Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
gerettet hatte. Mit eiserner Miene, in einen schwarzen Mantel gehüllt, stellte sich der Magier an die Seite, ohne jemanden zu beachten. Er hatte dunkle Augenringe und wirkte sehr erschöpft. Filyma beugte sich zu ihm.
„Geht es dir besser?“ Sie bekam keine Antwort. Er wirkte in sich gekehrt und verschlossen. Der Heiler hatte zwar den Pfeil entfernt, doch ansonsten ließ Savinama niemanden an sich heran. „Savinama, die Magie kann deine Wunden heilen.“ Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte.
„Magie kann nicht alles heilen.“ Für Filyma sprach er in Rätseln.
Arthol trat einen Schritt vor und erhob die Stimme.
„Anectis, Anführer des Volkes der Tendaren. Ihr steht heute Nacht vor uns um zu hören, ob ihr je das Gericht in Comoérta zu sehen bekommt.“ Der Hexer wirkte gleichgültig. „Nach dem Gesetz ist bei den Verbrechen, die ihr begangen habt, eine Versammlung der Kreise überflüssig. Zudem ist der größte Teil der Mitglieder hier und kam übereinstimmend zu einem Urteil: euren Tod.“ Keiner sagte etwas. Der Hexer reckte stolz sein Kinn vor.
„Nichts anderes habe ich erwartet.“
„Doch es ist etwas vorgefallen, dem wir Vorrang geben werden.
Deswegen wird euer Urteil heute nur von einem einzigen Mann gesprochen.“ Die Mitglieder nickten zustimmend. Arthol drehte sich um. „Savinama, es liegt bei euch zu entscheiden, was mit diesem Mann geschehen soll. Sollen wir das Urteil hier vollstrecken oder soll er in den Verließen Comoértas seine Strafe absitzen?“
Savinama schwieg. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Er hatte nichts von dieser Entscheidung gewusst, denn an der Versammlung im Lager hatte er nicht teilgenommen. Er fixierte den Hexer und bekam wieder jenen spöttischen Blick als Antwort. Die Stille wirkte erdrückend. Endlich griff Savinama zur Seite und nahm einem der Wachen die Peitsche vom Gürtel. Er bedankte sich mit einem Kopfnicken und schritt langsam auf Anectis zu, dabei bewegte er sich mit einer solchen Ruhe und einer Art, die respekteinflößend wirkte. Es war so still im Lager, dass man die Grillen zirpen hören konnte. Als Savinama vor ihm stand, sah Anectis ihn an und zog die Brauen hoch. Die Augen des Magiers leuchteten unnatürlich im Dunkeln der Nacht. Nichts von seinen Gefühlen war erkennbar. Unbewusst zuckte Anectis zusammen, als Savinama die linke Hand mit der zusammen gerollten Peitsche hob und... sie dann einfach fallen ließ.
„Das ist es, was euch von mir unterscheidet, Anectis. Ein Land, ein Volk muss mit Weisheit geführt werden und nicht mit Blut. Blut darf niemals mit Blut gerächt werden.“ Seine Stimme klang tief durch die Nacht. Er ging einfach an Anectis vorbei, schritt zwischen den Magiern hindurch, die nun überrascht zur Seite traten. Keinem von ihnen schenkte er auch nur einen Blick, nicht einmal dann, als sich die ersten ehrfurchtsvoll verneigten.
Arthol sah ihm voller Stolz nach, als er in der Nacht verschwand. Ganz leise sagte er.
„Ihr werdet ein weiser Kreisführer werden, Savinama.“ Und er wusste, dass der Magier heute Nacht die Herzen seiner Gegensprecher gewonnen hatte.
31.
Und endlich machten sie sich auf den Weg nach Hause. Doch der Weg war lang und beschwerlich. Die Gruppe zog sich endlos hin. Viele gingen zu Fuß, auf den Rücken ihrer Pferde lagen die Verstorbenen, die man zu ihren Familien zurückbringen wollte. Verletzte mussten immer wieder versorgt werden und obwohl die Magier den Sieg davon getragen hatten, lag eine erdrückende Trauer über den Verlust der Freunde auf allen.
Filyma versuchte immer wieder mit Savinama zu sprechen. Er schwieg beharrlich. Die Kriegerin bemerkte seinen schlechten körperlichen Zustand und ließ ihn nicht aus den Augen. Einen Tag, bevor sie Comoérta erreichten, passierte, was sie schon lange geahnt hatte.
„Kreisführer?“ Arthol zügelte sein Pferd.
„Was ist?“
„Es geht um Savinama“, sagte Filyma. Sie wendeten sich von der Spitze der Truppe ab und ritten nach hinten. Arthol beobachtete Filyma, die abgestiegen war und versuchte den unruhigen Hengst des Freundes zu beruhigen. Arthol sprang ab.
„Was hast du auf dem Herzen?“
„Ich beobachte ihn schon lange, er lässt niemanden an sich heran. Ich hatte schon vermutet, dass er Fieber hat, aber jetzt ist er nicht einmal mehr fähig sein Pferd zu führen.“ Arthol trat an den Hals des Tieres, über den der Magier zusammengekauert lag.
„Savinama?“ Unter großer Anstrengung stütze er sich ein
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