Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
tollpatschige, arrogante und am Ende melancholische Savinama von früher nicht mehr existierte. Vor ihr stand ein erwachsener Mann.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er nickte leicht. „Du bist so schweigsam und zurückgezogen.“ Er streifte mit einer Hand die Kapuze zurück und nun sah sie das Lächeln, das nicht gespielt war. Freundlichkeit stand in seinen Augen, aber auch etwas Nachdenkliches.
„Mach dir keine Sorgen, Filyma, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur … nachgedacht.“ Er blickte wieder aufs Meer hinaus. Sie konnte fühlen, dass er nicht aussprechen würde, was genau ihn beschäftigte, also versuchte sie es mit einfachem Geplänkel.
„Freust du dich darauf wieder nach Hause zu kommen?“ Nun war er es, der sie ansah und eine Hand auf ihre Schulter legte, ehe er an ihr vorbei zum Schiff schritt. Verdattert sah sie ihm nach.
„Hallo?“, moserte sie hinter ihm her. „Ich wollte dir noch sagen, dass ich mitkomme nach Liyiell.“ Sie drehte sich herum und stieß prompt mit Karaz zusammen, der unbemerkt hinter sie getreten war.
„Verdammt, musst du mich so erschrecken?“ Karaz blickte zum Schiff, dessen Taue gerade eingeholt wurden und hob noch einmal die Hand zum Gruße.
Sie folgte seiner Geste und sah, wie Savinama neben Arthol an die Reling trat. „Er hat sich sehr verändert“, stellte sie leise fest.
„Aé, das hat er.“ Filyma seufzte.
„Ich weiß noch nicht, ob mir diese Veränderung gefällt. So nervig er war, als er nur gejammert hat wie ein kleines Mädchen, hm, sein jetziges Auftreten gibt mir das Gefühl wieder ganz klein zu sein.“ Karaz umarmte die Freundin.
„Du und von anderen etwas lernen? Das geht gar nicht. Beeile dich, wenn du noch mit willst, denn sonst fahren sie ohne dich los. Und Filyma“, er ließ sie los und hob ihr Bündel vom Boden auf, „komm gesund wieder.“ Sie lachte und rannte los.
40.
Vier Tage später legte das Schiff im Hafen Liyiells an. Savinama stand an Deck und beobachtete, wie die Taue angezogen wurden.
„Was beschäftigt dich so, mein Freund?“ Der Magier wandte sich bei Arthols Worten nicht um und sah zu, wie die der Steg niedergelassen wurde. Er blickte in die hoffnungsvollen Gesichter der Wartenden auf dem Kai und er schaute auch nicht weg, als die Bahren mit den Toten vom Schiff getragen wurden. Er schien jeden einzelnen wahrzunehmen, der ängstlich auf die Toten sah. Dazwischen die Überlebenden. Klagen und Freudeschreie erklangen von der Kaimauer.
„So viele Träume, die zerstört wurden“, sprach er zu sich selbst. Arthol trat direkt neben ihn.
„Aé, aber auch viele, die zurückkehren. Du solltest immer daran denken Savinama, es hätte ganz anders ausgehen können. Ich hätte dich verlieren können.“
„Was bin ich gegen eine solche Menge?“ Kurz darauf sah Arthol, wie er mit einem Bündel und einem Pferd das Schiff verließ.
„Reite nur! Doch du solltest nicht vergessen, du kannst nicht für das Schicksal einer ganzen Welt die Verantwortung übernehmen.“ Der Kreisführer musste selbst über sich lachen. Hatte Savinama dies nicht schon getan, als er seine Erinnerung verbannte, das Wissen wer er wirklich war? Da hatte er das Schicksal einer ganzen Welt bestimmt und ihnen das Leben geschenkt. Wie gerne hätte Arthol ihm dieses gesagt, doch würde er es nie tun. Savinama hatte Freunde gewonnen und den Respekt zweier Länder. Und das wollte er ihm mitteilen. Arthol hob die Hand.
„Warte auf mich“, rief er über die Reling und machte sich eilig auf den Weg.
Als Savinama und Filyma auf ihren Pferden die weißen Gebäude erreichten, war Filyma beeindruckt. Sie war noch nicht oft hier. Das letzte Mal, an das sie sich erinnern konnte, war sie noch sehr jung gewesen.
Ein Kind mit hellbraunen lockigen Haaren, das ihr fast bis auf die Hüften fiel, kam auf sie zugerannt.
„Onkel Savin.“ Im ersten Moment wirkte er irritiert. Sie schlang die Arme um sein Bein und drückte ihr Gesicht in den weichen Stoff des Mantels, als er gerade abgestiegen war. „Ich hab dich so vermisst.“ Savinama ging in die Hocke und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
„Na, so besonders sind meine Fähigkeiten als Magistratero auch nicht, dass du dich so freuen musst, dass ich wieder da bin.“ Das Kind starrte ihn an. Die kleinen Augenbrauen zogen sich nach unten.
„Was ist mit dir Onkel?“, fragte sie nun fast ängstlich. Er zögerte, betrachtete sie genau, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
„Entschuldige,
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