Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
sprach er mit seiner warmen Stimme. Schmerz trat in ihre Augen.
„Würde der Wind das Gras nur biegen oder gegen seinen Willen brechen? Oder wäre es eine Berührung?“ Sie lächelte und streckte ihm die rechte Hand entgegen. Kurz zögerte er. „Savin, ich weiß, dass es nicht nur ein Spiegel war, doch musste ich es mir einreden. Wie sonst sollte ich mit der Schuld leben andere zu verletzen.“ Genau dies hatte sie mit der Zeit begriffen und war unglücklich darüber. Sie hatte Savinama weggestoßen, um sich selber einer Entscheidung zu entziehen. Endlich kam er zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und ergriff ihre Hand.
„Der Wind suchte oft das Gras.“ Ineana spürte einen Hauch von Traurigkeit. Sie konnte fühlen, wie er vorsichtig den Rand ihres Geistes streifte, fast als wollte er sie streicheln, sich aber dann wieder zurückzog. Sie hatte ihm gesagt dass man dies nicht tat. Das gebot der Respekt. Die Priesterin begriff langsam, dass er mehr empfinden konnte, als man ihm nachsagte, dass er über ihre Worte nachgedacht haben musste und ihre Worte ihn verletzten. Er drückte ihre Hand auf das Bett und senkte den Kopf.
„Aé Ineana, mein Sein ist ohne euch einsam.“ Er hatte sich wirklich alles gemerkt. Dies konnte definitiv nichts mehr mit ihren Strömen zu tun haben. Sie schluchzte und zog ihn fest an sich. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Sachte berührte er ihr Haar. „Keines eurer Worte muss euch leid tun.“ Er spürte, wie sie ihre Energien freigab und schloss die Augen. Nach schier unendlich langer Zeit blickte er sie plötzlich an. Unverständnis lag in seinen Augen. Fragen, die Suche nach Antworten, der Versuch zu verstehen. Auch Furcht. Sie nahm seine Hand und ließ sie sanft über ihren Bauch gleiten. Er hob die seine, betrachtete sie wie etwas, das er noch nie gesehen hatte.
„Es ist eure Tochter“, sagte Ineana. Arthol vermied es sie zu fragen, woher sie wusste, dass es ein Mädchen wird. Aufmerksam beobachtete er die Reaktion des Wächters. Wenn er wirklich empfinden konnte, und danach sah es aus, musste das für ihn ein Schock sein. Savinama erhob sich langsam, ließ ihre Hand los und schritt zum Fenster. Dort drehte er sich wieder um und sah sie an, als wäre die Priesterin ein fremdes Wesen.
„Savin?“, flüsterte sie leise. Der Wächter schaute Arthol an.
„Ich kann kein Stein sein“, sagte er so leise, dass Arthol Mühe hatte ihn zu verstehen. Der Kreisführer trat zu ihm. „Ihr seid nicht nur das Wasser, Ecares Vigil.“
Ineana verstand kein Wort. Das war bei weitem nicht die Reaktion, auf die sie gehofft hatte.
„Wenn ihr die Elemente selber seid, warum also nicht auch ein Stein?“ Savinama ballte die Hand zur Faust und blickte wieder zum Fenster hinaus. In jene Welt, die nur noch wenige Atemzüge hatte und ihr Haupt mit Staub bedeckte. Kurz darauf kam der Wächter wieder zu ihr, fiel vor Ineana auf die Knie, ergriff ihre Hände und bettete sein Gesicht darauf. Der Priesterin blieb kurz der Atem weg. Es war wie eine Schockwelle, als die Energien des Wächters ohne Vorwarnung auf sie übergingen. „Was tust du…?“ Irritiert suchte sie Arthols Hilfe. Der Kreisführer trat hinter den Wächter und legte eine Hand auf seine Schulter. Ineana kniff die Augen zusammen, fühlte wie sich ihr Herzschlag auf den seinen einstellte und langsam in ein Gemeinsames übergingen, als wäre sie selber der Lauf des Wassers. Am Rande vernahm sie fremde Stimmen. Und vor ihrem inneren Auge wirkte es, als würde sie sich für Sekunden mitten in einem Meer aus Sternen befinden. Ohne Anfang und Ende.
Arthol sah, wie ein leichtes Glühen unter den Händen des Wächters entstand, das sich auf die Priesterin übertrug. Ihre Augen nahmen wieder jenen Bernsteinton an und die Blässe ihrer Haut wich einem sanften Schimmer. Er lächelte zufrieden. Ja, dies hatte er gehofft.
Ineana keuchte und krallte sich mit einer Hand in den Mantel des Wächters. Noch immer war ihr Geist in dieser Unendlichkeit, an dessen Ufern ein helles Licht zu leuchten begann und sich geradewegs auf sie zu bewegte, um dann in einer gewaltigen Explosion über sie hereinzubrechen. Für eine Sekunde war sie sich sicher, den Herzschlag des Lebens zu fühlen, ehe ihr Bewusstsein Erlösung in Bewusstlosigkeit fand.
Ganz vorsichtig, als wäre Ineana etwas Zerbrechliches, ließ sie der Wächter zurück in die Kissen gleiten. Er erhob und verbeugte sich und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Ruhe! Dein
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