Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
gut und geb mir etwas Wasser, Junge.“ Jeras ging zu dem angewiesenen Tisch, auf dem eine Kanne stand und brachte ihm einen vollen Becher. Der Alte tauchte die Wurzel hinein und wartete. Kurz schnupperte er, zog das Gewächs heraus, legte es zurück und reichte Savinama den Becher. „Trinkt!“
Savinama verzog angewidert das Gesicht. Der Heiler stellte den leeren Becher zur Seite, nahm sein Bündel und wandte sich zum Gehen. Der Magier ließ sich einfach in die Kissen fallen. Filyma trat zu ihm und zog die Decke ein Stück hoch.
„Nur müde.“ Als Savinama die Worte mehr murmelte als aussprach, musste Shorbo für einen Moment an damals denken.
„Ist die Verletzung sehr schlimm?“
„Es ist nicht die Verletzung, die mich sorgt, ehrenwerter Kreisführer, sondern das Gift in seinem Blut.“ Alle starrten ihn an.
„Gervan, welches Gift?“
„Sehr, sehr alte Magie. Vielleicht so alt wie sein Träger selber.“ Der Heiler sah seinen Anführer forsch an. Sie verstanden einander, ohne weiter auf die Bemerkung einzugehen. „Die Vertago-Wurzel ist sehr stark. Er sollte die nächsten Stunden schlafen. Ich brauche eure Hilfe, Shorbo, denn kenne ich kein Gegenmittel, so hoffe ich in den alten Büchern etwas zu finden.“ Shorbo stimmte zu.
„Folgt mir. Und ihr ...“ Er schaute Jeras und Filyma beschwörend an. „Ihr passt auf ihn auf.“ Beide Männer verließen den Raum. Filyma setzte sich hinter den Freund und strich ihm gedankenverloren durchs Haar. Sie hielt seinen Kopf und legte ihn ganz langsam in ihren Schoß. Jeras umklammerte müde Liyfaniell und stützte sich gegen die magische Waffe.
„Mir schwant, seine Entscheidung war die falsche.“ Filyma betrachtete Savinama liebevoll, ehe sie antwortete:
„Meinst du seine Entscheidung hier zu leben?“ Nun schaute sie den Jungen mit ihren weißen Augen eindringlich an.
„Ihr wisst ...?“, fragte er erschrocken.
„Ich weiß nicht alles, Jeras, doch es genügt, dass ich nicht weiter frage. Er blieb wegen einer Frau und hat ihr zuliebe alles aufgegeben. Sie muss etwas Besonderes gewesen sein.“ Jeras ließ sich am Bettende nieder. Lange herrschte Ruhe, nur das Kaminknistern war zu hören.
„Sie war meine Mutter“, flüsterte er irgendwann.
„Du musst es mir nicht erzählen.“ Jeras hob den Kopf.
„Ich möchte es aber erzählen, denn sonst kann ich mit niemandem darüber sprechen.“ Verzweiflung lag in seiner Stimme. Jeras ließ den Kopf hängen. „Eigentlich müsste ich den Vigil hassen. Wegen ihm starben meine Eltern. Doch ohne meine Mutter würden wir nur noch aus Asche bestehen, hat sie doch das Ende der alten Welt verhindert mit ... mit Liebe.“ Er holte tief Luft, erzählte der Kriegerin die ganze Geschichte und endete schließlich damit: „Tamin ist sein damaliger Schüler. Ich kann nicht genau sagen, warum er ihn angreift, doch er sprach davon, dass die Waage zurückkehren muss.“ Nun verstand Filyma die Bilder, die sie in Savinamas Geist gesehen hatte und die ihn in seinen Träumen verfolgten. Welch große Liebe mussten sie empfunden haben, dass sie trotz seines Vergessens wieder zueinander gefunden hatten. Nur zu welchem Preis?
Eine Energiewelle war zu fühlen. Die Arme unter seinem Mantel vergraben stand Tamin wieder im Raum und machte keinerlei Anstalten anzugreifen.
„Was wollt ihr hier?“ Ihre Stimme klang alles andere als freundlich. Jeras drehte sich erschrocken um. Sofort sprang er auf die Füße und hielt angriffslustig den magischen Stab vor sich.
„Warten.“ Die Antwort kam forsch.
„Ich bringe euch um“, rief der Junge. Tamin gönnte ihm nicht mehr als einen abfälligen Blick.
„Spiele nicht mit etwas, dessen du nicht Herr bist.“
„Und ihr?“, gab Filyma zurück. „Ihr spielt mit Savinama und doch seid auch ihr nicht sein Herr.“ Tamin winkte ab.
„Naé. Es gibt Dinge, Magierin, die nicht in eurer Macht stehen und es gibt Dinge, die getan werden müssen. Der Platz des Ecares Vigil ist nicht hier, nicht unter euch, und es gibt Aufgaben, die über euren stehen. Warum wird er nicht wach?“ Filyma erhob sich und trat auf Tamin zu.
„Weil er ein Betäubungsmittel bekam.“ Und funkelte böse hinterher: „Damit er nicht leiden muss.“
„Der Wächter kann nicht leiden.“
„Bist du dumm? Er ist kein Wächter mehr, er ist ein Magier, wie wir alle, der Schmerz spürt.“ Die Tür ging auf und Shorbo trat ein. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen, als er Tamin erblickte.
„Was wollt ihr schon
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