dass er ruhig sein möge. Sie lagen auf einem Felsen. Der Magier hatte eine Glaskugel in ein Stück Leder gesteckt, das er sich vor die Augen hielt, um besser sehen zu können. Hinter ihnen lag – gut versteckt – der Wachmann des Lagers, zusammengeschnürt und geknebelt.
Die Sonne stand bereits tief und hinter dem Hang warteten die Männer auf das Signal zum Angriff.
„Sie klingen wütend. Wir sollten angreifen.“ Arthol schüttelte den Kopf.
„Wir können noch nicht, die Sonne steht noch nicht
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