Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
verborgen, damit er es nicht erfuhr. In diesem Moment fasste er einen Entschluss. Der Kreisführer drehte sich um und verließ das Zimmer. Er eilte über den Flur.
„Sattelt ein Pferd“, rief er über die Brüstung in die Vorhalle. Vielleicht würde sie ihn dafür hassen, vielleicht würde man ihn gar nicht erhören, doch es war ihm egal. Nur wenige Minuten später jagte sein Pferd über das Kiesbett vor den Hallen, dass die Steine wegflogen. Eine Staubfahne folgte den Hufschlägen des Tieres.
Arthol versuchte das Sterben um sich herum zu ignorieren, doch gerade jetzt brach es durch ihn hindurch wie sein eigener Tod. Nur noch trockener Boden, dessen Staub durch die Winde in Böen über das Land getragen wurde. Es war kalt und die Luft schmerzte im Gesicht. Er preschte den Hang hinunter und durch den blattlosen Wald. Die Bäume sahen aus wie Tiere ohne Fell, deren Klauen sich in den mattgrauen Himmel streckten, als suchten sie Halt. Der ehemalige See tauchte vor ihm auf und an dessen steinigem Ufer bremste er das Tier scharf ab, dass es sich unwillig im Kreis drehte. Nicht einmal hier gab es noch Wasser. Der Felsen, der immer im Wasser gelegen hatte, stach wie ein Mahnmal hervor.
„Wächter!“, schrie er hinaus. Das Tier bäumte sich auf, doch Arthol ließ nicht los. „Ecares Vigil!“, wiederholte er und seine Stimme klang wie ein Echo in der Weite. Kein Vogel, nichts war zu hören. „Hört mich an, Ecares Vigil, ihr, der ihr die Waage des Lebens seid, dessen Name für Anfang und Ende steht.“ Das Tier versuchte erneut sich zu befreien, doch Arthol riss die Zügel hart zurück und stellte sich in die Steigbügel. „Wenn es unsere Zeit ist, so möge es so sein, doch solltet ihr wissen, dass sich die eure verändert hat.“ Eine Windböe trieb ihm Staub in die Augen, dass er blinzeln musste. „Seid ihr bereit euren eigenen Stab zu brechen?“ Seine Stimme klang zunehmend verzweifelt.
„Was von je her Kreis ist, kann nicht brechen Magicero.“ Arthol war es, als fiele ihm ein Stein vom Herzen. Scharf wendete er den Hengst.
Direkt vor den Bäumen stand er. Stolz und ruhig, in seiner rechten Hand jenen Stab haltend, von dem Arthol wusste, dass es nichts Mächtigeres gab.
„Ist es nicht so, dass wer einen Stein ins Wasser wirft, ihrer viele entstehen lässt?“ Der Vigil schwieg. „Ihr wart der Stein, Savinama.“
„So bin ich nicht der Stein, der fiel, sondern das Wasser, das seine Vergangenheit in die Gegenwart trägt.“ Arthol stieg ab und trat nun direkt auf ihn zu. Fest blickte er ihm in die Augen.
„Ihr irrt euch. Ihr habt einen neuen Kreis erschaffen.“ Der Wächter dachte über Arthols Worte nach. „Ineana wird sterben! Ich flehe euch an, geht zu ihr, wenn ihr wirklich verstanden habt, was ihr für diese Frau wart, geht zu ihr!“, brüllte er ihn an. Das erste Mal sah er eine Regung im Gesicht des anderen, so etwas wie Traurigkeit.
„Arthol Resas, ich respektiere den Wunsch ihrer Worte.“ Arthol holte tief Luft, als er sich verbeugte. „Ecares Vigil, ich bitte euch in allen Ehren und dies tue ich als Freund.“ Savinamas Haltung veränderte sich. Er drehte sich ein wenig zur Seite und schien überrascht. „Bitte!“, setzte Arthol nun nochmal nach. Es schien unendlich lange zu dauern, doch dann verbeugte sich der Wächter und verschwand. Der Kreisführer lief spontan zurück zum Pferd, hob die Zügel vom Boden und sprang mit einem Satz auf. Scharf wendete er und jagte den Weg zurück.
Vor den Hallen angekommen warf Arthol einem der Burschen die Zügel zu und war schon halb am Tor, als der Wächter aus den Schatten trat. Erleichtert nickte Arthol ihm zu.
„Folgt mir.“ Im Gehen zog er den staubbedeckten Mantel aus. Er war froh, dass der Vigil den Stab nicht trug, denn auch so schauten ihnen genug Magier in der Halle verwundert nach.
„Wartet“, bat Arthol vor der Tür ihres Zimmers. Leise öffnete er und schaute hinein. Als er niemanden sah, winkte er ihm zu folgen. Fest drückte er die Tür wieder ins Schloss und eilte an das Bett der Priesterin.
„Ineana?“ Sie bewegte sich etwas. „Bitte wach auf.“ Der Kreisführer war unendlich froh, als sie ihn aus müden Augen ansah. „Komm.“ Er half ihr sich aufzusetzen und trat dann zur Seite. Ineana riss die Augen weit auf, als sie den Wächter erblickte. „Nicht immer sind deine Entscheidungen richtig.“ Und damit trat Arthol zurück. Savinama sah sie einfach an. „Es war nicht mein Wunsch das Gras erneut zu biegen“,
Weitere Kostenlose Bücher