Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
tief genug. Sie muss erst den Rand erreichen, damit Anectis und seine Krieger uns so spät wie möglich kommen sehen.“ Arthol beobachtete, wie ein Mann in die Mitte des Platzes trat und eine Peitsche in der Hand hielt.
„Aber das dauert noch fast eine Stunde.“
„Eine Stunde, die ich hoffe zu haben. Wenn nicht, gehen wir das Risiko ein viele unserer Kämpfer zu verlieren, Karaz. Ich muss an ein ganzes Volk denken.“ Arthol senkte kurz den Kopf und setzte das Fernglas ab, als er sah, dass die Peitsche Filyma traf. „Wir kehren zurück.“ Ganz leise machten sie sich auf den Rückweg zu den anderen, die schon auf Nachricht von ihrem Kreisführer warteten.
Der nächste Schlag traf Jeras. Savinama versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
„Hört auf! Bastard, elende Missgeburt, wie könnt ihr…“ Anectis unterbrach ihn schroff.
„Da ihr keine Wahl treffen wollt, treffe ich sie.“
„Meine Entscheidung fällt auf mich selber!“ Alle Köpfe wandten sich ihm zu.
„Wie edelmütig. Ist das wirklich eure Entscheidung?“ Savinama starrte auf Jeras, der die Hand gegen die blutende Wange drückte und mit den Tränen kämpfte, und auf Filyma, die sich beschützend vor ihn geworfen hatte. Shaanes Worte schossen ihm durch den Kopf:
Der Geist kann über den Körper siegen
.
Savinama holte tief Luft und richtete sich zu voller Größe auf. Er schüttelte die Hände von seinen Schultern und hob stolz den Kopf.
„Aé!“
„Braucht ihr die Fesseln?“ Spott und Zynismus in Anectis Stimme waren deutlich zu hören. Der Magier hob die Hände.
„Savin nicht!“ Filyma schnellte hoch, doch ein Krieger riss sie zurück. Die Augen des Magistrateros und des Anführers trafen und fixierten sich in einem stillen Krieg. Anectis zerschnitt Savinamas Fesseln mit seinem Dolch. Savinama öffnete den schmutzigen Mantel des Kreisführers und ließ ihn achtlos zu Boden fallen.
„Es gibt Dinge, die lasse ich mir nicht entgehen.“ Anectis schritt zu seinem Krieger, packte den Ledergriff der Peitsche und krempelte die Ärmel seines braunen Hemdes zurück. Seine Stiefel wirbelten den staubigen Boden auf. Er umrundete den Magier und drehte sich dabei um die eigene Achse. „Lasst uns feststellen, wie edelmütig ihr wirklich seid.“ Mit der linken Hand spornte er seine Männer zu lautem Gejohle an. „Dies ist für all die Familien, die unter der Herrschaft eurer Welt zu leiden hatten.“ Der Knall zerschnitt die Luft wie ein Schuss. Der Lederriemen der Peitsche traf Savinama wuchtig am Rücken. Er taumelte nach vorne, direkt in die Arme der Krieger, die ihn auffingen und festhielten, dass er nicht stürzte. „Und dies ist für jedes Kind, für jede trauernde Mutter, die im Namen eurer Gerechtigkeit gestorben ist.“ Savinama krallte sich mit den Händen in die haltenden Arme. Das Leder fraß sich durch den Stoff seiner Tunika bis auf die Haut und zerschnitt sie wie Papier. Gequält hob er kurz die Augen und für Sekunden glaubte er Tamin zu erkennen, der ein Stück entfernt stand und das Ganze traurig beobachtete. Der nächste Schlag kam mit solcher Kraft, dass es ihn auf die Knie zwang. Doch er ließ nicht los, biss auf die Unterlippe bis er Blut schmeckte und konzentrierte sich auf den Schmerz, den er sich damit selber zufügte. Jeras wollte aufspringen und dem Freund zu Hilfe eilen. Filyma griff zur Seite und hielt ihn zurück. Überrascht blickte er sie an, als sie langsam den Kopf schüttelte.
„Du würdest es nur schlimmer machen. Nimm ihm jetzt nicht seinen Stolz.“ Jeras starrte Filyma an und dann wieder den Magier. Filyma hatte Savinama als einen jammernden Schüler kennengelernt. Jemand, der nur moserte, wenn ihm etwas nicht passte. Sie hatte seine Veränderung zum arroganten Magier miterlebt, der alles und jeden missbrauchte, wie es ihm gefiel. Die letzten Tage wirkte er verschlossen und schien zwischen diesen beiden Charakteren hin und her zu wechseln. In diesem Moment sah sie zum ersten Mal Savinama als stolzen Mann, der sein Leben für andere einsetzte und Filyma fühlte tiefe Achtung für das, was er gerade tat. Kein Laut drang über seine Lippen, obwohl die Wunden bereits deutliche Spuren hinterließen. Doch gerade das ärgerte Anectis noch mehr. Er wollte diesen Mann um sein Leben betteln hören. Er sollte flehen, dass er aufhörte.
„Und der…“ Der Hexer holte weit aus. Seine Stimme überschlug sich fast. „…ist für meine Eltern!“ Savinama raubte es den Atem, doch noch immer kam kein Laut über
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